Bonstetter sammeln gemischten Kunststoff wieder selber

Drei Traktanden beschäftigten die Gemeindeversammlung in Bonstetten zwei Stunden

Das Öki-Mobil gab viel zu reden. (Bild zvg.)
Das Öki-Mobil gab viel zu reden. (Bild zvg.)

Bonstettens Gemeindepräsident Bruno Steinemann begrüsste die Anwesenden punkt 20 Uhr im Gemeindesaal. Die drei gewählten Stimmenzähler ermittelten rasch die beachtliche Anzahl von 157 Stimmberechtigen. Zur Verabschiedung durch die Gemeindeversammlung stand das zweite Budget der per 1. Januar 2016 gebildeten Einheitsgemeinde. Es sieht einen Aufwandüberschuss von 773'000 Franken vor. Finanzvorstand Frank Rutishauser erläuterte die Zahlen und wies darauf hin, dass ab 2018 das neue Gemeindegesetz gelte. Dieses sieht keine Werterhaltungs- und Erneuerungsreserven mehr vor. Diese seien mit 500'000 Franken budgetiert und fielen sodann weg. Deshalb könne der Gemeinderat mit diesem Budget guten Gewissens vor die Stimmberechtigten treten. Frank Rutishauser wies darauf hin, dass in Zukunft verschiedene Gebührenanpassungen nötig seien, so zum Beispiel beim Wasser und Abwasser. Bruno Steinemann hob, bevor er abstimmen liess, noch einmal hervor, dass es ein harter Budgetprozess gewesen sei. Erwähnenswert sei, dass die Schule das Budget ausgepresst habe. Trotz mehr Schüler habe diese einen Effort geleistet, um im Budget zu bleiben. Fragen der Stimmbürger gab es keine und das Budget wurde ohne Gegenstimme angenommen.

Unter Kredit saniert

Die Ausführungsarbeiten zur Sanierung der Chilestrasse wurden auf 375'000 Franken geschätzt. Mit 296'000 Franken konnte der Gemeinderat eine deutlich tiefere Bauabrechnung präsentieren, trotz aufwendiger Sanierung, wie Bruno Steinemann erläuterte. Der günstige Zeitpunkt für die Vergabe der Arbeiten im Herbst und die momentan tiefe Preispolitik im Bausektor trugen dazu bei. Schlussendlich verringerte eine vereinfachte Strassenraumgestaltung die Nebenkosten. Die Stimmbürger honorierten dies mit der einstimmigen Annahme.

«So und jetzt kommen wir zum Geschäft Nummer 3. Ich gehe davon aus, dass es das ist, was die meisten von Ihnen heute Abend interessiert», kündete Bruno Steinemann knapp eine halbe Stunde nach Versammlungsbeginn an.

Hans Wiesners Initiative beinhalte im Wesentlichen, die Sammlung von gemischtem Kunststoff und von Karton, so Bruno Steinemann. Mit Jean-Claude Würmli, Geschäftsführer PET-Recycling Schweiz und Vorstand von Swiss Recycling, habe man einen Experten in Sachen Kunststoff-Recycling eingeladen. Die Versammlung war grundsätzlich damit einverstanden sich dessen fachliche Meinung anzuhören. Zuerst hatte Gemeinderat Patrick Vogel das Wort. Die Initiative sei teilgültig, erklärte er. Über die ersten drei Punkte der Initiative werde nicht abgestimmt. Diese würden organisatorische Punkte beinhalten. Dass die Mehrkosten für das Zusatzfahrzeug über die Abfallgebühren finanziert würden, sei ebenfalls selbsterklärend und die Frist, diese Änderungen auf Mitte August 2016 einzuführen, sei zu kurz gewesen. So würde lediglich darüber abgestimmt, ob die Sammlung von gemischtem Kunststoff künftig in der Abfallverordnung verankert werde.

Karton wird in Bonstetten, wie in vielen anderen Gemeinden alle zwei Monate am Strassenrand gesammelt. Zusätzlich konnte er auch noch im Öki-Mobil abgegeben werden. Ab 2014 sei ein zweites Fahrzeug nötig geworden, ab 2016 hätte sogar ein Drittes eingesetzt werden müssen, erklärte Patrick Vogel weiter und führte dies auf die gewachsene Bevölkerung und das Mehr an Karton durch Online-Bestellungen zurück.

