Blindes Vertrauen bei Tempo 1100

Sie verstehen sich auch als Botschafter der Schweiz, die Mitglieder der Patrouille Suisse, die mit ihren Flugkünsten Tausende begeistern. Leader Simon Billeter aus Knonau gewährte den Mitgliedern des Arbeitgeberverbandes an deren Generalversammlung einen Einblick ins Innenleben der Staffel.

Simon Billeter, Leader der Patrouille Suisse. (Bild Werner Schneiter)
Simon Billeter, Leader der Patrouille Suisse. (Bild Werner Schneiter)

Gegründet wurde die Patrouille Suisse im Jahr 1964, und sie war an der Expo in Lausanne erstmals mit vier Huntern im Formationsflug im Einsatz. Erst kam ein Flugzeug dazu, 1978 ein sechstes und zu dieser Zeit auch der erste Einsatz im Ausland. 1995 erfolgte der Wechsel vom Hunter auf den Tiger, von denen heute zwölf im Einsatz stehen. «Weil veraltet, müssten sie für den täglichen Dienst ersetzt werden. Für Flugshows taugen sie aber noch», sagt Simon Billeter. Der 40-Jährige mutierte 2013 zum Leader der Staffel, fliegt also in der Formation immer voraus. Billeter ist in Mettmenstetten aufgewachsen und wohnt heute in Knonau. Hauptberuflich ist er als Militärpilot mit der F/A-18 Hornet ab Flugplatz Meiringen unterwegs – eine Tätigkeit, die ihn zu 70 Prozent beansprucht, 30 Prozent die Patrouille-Suisse-Staffel. «Wir sind auch fliegende Botschafter der Schweiz, bestreiten auch zivile Anlässe im In- und Ausland – nicht nur, um den Fliegerfans Freude zu bereiten. Wir benötigen auch Nachwuchs», sagt Simon Billeter, der nächstes Jahr den Leader-Job abgibt.

Als die Staffel auf einer Höhe von 300 Metern über das Bundeshaus in Bern flog, fand das der Chef der Luftwaffe erst keine gute Idee. Aber der «Vorfall» hatte keine Konsequenzen. «Der Bundesrat verschickte das Bild als Neujahrsgrusskarte», fügte Billeter schmunzelnd bei.

Roger Federer in der Luft

Zum Programm der Patrouille Suisse gehören die verschiedensten Formationsflüge, sogenannte Tunnels, Volten, aber auch andere Markenzeichen, zum Beispiel den «Melkstuhl», das «Matterhorn» oder «Roger Federer», wo die Staffel als «Tennisschläger» fliegt. Die Mannschaft ist eine verschworene Truppe, in der die «Chemie» stimmen und das Vertrauen grenzenlos sein müssen. Teamwork, gute Kommunikation und eine flache Hierarchie – zumindest am Boden, in der Luft wird kommandiert – sind prägende Merkmale der Staffel, für die man sich übrigens nicht bewerben kann. «Wir wählen Menschen aus, nicht Flugpiloten», hält Simon Billeter fest. Zur Ausrüstung gehört natürlich der Fallschirm, eine Schwimmweste, Checklisten und eine Karte. «Wir haben im Tiger keinen Autopiloten und kein Radar, alles wird von Hand gemacht», erklärt Simon Billeter. Das Programm dauert jeweils 20 Minuten. Während der Show ist der Pilot immer in Bewegung, bei variierenden Geschwindigkeiten ständig am «Hebeln» und korrigieren. Millimeterarbeit bei Tempo 1100 (Maximalgeschwindigkeit), die vom Boden aus überwacht wird. Kreuzungen müssen genau dort stattfinden, wo sich das Publikum befindet. Mindesthöhe ist für Solisten 30 Meter, in der Gruppe 100 Meter. Die Abstände zwischen den Fliegern: drei bis fünf Meter! Präzision ist also unabdingbar, ja überlebenswichtig. Und sie wird erschwert durch die Kräfte, die bei solchen Tempi einwirken. Der Pilot ist dem Druck von plus 7 g oder minus 3 g ausgesetzt, also dem 7- bzw. 3-fachen des Körpergewichts. Mit Pressatmung verhindert er, dass Blut aus dem Kopf weicht. Und natürlich sind Piloten mit Spezialbekleidung ausgerüstet.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern22.04.2024

Fusionieren oder eigenständig bleiben?

Gut besuchte Veranstaltung «Zukunft Maschwanden» mit Auslegeordnung und Lösungsansätzen
Bezirk Affoltern22.04.2024

Ohne Mikroben gäbe es uns nicht

Florianne Koechlin erzählte aus ihrem Buch «verwoben & verflochten»
Bezirk Affoltern22.04.2024

«Irgendwann sagte ich mir: Okay, Eveline, du brauchst jetzt wirklich Freunde!»

Eveline Furters Start ins Auslandsjahr in den USA verlief durchmischt – wie lautet ihr Fazit kurz vor der Heimreise?