Kirche und Pfarrer sollen im Dorf bleiben

Mängel in der Pfarreiführung, fehlende Betreuung der Jugend sowie der Wohnsitz des Pfarrers geben in der katholischen Kirchgemeinde im Unteramt Anlass zu Klagen. Eine ausserordentliche Pfarreiversammlung bot letzten Sonntag Gelegenheit zur «Chropfleerete».

Auf der Suche nach Zufriedenheit: Gesprächsleiter Bernd Kopp, Pfarreiratspräsident Felix Meier und Pfarrer Bernhard Herzog (von links). (Bild Martin Mullis)
Auf der Suche nach Zufriedenheit: Gesprächsleiter Bernd Kopp, Pfarreiratspräsident Felix Meier und Pfarrer Bernhard Herzog (von links). (Bild Martin Mullis)

Zur katholischen Kirchgemeinde St. Mauritius gehören die drei Gemeinden Bonstetten, Stallikon und Wettswil. Der Haussegen der Kirchgemeinde hängt seit einiger Zeit ziemlich schief. Bei einigen Mitgliedern der Katholischen Kirchgemeinde im Unteramt herrscht Unzufriedenheit. Das Missfallen dieser Pfarreimitglieder beruht auf verschiedenen Vorkommnissen. Eine grosse Gruppe der Pfarreimitglieder fühlt sich von Pfarrer Bernhard Herzog mehr oder weniger vernachlässigt. Der einstige Lehrer an der Katholischen Sekundarschule Zürich wohnt im Kanton Thurgau und ist gemäss übereinstimmenden Aussagen diverser Kirchenmitglieder nur selten im Unteramt anzutreffen. Dem Pfarrer wird auch vorgeworfen, an wichtigen kirchlichen Ereignissen wie der Kirchweihe des neuen Gotteshauses, an einem Firmgottesdienst und an einer Erstkommunionsfeier nicht teilgenommen zu haben. Der Pfarrer gehört ins Dorf, hält eine langjährige Kirchgängerin aus Wettswil dezidiert fest. Im Weiteren werden der Kirchenpflege neben der mangelhaften Pfarreiführung auch fragwürdige Personalentscheide das Arbeitspensum des Katecheten betreffend und damit mangelnde Betreuung der Jugendlichen vorgeworfen. Bei einem Vorgespräch sieht Kirchenpflegepräsident Toni Gasser bezüglich des Arbeitsweges von Pfarrer Herzog keine Nachteile. Er hält fest, dass die verschiedenen Vorwürfe von einem sehr kleinen Segment Gläubiger stammen und fordert etwas mehr Toleranz, Achtung und gegenseitiges Vertrauen.

100 Besucher an der Versammlung

Das Interesse an der Beseitigung der Querelen und Unstimmigkeiten manifestierte an der ausserordentlichen Pfarreiversammlung rund 100 Besucher. Der für kirchliche Gemeindeberatung ausgebildete Berater und Supervisor Bernd Kopp, führte dabei als neutraler Moderator durch die Versammlung. Während der rund eine Stunde dauernden Aussprache stellte sich heraus, dass vor allem eine transparente Kommunikation Hauptgrund der Unzufriedenheit ist. Auf den Vorwurf eines Kirchenmitgliedes, die Pfarreileitung und die Kirchenpflege handle konservativ und orientiere intransparent, reagiert der Präsident des Pfarreirates Felix Meier mit Unverständnis. Allein die Tatsache, dass in Wettswil eine neue Kirche und ein modernes Pfarreizentrum entstanden sei, zeuge doch offenkundig von einem innovativen Handeln und konstruktiver Tätigkeit der verantwortlichen Behörden.

Pfarrer Bernhard Herzog hieltdezidiert fest, dass er das katholische Unteramt seit 25 Jahren betreut. Er sieht trotz seines weit entfernten Wohnortes keine Nachteile in der Pfarreiführung. Soweit möglich sei er praktisch täglich im Dorf, nehme an allen für ihn wichtigen und nötigen Sitzungen teil und übe sein Amt unabhängig vom Arbeitsweg seriös und nach den Regeln der Kirche aus. Infolge gesundheitlicher Probleme, sowie privaten und unaufschiebbaren Gründen, sei er tatsächlich auch schongezwungen worden, sich vertreten zu lassen.

Eine Votantin schloss ihre Beanstandungen mit den Worten: So geht es nicht weiter. Nach mehreren Wortmeldungen der Versammlungsteilnehmer gelang es, einige Punkte für eine Verbesserung der Situation festzuhalten. Zusammengefasst sollen die Anliegen der Jugendlichen ernstgenommen und eine Projektgruppe für die Jugendarbeit ins Leben gerufen werden. So sollte es möglich sein, dass die Oberstufenschüler wieder Unterricht bekommen. Generell soll besser informiert werden, wie zum Beispiel den Zeitplan des Religionsunterrichtes frühzeitig zu veröffentlichen.

Einig waren sich die Versammlungsteilnehmer immerhin in der Forderung, dass die Bereitschaft von beiden Seiten geschaffen werden müsse, um die strittigen Punkte zu klären. Gesprächsleiter Kopp schloss sich diesem Appel an und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Zufriedenheit bei den Katholiken im Unteramt wieder Einzug halte.

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