Ganze Bienenvölker tödlich vergiftet

Wenn sieben Völker verenden und nur eines überlebt, weil es nicht ausfliegen kann, liegt der Verdacht einer Vergiftung nahe. Der hat sich jetzt bestätigt. Der Umweltsünder ist noch nicht gefunden.

Mittlerweile ist der «Berna»-Armeelastwagen zwischen Hausen und Kappel wieder bevölkert und das Lächeln zurück im Gesicht von Imker Urs Bosshard. Er hat Bienen aus Aeugst umgesiedelt. (Bild Thomas Stöckli)

Mittlerweile ist der «Berna»-Armeelastwagen zwischen Hausen und Kappel wieder bevölkert und das Lächeln zurück im Gesicht von Imker Urs Bosshard. Er hat Bienen aus Aeugst umgesiedelt. (Bild Thomas Stöckli)

Übler Anblick im März: Tote Bienen in Massen drinnen ...

Übler Anblick im März: Tote Bienen in Massen drinnen ...

...und auch einige draussen. (Bilder zvg.)

...und auch einige draussen. (Bilder zvg.)

Bis zu zehn Zentimeter hoch lagen die toten Bienen, die Imker Urs Bosshard an einem Samstagmorgen Ende März in seinem zum Bienenhaus umfunktionierten alten «Berna»-Armeelastwagen zwischen Hausen und Kappel vorfand. Sieben von acht Völkern waren innert zweier Tage eingegangen, rund 16 kg Bienen. Das achte Volk hat nur überlebt, weil der Imker versehentlich das falsche Flugloch geschlossen hatte, und die Bienen nicht rauskonnten. «Das hat ihnen das Leben gerettet», so Bosshard, der auch Präsident des Bienenzüchtervereins Bezirk Affoltern ist.

Gut zwei Monate später bestätigt sich der Verdacht des Imkers: Seine Bienen wurden vergiftet. Ein Labor in Deutschland wies in den Bienenproben das Insektizid Chlorpyrifosmethyl nach. Dieses findet etwa im Obst- und Rebbau, im Raps- und Getreideanbau Verwendung. «Die in der Probe gefundene Menge dieses Produktes war für die Bienen tödlich», stellte der Bienengesundheitsdienst in Bern fest. Doch damit nicht genug, in den Proben fanden sich auch Rückstände des seit einigen Jahren nicht mehr zugelassenen Insektizids Diazinon (in nicht tödlicher Dosis) sowie von Nikotin.

150'000 bis 200'000 Bienen sind in jenen zwei Tagen gestorben. Da komme ein Privatgarten nicht als Verursacher infrage, weiss Bosshard, das müsse ein idealer Futterplatz gewesen sein, in dem es nur so gesummt habe von all den Bienen, ein ganzes Feld oder eine Obstplantage. Da Umweltvergehen Offizialdelikte sind, ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Am Abend spritzen, das Gift am nächsten Morgen früh abspülen

Das Massensterben zumindest begünstigt haben dürften die Witterungsverhältnisse, war es doch im März schon aussergewöhnlich früh und lange frühlingshaft warm. So sei der Verursacher vielleicht vor der Blütezeit noch nicht zum Spritzen gekommen und konnte dann nicht weiter warten. Er habe durchaus Verständnis, dass der finanzielle Wert einer Obstplantage oder eines Rapsfelds höher liege als der eines Bienenvolkes. So fiel sein finanzieller Schaden mit 5000 Franken nicht extrem hoch aus. Trotzdem will er solch ein Massensterben seiner Bienen nicht noch einmal erleben müssen.

Auch im Privatgarten greift mancher zum Spritzmittel. «Ich habe nichts dagegen, wenn gegen Blattläuse Insektizid gespritzt wird», stellt Bosshard klar, sofern man es am Abend ab 21 Uhr macht – und nicht am Samstagmittag.» Weiter solle man nicht auf offene Blüten spritzen, rät der Imker. Zudem hilft es, das Gift am nächsten Morgen früh mit Wasser runterzuspritzen, denn: «Bis dann hat es schon längst gewirkt.» So lässt sich mit wenig Aufwand viel erreichen.

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