So reist die Säuliämtler Briefpost

Was passiert mit einem Brief, nachdem er in den Postbriefkasten eingeworfen wurde? Wie reist er, und welche Arbeitsschritte sind unterwegs nötig, damit er im richtigen Briefkasten landet? Der «Anzeiger» hat die Reiseroute von zwei Briefen dokumentiert.

In dieses Gestell sortiert der Zustellbeamte die Briefe ein. Auch jede Strasse hat ihr eigenes Fach. (Bilder Livia Häberling)

In dieses Gestell sortiert der Zustellbeamte die Briefe ein. Auch jede Strasse hat ihr eigenes Fach. (Bilder Livia Häberling)

Die letzte Reise nach Aeugst nimmt der Brief per Elektro-Roller in Angriff.

Die letzte Reise nach Aeugst nimmt der Brief per Elektro-Roller in Angriff.

Tausende Briefe werden in der Schweiz täglich aufgegeben und in Empfang genommen. Bloss: Was passiert eigentlich in der Zeit dazwischen? – Da absolvieren die Sendungen eine kleine Tour-de-Suisse.

Szenario 1 – von Arosa nach Aeugst

Flurin möchte Gloria zum Geburtstag gratulieren. Als Kavalier der alten Schule macht er das nicht per Whatsapp, SMS oder E-Mail, sondern mit ein paar handgeschriebenen Zeilen.

Um 13.30 Uhr wirft er seine Glückwunschkarte in Arosa in einen Postbriefkasten. Während Flurin um 18 Uhr gebannt ein Tagesschau-Interview mit Postchefin Ruoff mitverfolgt, geht andernorts die Post ab: Beim Briefkasten in Arosa fährt ein Zustellbeamter vor, leert ihn und nimmt Kurs auf die Poststelle Arosa, wo Flurins Karte und die Briefe aus den restlichen Kästen ein erstes Mal umsteigen. Mit einem Lieferwagen werden die Sendungen in das Regionalzentrum nach Chur chauffiert. Dort heisst es erneut: Bitte umsteigen! Per Güterzug pendelt die Fracht in das Briefzentrum Zürich-Mülligen. Dort landen sämtliche Briefe für das Säuliamt, unabhängig davon, aus welcher Region der Schweiz sie stammen.

Nach der Ankunft in der Limmatstadt werden die Sendungen nach A- und B-Post sortiert. Flurins A-Postbrief geniesst höhere Priorität: Er wird während der Nacht weiterverarbeitet, während für die B-Post bereits Feierabend ist; für sie geht es erst am nächsten Morgen weiter. Der Brief wird abgestempelt, dann geht es weiter in die Abgangssortierung, wo er mit den restlichen A-Postbriefen für Aeugst in eine Kiste gepackt wird.

Morgens um 5 Uhr fährt der Lieferwagen aus Zürich-Mülligen in Affoltern an der Obfelderstrasse 41 vor. Mit dabei hat er die Post für die belieferten Ortschaften – darunter zehn Gemeinden im Säuliamt. Die A- und B-Postbriefe für jede Gemeinde sind separat sortiert. Die Kiste für Aeugst am Albis mit Flurins A-Postbrief ist auch darunter.

Nun wird ein letztes Mal sortiert: Einer der beiden Zustellbeamten für Aeugst-Dorf legt die Briefe in das zugehörige Fächli – Jede Strasse hat ihr eigenes. Sind alle Sendungen zugeteilt, werden sie erneut in eine Kiste verpackt, und der Zustellbeamte kann seinen Elektro-Roller beladen. Spätestens am frühen Nachmittag landet der Brief in Aeugst in Glorias Briefkasten, und sie empfängt ihre Glückwünsche.

Szenario 2 – von Mettmenstetten nach Genf

Lena feiert bald Hochzeit, und Esther, die feierwütige Tante, darf am Fest nicht fehlen. Deshalb schickt sie ihr mit B-Post eine Hochzeitseinladung. Sie wirft ihren Brief um 14 Uhr am Bahnhof Mettmenstetten in einen Postbriefkasten. Drei Stunden später braust der Zustellbeamte für Mettmenstetten heran, leert den Kasten und fährt damit in die Zustellstelle Affoltern. Dort landet Lenas Einladung in einem grossen Briefbehälter – zusammen mit den übrigen Sendungen aus den zehn belieferten Säuliämtler Gemeinden. Nach am selben Abend fährt in Affoltern ein Lieferwagen vor, holt die Briefe ab und bringt sie in das Briefzentrum Zürich-Mülligen.

Nach der Ankunft in Zürich Mülligen wird Lenas Schreiben maschinell gestempelt und sortiert und reist direkt weiter in das Briefzentrum Eclépens. In Eclépens wird die Einladung nach Carouge auf den entsprechenden Botenbezirk sortiert und am nächsten Morgen in die Zustellstelle Carouge GE transportiert. Von da aus tritt Lenas Schreiben seine letzte Reise an: Der Zustellbeamte wirft es auf seiner Tour in den Briefkasten von Esther, die von der Festankündigung entzückt Kenntnis nimmt.

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