Die Turnhalle wird saniert

Die Gemeindeversammlung von Aeugst dauerte zweieinhalb Stunden. Grund waren nicht die durchwegs guten Abschlüsse, sondern die Sanierung einer Strasse. Gemeindepräsident Ruedi Müller sorgte mit seiner ruhigen Versammlungsführung für Gesprächskultur trotz Kontroversen.

Schulpflegerin Sibylle Ziltener stellt das Projekt der Turnhallensanierung vor. (Bild Bernhard Schneider)
Schulpflegerin Sibylle Ziltener stellt das Projekt der Turnhallensanierung vor. (Bild Bernhard Schneider)

Finanzvorstand Peter Hoppler begründete den Ertragsüberschuss der politischen Gemeinde von 460 000 Franken mit einem Minderaufwand für den Spitalzweckverband, tieferen Fürsorgekosten als budgetiert und höheren Einnahmen aus der Grundstückgewinnsteuer. Ein attraktiver Steuerfuss und eine bescheidene Fremdverschuldung seien die Basis der soliden Gemeindefinanzen. Das Eigenkapital beläuft sich auf nahezu acht Millionen Franken bei jährlichen Aufwendungen von knapp sieben Millionen.

Hauptthema Fussgängerschutz

Die Wasserleitung unter der Friedhofstrasse stammt von 1952. Der fehlende Unterbau, die variable Breite von drei bis vier Metern, keine Beleuchtung und die mangelhafte Strassenentwässerung legten eine Sanierung nahe, führten Hochbauvorsteherin Nadia Hausheer und Planungsvorstand Bruno Fuchs aus. Der Kanton habe das Gesuch des Gemeinderats, Tempo 30 auf dieser Strasse einzuführen, abgelehnt, da sich die Strasse zwischen der Landwirtschafts- und der Freihaltezone befinde. Der Gemeinderat habe daher entschieden, die Strasse so zu gestalten, dass sie faktisch nicht mit mehr als 30 Stundenkilometern befahren werde. Sie solle daher bei drei Metern Breite belassen werden, mit einer Kreuzungsmöglichkeit in der Mitte, ergänzt mit einem Gehweg. Auf diese Weise werde die Strassenparzelle von 4.5 Metern Breite zugunsten der Fussgänger vollständig ausgenützt.

Zu Diskussionen Anlass gab nicht der Kreditbetrag von 530 000 Franken, sondern die Frage, ob die beantragte Lösung den optimalen Fussgängerschutz biete. Während die separat ausgewiesenen sanften Kissen beim Verkehrsknoten Allmend-/Friedhofstrasse unbestritten waren, stellte ein Anwohner den Rückweisungsantrag, der allerdings nur zwei Stimmen auf sich vereinen konnte. Sein Abänderungsantrag, den Fussweg auf die andere Seite zu verschieben, unterlag mit allen gegen vier Stimmen. Der Antrag des Gemeinderats wurde schliesslich mit klarem Mehr gutgeheissen. Angekündigt wurde eine Petition für ein Rückkommen des Kantons auf Tempo 30, verbunden mit der Bitte, der Gemeinderat solle in dieser Frage nicht locker lassen. Dieser nahm den Wunsch zustimmend entgegen: Vielleicht brauche es ein wenig Zeit, bis sich der Kanton von diesem Anliegen überzeugen lasse, aber der Gemeinderat bleibe dran.

Zustimmung zur Entsorgungslösung der Dileca

Unbestritten waren die weiteren Traktanden der politischen Gemeinde: Damit Aeugst dem neuen Entsorgungssystem, das die Dileca (Dienstleistungscenter Amt) anbietet, beitreten kann, wurde ein Kredit von 115 000 Franken genehmigt, um die Kehrichtsammelstellen entsprechend umzubauen. Damit schliesst sich Aeugst als neunte Gemeinde des Bezirks dieser Gemeindelösung an, die alles aus einer Hand anbietet. Sodann wird im Rahmen des kantonalen Projektes «Umlegung Reppisch» der Mülibergbach offengelegt und ökologisch aufgewertet. Der Kredit dafür beträgt 192 000 Franken. Ein stattlicher Teil der Summe dürfte in Form von Subventionen zurückfliessen.

