Eine Gefängnisaufseherin, die fast 300 Gramm Drogen ins Gefängnis Affoltern schleuste

Die Frau finanzierte damit ihren eigenen Konsum – zwei Jahre Gefängnis gefordert

Die Beamtin B.W.*, die am 4. Juli 2014 verhaftet wurde, betätigte sich als «Lieferantin», verrichtete Botendienste und bezog auch Stoff für den Eigenbedarf. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, zwischen 1. September 2013 und Anfang Juli 2014 auf entsprechende «Bestellungen» insgesamt 40 Gramm Kokain und mindestens 230 Gramm Marihuana ins Gefängnis Affoltern geschleust zu haben – durchschnittlich einmal pro Woche. Sie versorgte dort sieben Insassen. Darüber hinaus lieferte sie einem Insassen zweimal je eine Ampulle mit 1 Milliliter Testosteron, das sie von einem nicht näher bekannten Lieferanten so übernommen hatte – ohne über den Inhalt des Päcklis Bescheid gewusst zu haben. Auch Esswaren lieferte sie «auf Bestellung» von Gefangenen, Hamburger und Chicken Nuggets.

Einen Teil des ins Gefängnis gelieferte Kokains bezog die Frau zu einem Preis von 100 Franken pro Gramm von einem der Staatsanwaltschaft bekannten Mann – auch für den Eigenkonsum. Dieser warf den Stoff jeweils in den Briefkasten an ihrem Wohnort in Affoltern.

150 Gramm Marihuana bezog die Beamtin von einem nicht näher bekannten Lieferanten. Auch das fand sie jeweils im Briefumschlag in ihrem Briefkasten vor. Als Entschädigung für die Stoff-Lieferungen erhielt die Beschuldigte laut Anklageschrift voneinem Lieferanten kostenlos Marihuana (Rauchhanf) im Wert von rund 4300 Franken. Die Gefängnis-Insassen regelten die Bezahlung jeweils nicht via Beamtin, sondern selbstständig.

Weitere 70 Gramm Marihuana – sieben Lieferungen à 10 Gramm – habe die Beschuldigte im Zeitraum vom 9. Mai bis 16. Juni von zwei Männern an ihrem Wohnort erhalten, von wo der Stoff den Weg ins Gefängnis fand. Auch in diesem Fall regelten dieAbnehmer die Bezahlung in eigener Regie. Die Frau ihrerseits bezog auch Stoff im Wert von 2100 Franken für sich und ihren Wohnpartner. Als Entschädigung für ihre «Dienste» erhielt sie «ab und zu» etwas Marihuana – insgesamt wurde die Frau für diese Botengänge mit 25 Gramm für Eigenbedarf belohnt.

Die Angeklagte, so die Staatsanwaltschaft, habe dank ihrer Funktion als Aufseherin die Möglichkeit,Lieferungen ins Gefängnis vorzunehmen, «extensiv ausgenützt». Sie habe dies getan, um ihren eigenen Betäubungsmittelbedarf zu decken. Die Beschuldigte habe ab unbestimmtem Zeitpunkt bis zum 4. Juli täglich mindestens einen Joint geraucht und durchschnittlich einmal wöchentlich eine Linie Kokain durch Schnupfen konsumiert, hält die Staatsanwaltschaft fest.

Sie wirft ihr mehrfachen Amtsmissbrauch, mehrfaches Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz und mehrfache Übertretung desselben vor. Die Staatsanwaltschaft fordert 24 Monate Gefängnis, bei einer Probezeit von zwei Jahren – und 1000 Franken Busse. 81 Tage verweilte die Frau in Untersuchungshaft und muss nun im Frühsommer vor Gericht. (-ter.)

*Name der Redaktion bekannt

 

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