Mit Erfahrung Krisen bewältigen

Vergangene Woche wurde der Fall eines grossräumigen Stromausfalls im Säuliamt geübt

Die RFO Albis ist der regionale Krisenführungsstab aller Gemeinden im Knonauer Amt. Sie ist im Aufbau befindlich und soll die Gemeindeführungsstäbe und Gemeinderäte bei gemeindeübergreifenden Krisen unterstützen. Krisenerfahrene Experten für Infrastuktur, Logistik, Kommunikation, Gesundheit, Sicherheit, Feuerwehr, Zivilschutz, Administration, Lagebeurteilung und Koordination aus dem Bezirk Affoltern bilden den Führungsstab RFO Albis, der mit einer schlanken Organisation im Milizsystem aufgebaut ist.

Krisen können Tage dauern

Grundsätzlich werden Krisen von den Blaulichtorganisationen bewältigt, in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und dem Gemeindeführungsstab. Bei lange anhaltenden Krisen, wenn die Ressourcen knapp werden, können die Gemeindepräsidenten der betroffenen Gemeinden die RFO aufbieten. Die Gemeindepräsidenten bilden in dieser Situation den Führungsrat, welcher dem Stab RFO Aufgaben erteilt, die Handlungsalternativen abwägt und entscheidet. Ein solches Szenario wurde vergangene Woche geübt, in der Übung Erebos (siehe Kasten).

Martin Litscher, der Regionenchef Limmattal-Albis der Kantonspolizei Zürich leitete die Übung und analysierte die geleistete Arbeit: «Ich bin beeindruckt – von der Leistung des Führungsrats, des Führungsstabes und auch vom Zivilschutz. Sie haben den Mut gehabt, sich auf diese ungewohnte Krisensituation einzulassen und Entscheidungen gewagt. Das heisst auch, dass nicht alle Fragestellungen optimal gelöst wurden. Dafür konnten wichtige Lektionen gelernt werden. Denn Erfahrung kommt in Krisensituationen eine Schlüsselfunktion zu.» In Birmensdorf habe es im vergangenen Jahr eine Situation gegeben, dass alle Telefone ausgefallen seien. Es habe einen riesigen Informationsbedarf seitens der Bevölkerung gegeben und auch Geldautomaten und Zahlstationen in den Läden hätten nicht mehr funktioniert.

Handlungsbedarf in den Gemeinden

Primus Kaiser, der Chef RFO, bildet das Bindeglied zwischen Führungsstab und Führungsrat. Trotz erfolgreicher Krisenbewältigung sah er mehrere Kritikpunkte: «Die Übung hat aufgezeigt, dass unsere Verantwortung im Ernstfall sehr gross ist. Gerade die Gemeindeführungsorganisationen scheinen aber primär auf dem Papier zu existieren. In diesem Bereich scheint in allen Gemeinden Handlungsbedarf zu bestehen. Bald sind Behördenwahlen und auch die neu gewählten Politiker werden wieder solche Übungen brauchen.» Die Übung habe aber auch gezeigt, dass in der RFO noch Handlungsbedarf bestehe. Zudem fehle ein institutionalisierter Austausch zwischen RFO und dem Gemeindepräsidentenverband (GPV).

Noch nicht alle Stabsstellen besetzt

Ciril Baumann, der als Stabschef RFO fungierte, sah bei der Übungsauswertung klare Grenzen der Stabsarbeit: «Ich zweifle an der Durchhaltefähigkeit des Stabes, wenn eine Krise mehr als zwei Tage andauert. Die Stabsmitglieder wie auch der Führungsrat werden mit der Zeit müde und nicht alle Fachbereiche sind mit einem Fachbereichsleiter und einem Stellvertreter aufgestellt. Im Ernstfall sind auch Abwesenheiten einzukalkulieren.»

Werner Michel, der Stalliker Gemeindepräsident war überrascht von der Komplexität und Professionalität der Krisenarbeit: «Ich hätte mir gewünscht, dass nicht nur vier sondern alle 14 Gemeindepräsidenten der Bezirksgemeinden anwesend gewesen wären. Es war hochspannend und wir haben für das Krisenmanagement sehr viel gelernt. Zudem wurden auch in den Gemeinden zahlreiche organisatorische Schwachstellen aufgedeckt. Im Krisenfall werden die hier gezogenen Lehren von unschätzbarem Wert sein. Ich bin der Meinung, dass eine vergleichbare Übung alle zwei Jahre stattfinden sollte.»

Partner de Blaulichtorganisationen

Da es die erste Stabsübung mit Einbezug des Führungsrats war, wurde dieser mit ungewohnten Herausforderungen konfrontiert und musste in manchen Fällen zuerst über Kompetenzen und Verantwortlichkeiten diskutieren, bevor Entscheidungen getroffen werden konnten. Als Lehre aus der Übung sollen diese Kompetenzen und Verantwortlichkeiten für alle Bezirksgemeinden geklärt und verbindlich festgelegt werden.

Der Affoltemer Sicherheitsvorstand Markus Meier hielt fest: «Uns ist aufgefallen, dass auf den Gemeindeverwaltungen lange nicht alle Informationen für Krisensituationen vorhanden sind.» Als Schlusswort erläuterte Ruedi Fornaro, Präsident des Sicherheitszweckverbands Albis, die Wichtigkeiten solcher Übungen und hielt fest, dass Zivilschutz und RFO wichtige Partner für die Blaulichtorganisationen sind und bei länger andauernden Krisen wertvolle Unterstützung bieten können.

Das Szenario der Übung Erebos

Ein Frachtflugzeug stürzte über dem Umspannwerk Obfelden ab. In der Folge kam es zu einem Stromausfall im gesamten Bezirk, Einschränkungen im privaten und öffentlichen Verkehr. Der Stromausfall konnte für Obfelden, Maschwanden, Mettmenstetten und Knonau für mutmasslich drei Wochen nicht behoben werden. In diesen Gemeinden wurde der Stab RFO aktiv und vom Führungsrat geleitet, den Gemeindepräsidenten der betroffenen Gemeinden. Erebos ist der Name des Gottes der Finsternis, in der griechischen Mythologie.

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