Nun laufen sie wieder, die Pressen der Ämtler Kundenmoster

Nun laufen sie wieder, die Pressen der Ämtler Kundenmoster. Der gute Behang – dank Regen und wenig Hitze – beschert in diesem Jahr eine überdurchschnittliche Saftmenge.

Schmeckt gut und ist gesund: Bruno Wittwer und Kinder trinken Most frisch ab Presse. (Bilder Werner Schneiter)Startet in die 22. Saison als Kundenmoster: Felix Leutert in Maschwanden.

Schmeckt gut und ist gesund: Bruno Wittwer und Kinder trinken Most frisch ab Presse. (Bilder Werner Schneiter)Startet in die 22. Saison als Kundenmoster: Felix Leutert in Maschwanden.

Bei Bruno Wittwer im Obfelder Dorfteil Bickwil fahren seit wenigen Tagen Traktoren mit Ladeanhänger, aber auch Privatautos vor. Harassen werden entladen und deren Inhalt in den Silo gekippt. Der Verarbeitungsvorgang ist einfach: Die Äpfel – in dieser Jahreszeit vor allem Gravensteiner – werden gewaschen, fein gemahlen und gepresst. Der Saftstrom, anfänglich «garniert» mit Schaum, läuft und läuft... Frisch ab Presse. Kinder halten ihre Becher hin. Most ist nicht nur Durstlöscher, er ist auch sehr gesund.

Die Familie Wittwer mostet seit bald 50 Jahren, 1966 startete Vater Fritz. Seit 14 Jahren ist Sohn Bruno Besitzer, der zu seinem Zimmereibetrieb mit der Kundenmosterei ebenfalls ein zweites Standbein unterhält. Mit seiner Zwei-Band-Presse presst er pro Stunde rund 2300 Liter Most. 100 kg Äpfel ergeben rund 70 Liter; sie dürfen vor dem Pressvorgang nicht allzu reif sein. Der Saft kann in der Selbstbedienungsanlage bezogen werden, zu Fr. 1.30 pro Liter – ein seit einigen Jahren geltender Preis. Die Kundschaft schätzt das und bezieht pro Woche manchmal gegen 400 Liter nicht pasteurisierten Apfelsaft. Jener Teil, der pasteurisiert wird, muss auf 78 Grad erhitzt werden. Das Abfüllen in sogenannte 5- und 10-Liter-Bag-in-Boxen besorgt Heini Nägeli aus Dachlissen, selbst Bauer. Dieser Teil an Most wird mit Gelatine geklärt, er verliert die naturtrübe Farbe. «Das ist nötig, weil ansonsten in den Boxen unliebsamer Bodensatz entsteht», sagt Bruno Wittwer.

Peter Schmid: Keine Transporte mehr zur Fremo

Apropos Überreste nach dem Pressvorgang, Träsch genannt: Diesen verfüttern die Landwirte ihren Kühen. Vor Jahren hat Bruno Wittwer eine grössere Menge an Äpfeln gepresst. Der Rückgang hat mit der schrumpfenden Zahl an Landwirtschaftsbetrieben zu tun. Mostobstproduzenten aus dem Säuliamt konnten bisher ihre geernteten Früchte zu Peter Schmid, Bau-Dienstleistungen in Affoltern karren. Dieser besorgte dann den Transport in die Fremo in Muri. Diese Dienstleistung, mit der Schmid 2008 begonnen hatte, gibt es seit diesem Jahr nicht mehr. «Die uns gelieferten Mengen waren für unsere grossen Fahrzeuge einfach zu gering. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmte nicht mehr», begründet Peter Schmid diesen Schritt.

Das könnte möglicherweise weitere Bauen davon abhalten, weiterhin auf Mostobst zu setzen. Immerhin stellt Wittwer fest, dass der Direktverkauf von Most ab Presse zugenommen hat. Der steigende Privatverkauf lässt den Schluss zu, dass in Familien nicht nur Coca-Cola getrunken wird.

50000 bis 70000 Liter pro Saison

Felix Leutert, Kundenmoster in Maschwanden, hat soeben seine 22. Saison in Angriff genommen. Zu diesem Erwerbszweig kam er, weil damals Moster Hans Gut diese Tätigkeit altershalber einstellte. «14 Tage später stand eine Presse in unserem Betrieb», erzählt er. Seit dem Jahr 2000 steht das dritte Modell in der Scheune. Die Ein-Band-Presse schafft etwa 1000 Liter pro Stunde. Jährlich sind das 50000 bis 70000 Liter – etwa die zehnfache Menge im Vergleich zu Leuterts Anfängen.

Gegen 90 Prozent der verarbeiteten Äpfel ist Kundenarbeit – mit anderen Worten: Die von Privaten und Bauern herbeigekarrten Mengen werden verarbeitet und von diesen als Saft wieder zurückgenommen. Auch bei Felix Leutert wird ein Teil pasteurisiert, in Standflaschen oder in die Bag-in-Boxen abgefüllt – mit Erfolg. Seither steigt der Verkauf. Vermehrt sind auch kleinere Mengen gefragt. Ab diesem Jahr geht bei Felix Leutert Most sogar in Halbliter-Flaschen weg.

Er lässt im Übrigen auch «Chlöpfmoscht» herstellen, derzeit rund 500 Flaschen pro Saison, die in Geschäften und Hofläden verkauft werden. Der Gärungsprozess des Saftes erfolgt in der Weinkellerei von Paul Gasser in Ellikon an der Thur.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern27.03.2024

Zwei Gebäude für eine «entspannte Lösung»

«Zweimal zwei Zwillinge» – das Siegerprojekt für neue Schulbauten in Affoltern
Bezirk Affoltern27.03.2024

Für den Volg keimt Hoffnung auf

Spenden-Sammelaktion über 250'000 Franken soll den Maschwander Dorfladen retten
Bezirk Affoltern27.03.2024

Jetzt können die Ostertage kommen

Herzlichen Dank für die zahlreichen Einsendungen mit Kinderzeichnungen – Wir präsentieren eine kleine Auswahl – Die Gewinnerinnen und Gewinner der fünf…