«Frage, was du für dein Dorf tun kannst»

Die 1.-August-Feier in Affoltern begann wieder mit der Begrüssung der neu Zugezogenen und neu Eingebürgerten. Anschliessend füllten sich auf dem Marktplatz vor dem Gemeindehaus die Festbänke. EVP-Kantonsrat Daniel Sommer machte in seiner Ansprache Mut, aktiv zu sein und das Dorfleben mitzugestalten.

Festredner Kantonsrat Daniel Sommer (links) und der Affoltemer Gemeindepräsident Clemens Grötsch. (Bild Marianne Voss)
Festredner Kantonsrat Daniel Sommer (links) und der Affoltemer Gemeindepräsident Clemens Grötsch. (Bild Marianne Voss)

Wie bereits vor einem Jahr wurde in Affoltern der Neuzuzüger-Anlass mit der 1.-August-Feier kombiniert. Rund 60 neu Zugezogene und neu Eingebürgerte versammelten sich am Vormittag um 10 Uhr zum «Vorprogramm» im Kasinosaal. Sie wurden über die Ressorts des Gemeinderats, die aktuellen Themen sowie über die Geschichte des Dorfes informiert.

Danach eröffnete die Harmonie Affoltern mit einem rassigen Marsch die offizielle Feier draussen unter dem grossen Vordach. Die Damen vom Frauenturnverein hatten alle Hände voll zu tun, denn an den Tischen hatte sich eine grosse Gästeschar eingefunden. Gemeindepräsident Clemens Grötsch informierte im Rahmen seiner Begrüssung über die gegenwärtige Arbeit des Gemeinderates. Beim Finden von Lösungen seien die Güterabwägungen wichtig. Man wolle sich der Nachhaltigkeit widmen und bei Entscheidungen jeweils den Nutzen für die Umwelt und für den Menschen in den Vordergrund stellen.

Der Festredner war ein Einheimischer. Einer, der Affoltern und das Säuliamt kennt und liebt. In klaren, verständlichen Worten vermittelte der neue EVP-Kantonsrat Daniel Sommer dem Festpublikum seine Botschaften. Es ging ihm um die zentralen Fragen, was wir für unser Dorf, unser Land oder unser Quartier ganz konkret tun können. Seine Beispiele waren aus dem täglichen Leben gegriffen, und seine Ausführungen regten sowohl zum Lachen wie auch zum Nachdenken an.

Statt schimpfen, selber anpacken

«Frage nicht, was das Land für dich tun kann. Frage, was du für dein Land tun kannst.» Dieses Zitat von John F. Kennedy stellte Daniel Sommer an den Anfang. Wer sich in unserer Zeit Gedanken mache, welcher Beitrag der Allgemeinheit nütze, sei wohl in der Minderheit. Der Mensch interessiere sich in erster – und vielleicht auch in zweiter und dritter – Linie für sich selber. Und sein humorvolles Beispiel: «Was lese ich als Erstes im ‹Anzeiger›, wenn ich mit viel Aufwand einen Leserbrief verfasst habe? Richtig, meinen eigenen Leserbrief.»

Egoismus sei aber gar nicht unbedingt negativ. «Denken sie jetzt mal zuerst an sich. Was ist Ihnen wirklich wichtig? Was bereichert Ihr Leben? Was macht das Zusammenleben in Affoltern lebenswert?» Das Zitat von Kennedy könne also auch etwas anders lauten, nämlich: «Frage, was du für dein Dorf tun kannst und was es dir bringt.» Er berichtete von seinem Einsatz im Fussballclub Affoltern und von der Freiwilligenarbeit, die von der Bevölkerung immer weniger praktiziert wird. Doch andererseits wisse man ja inzwischen, dass 1000 Facebook-Freunde weniger glücklich machen als reale Begegnungen in einer Gemeinschaft – «so, wie jetzt hier».

Er ermunterte dazu, statt zu jammern und über Politiker zu schimpfen (was er sowieso nicht gerne habe), doch selber anzupacken, etwas zu verändern oder andern Aufmerksamkeit zu schenken. Dazu zitierte er auch den biblischen Vers «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst», und betonte, dass dieser auch von Psychologen und Psychiatern anerkannt sei. «Denn es ist nun mal so, dass ich andern nur Aufmerksamkeit schenken kann, wenn ich mich selber annehme. Seien wir doch ein bisschen gnädiger und liebevoller zu uns selber, dann können wir auch andern ein Lächeln schenken.»

Verantwortung übernehmen

Ein weiterer Aufruf des Kantonsrates lautete: «Entdecken Sie die Lust an der Verantwortung! Ich bin davon überzeugt, dass echte Verantwortung mein Leben bereichert und sich positiv auf mein Umfeld auswirkt.» Die kleine Beteiligung an den Gemeindeversammlungen oder auch an Abstimmungen zeige, dass wir bequem geworden seien, weil es uns vermutlich zu gut gehe.

Wenn wir als Betroffene unserer Politik wieder vermehrt zu Beteiligten würden, entstehe etwas Entscheidendes: «Es sind nicht mehr nur ‹die da oben›, die über unsere Köpfe hinweg bestimmen, sondern es wird zu unserer eigenen Sache.»

Der Applaus für die Worte des einheimischen Handwerkers und Politikers war gross und wollte kaum enden. Und der gemeinsame Gesang der Nationalhymne gab dem offiziellen Teil des Anlasses einen feierlichen Schlusspunkt.

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