Ämtler Tandem: «Etwas tun, was Hand und Fuss hat…»

Das Integrationsprojekt Ämtler Tandem, das Menschen mit Migrationshintergrund Freiwillige als Hilfe zur Selbst-Hilfe zur Seite stellt, läuft weiter; die Finanzierung ist bis 2021 gesichert. Kürzlich trafen sich Ehrenamtliche zum Erfahrungsaustausch.

Von Projektleiterin Jana Weiss (rechts) wurden am Erfahrungsaustausch in Mettmenstetten dankend aus dem Tandem-Kreis verabschiedet (von links): Anja Scheidegger (Sozialdienst), Anna Günthard (Oberamt) und Ursula Schweizer (Kirchenpflege Mettmenstett
Von Projektleiterin Jana Weiss (rechts) wurden am Erfahrungsaustausch in Mettmenstetten dankend aus dem Tandem-Kreis verabschiedet (von links): Anja Scheidegger (Sozialdienst), Anna Günthard (Oberamt) und Ursula Schweizer (Kirchenpflege Mettmenstetten). Nicht auf dem Bild: Katrin Hottinger (Oberamt). <em>(Bild Urs E. Kneubühl)</em>

Über fünfzig Tandems gibt es im Bezirk Affoltern, also ehrenamtlich Tätige, die Menschen mit Migrationshintergrund begleiten und in den Bereichen Alltag, Schule, Haushalt, Wohnen, Gesundheit, Arbeit und Freizeit unterstützen. Das Fazit, das Projektleiterin Jana Weiss vor kurzem zum Abschluss der zweijährigen Pilotphase dieses auf der Zusammenarbeit der reformierten Kirchgemeinden (ohne Affoltern) sowie dem Sozialdienst im Bezirk Affoltern basierenden, überkonfessionell angelegten Integrationsprojekt ziehen durfte, fiel entsprechend positiv aus: «Es ist grossartig, was die Ehrenamtlichen leisten. Wir dürfen da stolz und herzlich danke sagen.»

Am regelmässig stattfindenden Erfahrungsaustausch der Ehrenamtlichen, diesmal im Pfarreihaus Mettmenstetten, durfte Jana Weiss in der Folge freudig bekanntgeben, dass der Fortlauf des Ämtler Tandems finanziell bis 2021 gesichert ist. Dreizehn reformierte Kirchgemeinden im Bezirk, die elf dem Sozialdienst Bezirk Affoltern angeschlossenen politischen Gemeinden und – neu – die GGA Gemeinnützige Gesellschaft des Bezirks Affoltern stehen dafür ein. «Dies ist mitunter ganz sicher auch den Freiwilligen, die übrigens eingehend vorbereitet werden, und ihrem unermüdlichen Einsatz zu verdanken», hält die Projektleiterin fest.

Ehrenamtliche werden sorgsam eingeführt und begleitet

Ziel des Ämtler Tandems ist es, den Asylsuchenden das Ankommen in der Schweiz zu erleichtern. Fehlende Sprachkenntnisse, mangelnde Einblicke in das Funktionieren unserer Kultur und Gesellschaft sowie oft auch fehlende Kontakte zu Einheimischen – hier setzt das Tandem an. Asylsuchende erhalten eine Freiwillige, einen Freiwilligen an die Seite gestellt, die sie beim Deutschlernen unterstützen, zum Arzt begleiten oder bei Fragen des Alltags zur Seite stehen. «Wer sich angesprochen fühlt, als Freiwillige im Tandem mitzumachen – vor allem aus Bonstetten, Wettswil und Stallikon – darf sich gerne melden», sagt Jana Weiss.

Selbstredend werden Ehrenamtliche mittels eines Basiskurses sorgsam in ihr Amt eingeführt und durch Hilfestellung bei Problemen sowie durch Standortgespräche begleitet. Möglichkeiten aufseiten der Freiwilligen und Bedürfnisse der Migranten werden abgesprochen, ebenso die Häufigkeit der Besuche. Darüber hinaus gibt es begleitend auch regelmässige Treffen zum Erfahrungsaustausch.

Fortschritte feststellbar

Am aktuellen Austausch, zu welchem über dreissig Ehrenamtliche gekommen sind, berichtet etwa Christian Mühlemann vom erfreulichen Funktionieren der Männergruppe Hausen: «Wir Freiwilligen treffen uns alle zwei Wochen mit unseren Schützlingen, wobei im Durchschnitt jeweils sechs von ihnen mit dabei sind.» Es sei jedes Mal schön und erfreulich, festzustellen, dass Fortschritte, sowohl sprachlich wie auch allgemein, gemacht würden. Die gemischte Tandem-Männergruppe Hausens macht neben den Treffs gemeinsam auch weitere Unternehmungen wie Wanderungen.

Neu im Kreise der Tandem-Freiwilligen ist Lina Steiner aus Ottenbach. Einerseits sei sie durch eine Bekannte, welche sich bereits im Tandem engagiere, auf das Integrationsprojekt gestossen. «Die Möglichkeit, etwas zu tun, was Hand und Fuss hat, und damit einem Menschen zu helfen, hat mich dazu bewegt, mich ebenfalls als Freiwillige zur Verfügung zu stellen.»

Arbeitsintegration: Ärgerlich, dass Meldepflicht noch nicht umgesetzt

Im Erfahrungsaustausch untereinander können die Freiwilligen auch diesmal die durch ihr effektives und nachhaltiges Wirken erzielten Fortschritte und Erfolge klar ausweisen. In der Öffentlichkeit ist dies nicht immer augenscheinlich wahrzunehmen und zu erkennen, obwohl sie zweifelsohne da sind. Die Angebote, Aktivitäten und zahlreichen Treffs, die durch das Tandem im Bezirk entstanden sind, und genauso individuelle Fortschritte dürfen sich aber durchwegs sehen lassen.

So berichtet Tandemler Josef Krell, dass die Verständigung wegen der unterschiedlichen Sprachen sowie kultureller Verschiedenheiten zwar manchmal durchaus schwierig sei, «aber mit Hartnäckigkeit und Einfühlungsvermögen funktioniert diese schliesslich doch ganz gut». Krell, der durch den Sozialvorstand in seinem Wohnort Ottenbach an das Ämtler Tandem vermittelt wurde und nun in Hedingen wirkt, streicht auch die Bereitschaft der Ernst Schweizer AG zur Arbeitsintegration von F-Ausländern (vorläufig aufgenommen) besonders belobigend heraus. Gleichzeitig hält er aber – bemängelnd – fest: «Ärgerlich ist, dass dabei die eigentlich beschlossene Meldepflicht von der Politik nach wie vor noch nicht umgesetzt ist, weshalb Arbeitgeber nach wie vor zuerst eine Bewilligung einholen müssen.»

So und so: Vom Ämtler Tandem können aber schliesslich alle profitieren – die begleiteten Menschen gleichermassen wie die Gesellschaft und nicht zuletzt auch die freiwilligen Helferinnen und Helfer selbst.

Ämtler Tandem, Projektleitung, zuständig für Affoltern, Knonau, Maschwanden, Mettmenstetten, Obfelden und Ottenbach: Jana Weiss, <link zh.ref.ch mail>jana.weiss@ zh.ref.ch, 079 108 16 25. Kontakt für Bonstetten, Hedingen, Stallikon und Wettswil: Silke Korn, <link mail>silke.korn@zh.ref.ch, 079 393 53 73. Kontakt für Hausen, Kappel, Rifferswil und Sozialdienst: Bernadette Eichenberger, <link mail>beichenberger@sdaffoltern.ch, 079 270 11 59.

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