Verkehrsflüsse kennen keine Kantonsgrenzen – Planung schon

Der Entwurf des regionalen Richtplans für den Bezirk Affoltern zeigt zahlreiche Differenzen zwischen der kantonalen Verwaltung und der Zürcher Planungsgruppe Knonauer Amt (ZPK) auf. Die ZPK ortet gegenüber den Vorgaben des Kantons einen «erheblichen Revisionsbedarf», namentlich bezüglich der Beziehungen über die Kantonsgrenzen hinaus.

Infrastrukturen beeinflussen das Verkehrsverhalten grundlegend. Seit der Eröffnung der A4 erfolgen 97 Prozent des Transitverkehrs durch das Knonauer Amt auf der Strasse. (Bild Erika Schmid)
Infrastrukturen beeinflussen das Verkehrsverhalten grundlegend. Seit der Eröffnung der A4 erfolgen 97 Prozent des Transitverkehrs durch das Knonauer Amt auf der Strasse. (Bild Erika Schmid)

Gemäss dem kantonalen Richtplan sind zur Bewältigung der Mobilitätsnachfrage «alle Verkehrsarten sachgerecht und aufeinander abgestimmt einzusetzen. Der öffentliche Verkehr hat mindestens die Hälfte des Verkehrszuwachses zu übernehmen, der nicht auf den Fuss- oder Veloverkehr entfällt.» Dieser Grundsatz ist unbestritten, wie er umzusetzen ist, sind die kantonale Verwaltung und die ZPK uneinig. «Weil wir am Rande des Kantons liegen, werden wir von der kantonalen Verwaltung noch zu stark als ‹Randgebiet› behandelt, obwohl Maschwanden auch nahe bei Zug, Rotkreuz, Luzern sowie dem Kanton Aargau liegt», hält der Maschwander Gemeindepräsident, Andreas Binder, fest.

Ein anderes Beispiel, das bei der ZPK den Eindruck erweckt, für die Baudirektion ende der Verkehr an der Kantonsgrenze, ist die Klassierung der Islisbergstrasse zwischen Bonstetten und Islisberg: Auf der Aargauer Seite ist sie als Kantonsstrasse klassiert, zumal sie sowohl von Postautos als auch von Schulbussen befahren wird. Die ZPK will die Strasse wenigstens als Verbindungsstrasse klassieren, während die kantonale Verwaltung diese in Missachtung der Klassierung der Strasse im Aargau als kommunale Strasse betrachtet. – Generell wünscht die Region einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs, um die postulierte Verkehrsverlagerung zu erreichen, während die Verwaltung glaubt, der Privatverkehr gehe auch bei ausgedünnten öV-Verbindungen zurück. «Doch bis die Richtplanung umgesetzt ist, sind wir möglicherweise mit einer ganz anderen Realität konfrontiert», wie Kantonsrat Olivier Hofmann provokativ zu bedenken gibt: «Selbstfahrende Autos werden ein individuell nutzbares öV-System schaffen. Dieser individuelle öffentliche Verkehr wird in ländlichen Gegenden den öffentlichen Verkehr, wie wir ihn heute kennen, zumindest ausserhalb der Stosszeiten überflüssig machen. Auch der Transportdienst der Mütter für ihre Kinder wird nicht mehr nötig sein, selbstfahrende leichte Autos werden sie zum Musikunterricht oder zum Sportunterricht bringen.»

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