Dorfbäckerei Ottenbach ohne Zukunft

Eigentlich kennt man in Ottenbach Jakob Hausheer eher als Fischer und vor allem als Fischkoch und weniger als Bäcker. Kein Dorffest und kein wichtiger Anlass, an dem nicht seine Fischfilets im Teig reissenden Absatz finden.

Besitzerfamilie und amtierender Bäcker: Jakob Hausheer, Rolf Rimann, Ursula Hausheer, Beatrice Rimann und Käthi Kurtz (von links) vor der Ottenbacher Bäckerei. (Bild Martin Mullis)
Besitzerfamilie und amtierender Bäcker: Jakob Hausheer, Rolf Rimann, Ursula Hausheer, Beatrice Rimann und Käthi Kurtz (von links) vor der Ottenbacher Bäckerei. (Bild Martin Mullis)

Das war im Dorf an der Reuss nicht immer so. Im Rahmen des Firmenjubiläums der Bäckerfamilie Rimann sitzen die Besitzer und die Mieter der Bäckerei draussen vor dem Ladengeschäft an der Sonne. Jakob Hausheer, seine Frau Ursula und Schwester Käthi Kurtz, die ebenfalls lange Jahre in der Bäckerei des Vaters mithalf, erzählen von früheren Zeiten. Jakob Hausheer lernte bei seinem Vater in der 4. Generation Bäcker. Seine Lehre begann er 1957, anschliessend arbeitete er an drei bis vier Stellen überall in der Schweiz. Nach seinen Gesellenjahren war er bis 1970 Angestellter seines Vaters.

Bäcker ist ein harter Broterwerb

Eine Mehlallergie zwang ihn dann zu einem Berufswechsel. Nach verschiedenen Wechseln mieteten Beatrice und Rolf Rimann 1986 die Bäckerei und feiern nun dieses Jahr ihr 25-Jahre-Firmenjubiläum. Kein Wunder, wenn nach so vielen Jahren die Besitzerfamilie und der frühere Bäcker, zusammen mit dem langjährigen Mieter, viel zu erzählen wissen.

Natürlich war früher alles anders, zumindest ist das die einhellige Meinung aller in Nostalgie schwelgenden Personen. Sobald allerdings verlangt wird, den Begriff «anders» zu werten, gehen die Meinungen etwas auseinander. Schon seit jeher gelte das Bäckerhandwerk als harter Beruf. Ganz früher sei der Dorfbäcker allerdings genau wie der Pfarrer oder der Lehrer im Dorf eine Respektsperson gewesen.

Das Produktesortiment sei vor 25 Jahren von ungefähr 10 Sorten Brot auf gut und gerne 30 verschiedene Brotsorten gewachsen. Auch würden sich die Kunden viel gesundheitsbewusster verhalten, so sei ausser dem Sonntagszopf weisses Brot nicht mehr gefragt.

Herstellen von Schoggihasen

Jakob Hausheer bereut seine Bäckerlaufbahn nicht, das sieht seine Frau allerdings etwas anders. An die Zeit mit seinem Vater hat er sehr gute Erinnerungen. Wer ihn kennt, glaubt seinen Schilderungen. Jakob Hausheer Senior sei ein äusserst humorvoller Bäcker gewesen, der immer zu allerlei Schabernack aufgelegt gewesen sei. Das Sprichwort vom Apfel, der nie weit vom Stamme fällt, beweist in diesem Falle einmal mehr unwiderlegbare Gültigkeit. So ganz aufgegeben hat Jakob Hausheer seinen ehemaligen Beruf aber dann doch nicht. Noch heute giesst er mit seinen Enkeln und deren Freunden und Kollegen einmal im Jahr zu Ostern in alten Formen Schoggihasen. An diesen eigentlichen Workshops beteiligen sich jeweils gegen 30 Kinder, welche die Süssigkeiten unter Anleitung des «alten Hasen» herstellen und anschliessend mit nach Hause nehmen dürfen. Für die Weiterführung der Bäckerei an der Muristrasse nach der Pensionierung von Rolf Rimann, welche in einigen Jahren ansteht, sieht die Besitzerfamilie Hausheer allerdings schlechte Aussichten. Die Grossverteiler mit ihren riesigen umfassenden Sortimenten bereiten kleinen Familienbäckereien grosse existenzielle Sorgen. (mm)

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