Wo fast 900000 historisch wertvolle Objekte bearbeitet und gelagert werden

Das Sammlungszentrum des Nationalmuseums in Affoltern macht Schweizer Geschichte sichtbar

Hier werden Gegenstände von unschätzbarem Wert gelagert.

Hier werden Gegenstände von unschätzbarem Wert gelagert.

Der damalige Bundesrat Pascal Couchepin eröffnete 2007 das Sammlungszentrum, das in den ehemaligen Räumen des Zeughauses errichtet wurde. Dort werden inzwischen rund 850000 Objekte gelagert. Hinzu kommen jene 40000, die noch in einem der ehemaligen Zeughäuser ihren Platz finden. Mit der Umsetzung des Bauprojektes, über das der «Anzeiger» mehrmals berichtet hat, wird das Sammlungszentrum erheblich vergrössert. «Damit haben wird dann eine Kapazität, die für die nächsten 20 Jahre ausreicht», sagt Bernard A. Schüle, Leiter Objektzentrum und Kurator. Das erlaubt dann auch die Überführung der Objekte aus den alten Zeughäusern.

Im Mai 2014 wurde der Architekturwettbewerb des Erweiterungsprojekts abgeschlossen; derzeit liegt es beim Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL), wo es den Feinschliff erhält und – so Bernard A. Schüle – voraussichtlich in den Jahren 2019 bis 2021 umgesetzt wird.

Kuratoren-Kollegium entscheidet über Aufnahme

Nicht exakt lassen sich die jährlichen Neueingänze beziffern. Es sind rund 7000 neue Inventarnummern. «Dabei kann es sich um ein Einzelobjekt oder um eine Serie handeln», fügt Schüle bei. Verantwortlich für die Aufnahme von neuen Objekten sind Kuratorinnen und Kuratoren – ein Fachgremium von Historikern, Kunsthistorikern, Ethnologen, Archäologen. Das sind Spezialisten für die verschiedenen Bereiche wie Textil, Militaria, Technologie, Brauchtum, Historie, Foto, Pressefotos, Edelmetall, Glas, Keramik, Gemälde usw. Ins Inventar aufgenommen werden auch wichtige Zeitzeugen – Dinge, die in einem Jahr oder in einer Epoche herausgeragt sind. «Wir nehmen zum Beispiel Trendobjekte des Jahres in unsere Sammlung auf», sagt Schüle. Zweimal hat man das schon getan, in den Jahren 2011 und 2013, zum Beispiel das Ipad2 und Aperol. «Damit dokumentieren wir jeweils die Trends eines bestimmten Zeitraumes», fügt der Objektleiter bei. In diesem Bereich wird mit dem Gottlieb-Duttweiler-Institut zusammengearbeitet. Dieses stellt eine Liste mit typischen Dingen eines bestimmten Zeitraumes zusammen.

Was dann letztlich an historisch Bedeutsamem und an Trendigem aufgenommen wird, entscheidet das Kuratoren-Kollegium gemeinsam. Das können Gegenstände aus Schenkungen, Legate oder Ankäufe sein, für die der Bund ein Budget bereitstellt. «Für ganz teure Ankäufe ist die Bewilligung des Direktors nötig», hält Bernard A. Schüle fest. «Wir können mit dem uns zur Verfügung stehenden Budget gut arbeiten.»

Untersuchen, stabilisieren und konservieren

Haben sich die Kuratorinnen und Kuratoren für ein Objekt entschieden, wird es von einem Konservator/Restaurator untersucht. Ist in einem Möbel der Wurm drin, so muss es in die Stickstoffkammer. Sämtliche Objekte sind in einer Datenbank vorhanden und fotografiert. Wichtig ist, dass sie bei Eingang konserviert, stabilisiert, wo nötig restauriert und in einen Zustand gebracht werden, der ein Ausstellen erlaubt. Auch die wissenschaftlichen Arbeiten an solchen Objekten ist anspruchsvoll. Neben der Inventarisierung müssen beispielsweise Wappen aufgeschlüsselt und der Stil eines Möbels festgestellt werden. In Affoltern kümmern sich rund 50 Mitarbeitende (37 Vollzeitstellen) um die Objekte.

Dass nicht jeder Aufnahmewunsch erfüllt werden kann, zeigt das Beispiel einer Textilschneidmaschine in Winterthur. «Wir hätten für diese im Sammlungszentrum zwar Platz gehabt, mussten aber verzichten, weil die zusammengeschweisste Maschine vor Ort in einem Untergeschoss stand und für den Transport hätte zerlegt werden müssen», erklärt Bernard A. Schüle.

Jeden dritten Mittwoch im Monat gibt es im Sammlungszentrum öffentliche Führungen. Das jeweilige Thema ist unter www.sammlungszentrum ersichtlich. Anmeldungen telefonisch oder per E-Mail. Für Gruppen ab etwa zehn Personen können separate Führungen organisiert werden. 2014 wurden insgesamt 2200 Besucher registriert.

 

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