Der Postplatz erregt die Gemüter

An der Gemeindeversammlung vom vergangenen Mittwoch in Hausen wurden die Voranschläge der reformierten Kirchgemeinde und der Politischen Gemeinde genehmigt. Auch alle weiteren Geschäfte erhielten Zustimmung. Viele Wortmeldungen gab es zur Zusammenarbeit im Steuerwesen mit Rifferswil und zum Postplatz.

Die Postautos können wegen der Neigung des Platzes nicht behindertengerecht direkt an den neuen Perrons anhalten. (Bild Marianne Voss)
Die Postautos können wegen der Neigung des Platzes nicht behindertengerecht direkt an den neuen Perrons anhalten. (Bild Marianne Voss)

An einer Gemeindeversammlung in Hausen geht es oft nicht nur ums Abhaken von Traktanden. Der Anlass ist auch eine Plattform für Meinungsäusserungen verschiedenster Art. Am vergangenen Mittwoch wurde im Gemeindesaal intensiv und engagiert über verschiedene Themen diskutiert. Man kennt sich im Dorf, man ist per Du und man sagt durchaus auch ganz offen und direkt, was man denkt.

Zu reden gaben nicht die Voranschläge und auch nicht die Statutenrevision des Schulzweckverbandes. Diese Geschäfte wurden ohne Diskussionen genehmigt. 37 Stimmberechtigte nahmen an der Versammlung der reformierten Kirchgemeinde teil, 89 an jener der Politischen Gemeinde – beides Zahlen, die sich sehen lassen, wenn man zum Beispiel mit der Beteiligung an einer Gemeindeversammlung in Affoltern vergleicht.

Der Voranschlag der reformierten Kirchgemeinde sieht einen Aufwand von 493'400 Franken vor und weist einen Aufwandüberschuss von 15'600 Franken aus. Die Kirchenpflege informierte über das Projekt KirchgemeindePlus, für welches bis im Herbst 2019 ein Konzept vorliegen sollte. Zur Unterstützung wird ein externer Projektleiter beigezogen.

Personal- und Softwareprobleme

Die laufende Rechnung der Politischen Gemeinde schliesst bei einem Aufwand von 20,8 und einem Ertrag von 20,2 Millionen Franken mit einem Aufwandüberschuss von 564'400 Franken ab. Der Steuerfuss beträgt wie im Vorjahr 90 Prozent. Eine ausführliche Diskussion entstand beim Traktandum zur Zusammenarbeit mit Rifferswil im Steuerwesen. Gemeindepräsident Stefan Gyseler stellte das Projekt vor und erklärte, dass die Steuerhoheit der beiden Gemeinden bestehen bleibe. Es gebe jedoch noch zwei Probleme zu lösen: In Rifferswil betreffe es die veraltete Software, in Hausen das zurzeit fehlende Personal. Wenn bis Mitte 2018 die technischen und personellen Voraussetzungen nicht gelöst seien, werde das Projekt abgebrochen. «Doch wir sind mit Hochdruck daran, die Probleme zu lösen, und wir sind überzeugt, dass wir das schaffen.» Bei den zahlreichen Wortmeldungen wurde der Nutzen der Zusammenarbeit nicht infrage gestellt. Das Projekt sei gut und absolut zukunftsweisend. Über den Zeitpunkt hingegen war man sich nicht einig. Ein Rückweisungsantrag erhielt jedoch keine Mehrheit, dem Anschlussvertrag wurde schliesslich mit 51 Ja zu 13 Nein und 20 Enthaltungen zugestimmt.

Behält der Postplatz seinen Namen?

Der emotionale Höhepunkt des Abends war – wie zu erwarten – die Information zum Postplatz. Das ging wahrhaftig die Post ab. Tiefbauvorstand Christoph Tandler erklärte ohne Beschönigung, dass beim Neubau des Platzes Fehler passiert seien. Die Postautobusse können wegen der Neigung nicht wie gewünscht unmittelbar an den neuen behindertengerechten Perrons anhalten. Beim Wegfahren und Abbiegen würde das Fahrzeugheck die Kante streifen, was mehrmals vorgekommen ist. «Niemand von all den vielen Fachleuten hat dies bei der Planung vorausgesehen», betonte Christoph Tandler. Es seien nun Gespräche im Gang, auch mit der Versicherung des Planers. Mehrkosten seien bis jetzt nicht entstanden für die Gemeinde. In einem ersten Schritt plane man nun eine Verbesserungshilfe, indem entlang der Kanten ein Granitkeil angebracht werde. Ob dieses Vorgehen genüge, zeige dann die Erfahrung. Wenn nicht, dann müssten grössere Bauvorhaben ins Auge gefasst werden.

Die Diskussion zu diesem Thema, das schon fast zur Dorfposse geworden ist, dauerte lange. Es kamen Unmut, Emotionen und Zweifel an der vorgeschlagenen Lösung zum Ausdruck. Die geplante Namensänderung des Postplatzes ohne Post steht noch bevor. Von den durch die Einwohner vorgeschlagenen Namen erhielt an dem Abend in einer Konsultativabstimmung die bisherige Bezeichnung «Postplatz» am meisten Punkte. Eine Begründung, die Applaus erntete, lautete: «Es gibt zwar keine Post mehr aber immer noch viele Postautos.»

Höhere Kosten für Rollsportanlage

Das letzte Thema betraf die Information zur Rollsportanlage Jonentäli, ein Projekt, das sich seit 2012 hinzieht und um rund 200'000 Franken verteuert hat. Auch hierzu meldete man sich im Saal rege zu Wort. Das Projekt muss nun im Jahr 2018 nochmals der Gemeindeversammlung vorgelegt werden. Die Jugendlichen in Hausen warten aber auf die Anlage, das haben sie mit 220 Unterschriften klar kundgetan. «Wir nehmen dieses Zeichen ernst und setzen uns für die Anlage ein», so Sozialvorstand Peter Reichmuth. Zum Schluss äusserte ein Stimmbürger humorvoll: «Es ist gut, wenn ihr das mit genügend Tempo tut. Sonst müssen die Jugendlichen, die sich heute einsetzen, ihre Anlage mit dem Rollator nutzen.»

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