Spital Affoltern: künftig Gesundheitszentrum oder Fachklinik?

Die Betriebskommission arbeitet zwei strategische Varianten aus. An der Delegiertenversammlung vom Donnerstag erhielt sie grünes Licht, die Trennung von Akutspital und Langzeitpflege (LZP) vorzubereiten. Die LZP soll als Interkommunale Anstalt geführt werden, die Rechtsform des Akutspitals ist noch offen.

Alle 14 Ämtler Gemeinden wollen Akutspital und Langzeitpflege trennen. Das ist ein Resultat der jüngsten Vernehmlassung bei den Gemeinderäten. Mit elf Gemeinden spricht sich eine klare Mehrheit für den Verbleib in der Trägerschaft der Langzeitpflege (LZP) aus. Ähnlich sind die Mehrheitsverhältnisse in der Debatte um die künftige Rechtsform: elf Gemeinderäte wünschen sich eine Interkommunale Anstalt (IKA), einer eine Aktiengesellschaft (AG). Zwei verzichteten auf eine Stellungnahme. Entsprechend soll die Langzeitpflege als IKA organisiert werden.

Beim Akutspital gehen die Meinungen weiter auseinander: je sieben Gemeinderäte gaben an, weiterhin beziehungsweise nicht mehr Mitbesitzer des Akutspitals sein zu wollen. Ebenfalls sieben präferieren hier eine IKA, fünf sprachen sich für eine AG aus. Eine stärkere Spezialisierung im Angebot steht für die Mehrheit der Gemeinderäte, die dazu Stellung genommen haben, ebenso zur Debatte wie ein Zusammenschluss mit einem Mitbewerber.

Schnell Klarheit schaffen

Das Ziel muss es sein, die grosse Mehrheit der Gemeinden zu überzeugen, sich auch am Akutspital zu beteiligen. Bedenken bestehen neben dem Investitionsbedarf, primär auch zur strategischen Ausrichtung. Deshalb will die Betriebskommission (BK) hier schnell Klarheit schaffen. Weiter wie bisher sei dabei keine Option, stellte BK-Präsident Clemens Grötsch klar. Das würde nämlich zu Umsatzeinbussen bei gleichbleibenden Kosten führen – trotz steigender Fallzahlen. Unter anderem, weil die Wege lang und die Infrastruktur veraltet sind, aber auch weil gemäss Regierungsratsbeschluss in spätestens fünf Jahren die Hälfte der operativen Eingriffe nur noch ambulant durchgeführt werden dürfen. Zudem haben Konkurrenzspitäler Patienten abgeworben – nicht nur in der Peripherie des Bezirks, sondern auch im Kerngebiet um Affoltern. Weiter werden die Mindestfallzahlen steigen, das bedeutet, dass Operationen wegfallen, die das Spital bisher durchführen durfte.

Erst Strategie, dann Rechtsform

Die BK kann sich das Spital Affoltern künftig einerseits als Gesundheitszentrum vorstellen, also als Spital mit umfassender Grundversorgung und ambulantem Zentrum. Alternativ wäre eine Fachklinik mit Fokus auf ausgewählte Spezialdisziplinen denkbar. Beide Optionen arbeitet die BK aktuell mit externen Beratern (Kostendach: 364'000 Franken) aus.

Aufgrund der Dringlichkeit wurde auf ein zeitraubendes Submissionsverfahren verzichtet und für das Hauptmandat die bereits eingearbeitete Alerion Consult berücksichtigt. Die freihändige Vergabe sei in diesem Fall vertretbar, attestiert ein Rechtsgutachten. Die notwendigen Veränderungen und der Investitionsbedarf zu beiden Varianten will die BK den Trägern im August unterbreiten. Erst danach rückt die Eignerstrategie in den Fokus.

Die Anträge zur Vorbereitung der beschriebenen Neuausrichtung wurden allesamt deutlich bis einstimmig gutgeheissen. Für die nächste Delegiertenversammlung vom 7. September ist die Beschlussfassung vorgesehen. Das letzte Wort zur Trennung und neuen Rechtsform hat dann die Bevölkerung an der Urnenabstimmung vom 4. März 2018.

Fallzahlen stark gesunken

Nach dem guten Jahresstart sind die Fallzahlen im April und Mai stark gesunken. Mit den neuen Fachbereichen Wirbelsäulenchirurgie und Urologie will das Spital Affoltern dem Negativtrend entgegenwirken. Trotzdem dürfte es schwierig sein, die Budgetziele zu erreichen. Erfreulich ist, dass die Rezertifizierung des Kompetenzzentrums Palliative Care mit einem Glanzresultat geglückt ist.

Die Psychotherapie ist ab Mitte Juli komplett in die Spitalräumlich-keiten integriert und der Umbau der Endoskopie konnte mit Minderkosten – 427'000 statt 450'000 Franken – realisiert werden, dies ohne Ertragseinbussen oder Reklamationen während der Bauzeit, wie Spitaldirektor Michael Buik betonte. Obwohl der Abschied der Rechnungsprüfungskommission zur Kreditabrechnung noch nicht formell vorlag, haben die Delegierten auch diese mit klarer Mehrheit gutgeheissen.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern27.03.2024

Zwei Gebäude für eine «entspannte Lösung»

«Zweimal zwei Zwillinge» – das Siegerprojekt für neue Schulbauten in Affoltern
Bezirk Affoltern27.03.2024

Für den Volg keimt Hoffnung auf

Spenden-Sammelaktion über 250'000 Franken soll den Maschwander Dorfladen retten
Bezirk Affoltern27.03.2024

Jetzt können die Ostertage kommen

Herzlichen Dank für die zahlreichen Einsendungen mit Kinderzeichnungen – Wir präsentieren eine kleine Auswahl – Die Gewinnerinnen und Gewinner der fünf…