Auf viel Interesse stiessen auch die abschliessenden Informationen des Gemeinderats. Der Kampf eines Anwohners gegen den von der Gemeindeversammlung gutgeheissenen Bau an der Dorfstrasse 37 geht weiter. Nachdem er ein Mediationsangebot abgelehnt hat, wartet die Gemeinde nun den Entscheid des Verwaltungsgerichts in dieser Sache ab. Angesichts der bisher fünf durchwegs gewonnenen Gerichtsverfahren regte ein Einwohner eine Schadenersatzklage gegen die Rekurrenten an. Gemeindepräsident Ruedi Müller führte aus, dass es für Gemeinden leider sehr schwierig sei, auch nur einen Teil der enormen Kosten eines solchen Prozesses zurückvergütet zu erhalten.

Weiter orientierte Peter Hoppler über die aktuelle Situation am Spital Affoltern, das operativ sehr gut laufe. Als Mitglied der «Spurgruppe» habe er einige intensive Monate hinter sich. Mit dem Juristen Jürg Burger sei ein Aeugster in die Betriebskommission gewählt worden, die sich nun in neuer Zusammensetzung gemeinsam mit den Delegierten dem fälligen Strategieprozess zuwenden könne. Fazit: «Wir sind zuversichtlich und von der Qualität des Spitals überzeugt.»

Schliesslich erläuterte Bruno Fuchs den schwierigen Fahrplanprozess. Mit erheblichem Einsatz habe ein gangbarer Optimierungsvorschlag erarbeitet werden können. Namentlich werde die Verbindung Hausen – Aeugstertal sichergestellt sowie der Anschluss von Aeugst in Richtung Zug.

Unbestrittene Turnhallensanierung

Mit wenig Diskussionsbedarf konfrontiert wurde Schulpräsidentin Verena Commissaris, trotz des grössten Kreditbegehrens des Abends: Die 1976 eröffnete Turnhalle der Schule Aeugst, die auch von verschiedensten Vereinen benutzt wird, ist sanierungsbedürftig geworden. Die Fenster sind undicht und entsprechen nicht mehr den Vorschriften. Hallenboden, Dach und Fassaden sind beschädigt, die vorstehenden Heizungsradiatoren bergen Unfallgefahr, die Lüftungsanlage arbeitet ineffizient und Ersatzteile sind teilweise nicht mehr erhältlich. Die Schulpflege beantragte daher einen Kredit von 1.55 Millionen Franken, um das ganze Gebäude zu sanieren. Im Vordergrund stehen Werterhaltung der Infrastruktur nach 40 Jahren intensiver Benutzung, Sicherheit durch integrierte Sportgeräte und den Ersatz der Radiatoren durch eine Bodenheizung sowie Energieeffizienz durch eine zeitgemässe Aussenhülle und Fotovoltaikzellen auf dem Dach.

In der Diskussion wurde gewünscht, bereits jetzt die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Photovoltaikanlage künftig auf das ganze Dach ausgeweitet werden kann. Der anwesende Architekt des Projektes hielt fest, es sei alles so eingerichtet, dass dies künftig ohne Mehrkosten möglich sei. Das Projekt überzeugte die Gemeindeversammlung, es wurde ohne Opposition bewilligt. Oppositionslos genehmigt wurde auch die Rechnung der Primarschule, die bei Ausgaben von 3.26 Millionen Franken einen Ertrag von 3.36 Millionen erwirtschaftete. – Keine Diskussion verursachte auch die Rechnung der reformierten Kirche, die bei Ausgaben von 374 000 Franken mit einem kleinen Überschuss abschloss. Zu ausführlicheren Erläuterungen sah sich Kirchgemeindepräsident Hanno Schmidheiny veranlasst anlässlich der Reduktion der Pfarrstelle durch die Zürcher Landeskirche, die das Pfarrpensum in Aeugst 2012 von 100 auf 80 Stellenprozente reduziert hat und ab 2016 nur noch 60 Prozent zulässt. Pfarrerin Bettina Stephan wird künftig neben der Gemeinde Aeugst und dem Götschihof auch am Altersheim der Senevita in Affoltern tätig sein.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern22.04.2024

Fusionieren oder eigenständig bleiben?

Gut besuchte Veranstaltung «Zukunft Maschwanden» mit Auslegeordnung und Lösungsansätzen
Bezirk Affoltern22.04.2024

Ohne Mikroben gäbe es uns nicht

Florianne Koechlin erzählte aus ihrem Buch «verwoben & verflochten»
Bezirk Affoltern22.04.2024

«Irgendwann sagte ich mir: Okay, Eveline, du brauchst jetzt wirklich Freunde!»

Eveline Furters Start ins Auslandsjahr in den USA verlief durchmischt – wie lautet ihr Fazit kurz vor der Heimreise?