Über die Wiederverwertbarkeit von Kunststoffen

Kunststoffflaschen würden heute schon durch den Detailhandel gesammelt, fuhr Patrick Vogel fort. Zudem lasse sich 70 Prozent des gesammelten Kunststoffes überhaupt nicht rezyklieren. Diese Zahl sollte noch zu diskutieren geben und an diesem Abend nicht abschliessend geklärt werden können. Patrick Vogel betonte, es gehe keineswegs um die Abschaffung des Öki-Mobils. Den Ausführungen von Patrick Vogel hätten jetzt jene des Experten Jean-Claude Würmli folgen sollen. Da meldete sich Initiant Hans Wiesner zu Wort und forderte, seine Initiative gleich vorzustellen zu dürfen, so wie es auch im Kantonsrat üblich sei. Bruno Steinemann hatte damit kein Problem und überliess ihm das Wort.

Hans Wiesner hielt fest, der Öki-Bus sei ein Erfolgsmodell. Es sei praktisch und umweltschonend im Dorf zu sammeln statt, dass jeder im privaten Fahrzeug nach Affoltern fahren müsse und das Öki-Mobil sei ein beliebter Quartiertreffpunkt. Hans Wiesner stellt fest, dass seit kein Karton und Plastik mehr abgegeben werden kann, statt jeweils fünfzig nur noch rund ein dutzend Leute dort anstehen. Die Kartonsammlung am Strassenrand hätte zu Chaos geführt. Hans Wiesner ist zudem anderer Meinung, worüber abgestimmt würde und moniert, dass die Initiative nicht bereits in der Gemeindeversammlung im Juni behandelt wurde.

Nach Hans Wiesners Ausführungen übergab Bruno Steinemann das Wort an Jean-Claude Würmli, Geschäftsführer PET-Recycling Schweiz und Vorstand von Swiss Recycling. Wiederum gab die Zahl über die Prozentzahlen des wiederverwertbaren Plastikmülls Anlass zu Stirnrunzeln unter den Anwesenden. 60 bis 70 Prozent gehe in die Verbrennung. Auch erfuhren die Anwesenden, dass Kunststoff lediglich ein Sammelbegriff für verschiedene Plastik-Arten sei und zum heutigen Zeitpunkt längst nicht alle wiederverwertet werden könnten. Die ausschweifenden Ausführungen waren einem Stimmbürger zu viel und er erklärte mit lauter Stimm, es nerve ihn! Bruno Steinemann mahnte zu Anstand, und bat gleichzeitig den Redner bald zum Schluss zu kommen.

Schliesslich kam auch Markus Tonner, Geschäftsführer der Firma Innoplastics und von Hans Wiesner eingeladen, zu Wort. Dieser korrigierte die zuvor genannten Zahlen nach oben. Doch rund 35 Prozent gingen als Brennstoff in die Zementindustrie. Er wies, wie schon sein Vorredner, auf die Studie des Bundesamtes für Umwelt Bafu hin, die am 14. Dezember veröffentlicht werde. Nun, mussten die Bonstetter schon am 13. Dezember abstimmen. Die Voten waren pro und contra. Für Verwirrung sorgte auch die nur teilweise Gültigkeit der Initiative. Eine Votantin befürchtete die Abschaffung des Öki-Mobils, wenn dieses immer weniger frequentiert werde. Fragen an die Experten konnten teilweise nicht zur Zufriedenheit beantwortet werden. Mit dem letzten Votanten fand die Diskussion schliesslich einen versöhnlichen Abschluss. Dieser lobte die gelebte direkte Demokratie und bedankte sich bei Hans Wiesner für die Initiative. Die Ausführungen der Experten seien interessant gewesen und hätten ihm gefallen.

Mit nur wenigen Gegenstimmungen sprachen sich die Anwesenden für die Initiative von Hans Wiesner aus. Damit sorgten sie dafür, dass das Sammeln von gemischtem Kunststoff in der Abfallverordnung von Bonstetten verankert werde.

Bevor Gemeindepräsident Bruno Steinemann die Versammlung schloss und den Anwesenden frohe Festtage wünschte, wies er auf die Wichtigkeit der Urnenabstimmung vom 12. Februar hin und bat die Anwesenden sich vor dem Verlassen des Saales zwei bis drei Minuten Zeit für eine Umfrage zu nehmen. Diese erhebt anonym, wer die Leute sind, die Gemeindeversammlungen besuchen und soll der Entscheidungsfindung zwischen Versammlungsgemeinden und Parlamentsgemeinden dienen. Er wisseallerdings nicht, wie repräsentativ die Resultate des heutigen Abends seien, schloss Bruno Steinemann. Die Versammelten quittieren dies mit einem Schmunzeln.

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