Konsumverhalten entscheidend

Seit 2004 ist der Milchkonsum in der Schweiz pro Kopf um 27 Prozent gesunken, auf 59,1 Liter pro Jahr und der Milchpreis pro Liter um 15 Rappen gefallen. Aufgrund des veränderten Konsumverhaltens sind auch Bauern im Bezirk Affoltern immer stärker auf Direktzahlungen angewiesen.

Sie macht ein langes Gesicht: Konsumenten greifen vermehrt zu Margarine aus Palmöl, anstatt Butter aus regionaler Produktion. (Bild Salomon Schneider)
Sie macht ein langes Gesicht: Konsumenten greifen vermehrt zu Margarine aus Palmöl, anstatt Butter aus regionaler Produktion. (Bild Salomon Schneider)

2004 wurden 31’500 Tonnen Käse und Quark in die Schweiz importiert und 50’890 Tonnen exportiert. 2015 wurden bereits 55’400 Tonnen Käse und Quark in die Schweiz importiert und 64’230 Tonnen exportiert. Die Handelsbilanz für Käse und Quark ist zwar immer noch positiv, die Importe haben jedoch viel stärker zugenommen als die Exporte. Dieses Beispiel zeigt, dass Schweizer Konsumierende auch bei Produkten, die traditionell aus der Schweiz stammen, immer öfter zu Importprodukten greifen. Zum Vergleich: 1995 wurden 30’190 Tonnen Käse und Quark importiert und 63’970 Tonnen exportiert.

Der Trend zu Importwaren statt Produkten aus der Schweiz zeigt sich auch im Säuliamt. Es wird immer mehr Margarine und Sojamilch abgesetzt, während der Absatz von Milch und Butter rückläufig ist. Diese Verschiebung der Konsumentengunst spüren Milchbauern besonders stark.

Gegentrend zur Billigmentalität

Es ist jedoch seit einigen Jahren wieder ein Trend zu regionalen, naturnahen Produkten zu beobachten. Dies zeigt sich beispielsweise an der Anzahl Hofläden, von denen immer mehr gegründet werden. Fabienne Weber, die in Ottenbach mit ihrer Familie einen Biobauernhof führt, freut sich über konstant steigende Kundenzahlen im grossen Hofladen: «Es kommen nicht nur immer mehr Leute, die Kundschaft wird auch vielfältiger. Als der Hofladen 1994 gegründet wurde, kamen primär Bekannte. Heute kommen Kunden aller Altersgruppen und wir sind über die Dorfgrenzen hinaus bekannt. Ich glaube, dass eine Sensibilisierung stattgefunden hat. Immer mehr Menschen wollen möglichst gesunde Produkte, die aus der Region stammen.»

Hemmnisse stellen sich der Innovationskraft entgegen

Innovative Bauern haben im Bezirk Affoltern bereits über 30 Hofläden gegründet, in denen sie ihre oft selber hergestellten Produkte verkaufen und auch die Volg-Läden setzen wo möglich immer stärker auf Produkte regionaler Produzenten. Die Innovationskraft der Schweizer Bauern ist jedoch auch Hemmnissen unterworfen. Alle verarbeitenden Betriebe unterstehen dem Lebensmittelgesetz, was weitreichende Konsequenzen nach sich zieht. Hygienisch müssen sehr strenge Richtlinien eingehalten werden. «Die Lebensmittelkontrolleure haben einen gewissen Spielraum bei der Kontrolle von verarbeitenden Betrieben und die Kontrollen sind stark abhängig von den Risiken, welche die Lebensmittelproduktion beinhaltet. Wer Weichkäse produziert, muss sich an viel strengere Auflagen halten, als ein Produzent von Konfitüre. Wer anfängt, Lebensmittel zu verarbeiten, sollte eine Ausbildung machen und viele Produzierende merken bald, dass ab einer gewissen Grösse eine separate Produktionsküche unumgänglich ist», erklärt der Zürcher Kantonschemiker Martin Brunner.

Ein weiteres Hemmnis stellt das Direktzahlungssystem im Agrarsektor dar. Das Direktzahlungssystem belohnt Bauern, die ihren Betrieb auf die Direktzahlungen optimieren, anstatt Innovation zu fördern.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern25.04.2024

Fusionspläne bei Landi-Genossenschaften

Landi Albis, Obfelden und Freiamt künftig gemeinsam?
Bezirk Affoltern25.04.2024

Schneedruck macht den Kulturen zu schaffen

Raps, Gerste und Obst leiden unter dem anhaltenden Wintereinbruch
Bezirk Affoltern25.04.2024

Veloweg wird nun doch gebaut

Zwischen Uerzlikon und Rossau: Einigung zwischen der Besitzerfamilie und dem Kanton