Wo altes Handwerk und Brauchtum leben

Flachs verarbeitende Frauen und andere Handwerkskunst bereicherten den Mühlentag in der Stalliker Aumüli

Pferdehuf beschlagen. Am Spinnrad. Mühlentag-Macher, von links: Stiftungspräsident Ferdinand Gramsamer, Fredi Hofmann, Windmühlen-Betreiberin Barbara Tanner und Adrian Schürch. Bei den «Wöschwiibern» der Trachtengruppe Sihltal: Den Knirps fotografieren, wie er sich im einstigen Waschen von Wäsche versucht. Klöppeln ...

Pferdehuf beschlagen. Am Spinnrad. Mühlentag-Macher, von links: Stiftungspräsident Ferdinand Gramsamer, Fredi Hofmann, Windmühlen-Betreiberin Barbara Tanner und Adrian Schürch. Bei den «Wöschwiibern» der Trachtengruppe Sihltal: Den Knirps fotografieren, wie er sich im einstigen Waschen von Wäsche versucht. Klöppeln ...

Vor Jahresfrist versetzte RichardBucher, der letzte Handziegler der Schweiz, die Besucher ins Staunen. Und auch in diesem Jahr bot der Mühlentag in der Stalliker Aumüli zahlreiche Aha-Erlebnisse, zum Beispiel die Flachsverarbeitung mittels Brechen, Hecheln, Riffeln und Spinnen, die den diesjährigen Schwerpunkt bildete – ein Handwerk aus einer Zeit, die dem 76-jährigen Fredi Hofmann, dem «Mister Aumüli» aus seiner Jugendzeit noch in bester Erinnerung haften geblieben ist. Er und seine Frau Margrit, die in der Aumüli wohnen, gehören zu den treibenden Kräften, die den Mühlentag im Reppischtal ermöglichen – und sich mit grossen Einsatz für den Erhalt der historischen Anlage eingesetzt haben. Denn ursprünglich sollten auf dem Areal drei Mehrfamilienhäuser errichtet werden. Seit 1976 steht die Aumüli aber unter Schutz. 1998 sprach die kantonale Denkmalpflege einen Beitrag für den Erhalt dieser wichtigen Zeitzeugen. Kernstück bildet die alte, funktionstüchtige Mühle.

Schulklassen oft zu Besuch

Die 1998 gegründete und von Ferdinand Gramsamer präsidierte Stiftung Aumüli verwaltet und pflegt das Erbe – Zeitzeugen, die im Übrigen auch ausserhalb des Mühlentages besichtigt werden können. Von Führungen machen Schulen besonders häufig Gebrauch. «Wir durften im vergangenen Jahr Kinder aus 23 Schulen und Kindergärten begrüssen», freut sich Fredi Hofmann. Das Interesse an alten Dingen scheint ungebrochen, auch wenn Hofmann heute über einen Umstand staunt: «Oft werden uns von privater Seite Antiquitäten angeboten, weil man im Haus offenbar keinen Platz mehr dafür hat. Andererseits locken diese Antiquitäten bei uns wiederum viele Besucher an. Und oft höre ich: Hier ist Geschichte erlebbar – wie im Ballenberg.»

Die Aumüli ist ohne Margrit und Fredi Hofmann undenkbar. Mit Blick auf ihr Alter drängt sich die Frage nach der Zukunft des Kleinods auf. Das Ehepaar will seine Liegenschaft in der Aumüli verkaufen; Nachkommen haben kein Interesse. So bleibt einstweilen die Hoffnung, dass dereinst jemand ihr Erbe fortsetzen und der Mühlentag – mit Unterstützung der Stiftung – weiter Bestand haben wird. Dieses Jahr standen 72 Helferinnen und Helfer im Einsatz. Zusammen mit Stiftungsmitgliedern und den Hofmanns haben sie eines gemein: Herzblut für den Erhalt der Anlage.

Derweil Fredi Hofmann und Ferdinand Gramsamer mit dem Chronisten Zukunftsfragen erörterten, waren beim Hufschmied Hammerschläge zu hören. Aufsteigender Rauch und der Geruch von verbranntem Horn signalisierten das Beschlagen von Pferden. Danach ertönten Alphornklänge von Walter Ess und Aschi Eichenberger, derweil die Weberin am Webstuhl sass und sich Kinder im Waschen von Kleidern übten. Toni Amrein erklärte Besuchern Sägerei und Mühle. Erwähnenswert ist auch Barbara Tanner, die in Holland eine Windmühle betreibt und im Einsatz an der Wassermühle stand.

 

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