Alte Aeugster Häuser erzählen ihre Geschichte

Die Ausstellung wolle das Interesse an der Geschichte von Aeugst und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern wecken, formulierte Gemeindepräsidentin Nadia Hausheer als Ziel. Und dieses wurde offensichtlich erreicht: Die Vernissage wurde kurzerhand vor das Gemeindehaus ins Freie verlegt, im Innern hätte der Platz bei Weitem nicht ausgereicht.

Gemeinderat Bruno Fuchs stellt die Ausstellung auf humorvolle Weise vor. Rechts hinter ihm steht Gemeindepräsidentin Nadia Hausheer. <em>(Bild Bernhard Schneider)</em>
Gemeinderat Bruno Fuchs stellt die Ausstellung auf humorvolle Weise vor. Rechts hinter ihm steht Gemeindepräsidentin Nadia Hausheer. <em>(Bild Bernhard Schneider)</em>

Die Vernissage der Ausstellung «Alte Aeugster Häuser erzählen ihre Geschichte» fand am vergangenen Donnerstag in der Kommbox im Gemeindehaus statt. Nadia Hausheer hofft, dass es gelingt, eine Arbeitsgruppe Dorfgeschichte zu bilden, die das Thema nach der Finissage vom 27. November weiter bearbeitet. Die Gemeindepräsidentin bedankte sich bei den vielen Aeugsterinnen und Aeugstern, die diese Ausstellung erarbeitet, Dokumente und Fotos zur Verfügung gestellt haben, um den rasanten Wandel der Gemeinde in den letzten Jahrzehnten darzustellen. Gemeinderat Bruno Fuchs, der sich intensiv mit der Geschichte von Aeugst auseinandersetzt, empfahl, die Ausstellung in Ruhe zu besuchen. Die Kommbox befindet sich gleich neben dem Eingang zum Gemeindehaus und ist während dessen Öffnungszeiten jederzeit zugänglich.

Bauboom in der Nachkriegszeit

Das älteste Haus, das in Aeugst noch stehe, sei 450 Jahre alt. Die meisten Gebäude der heutigen Gemeinde seien allerdings im letzten halben Jahrhundert entstanden, führte Bruno Fuchs aus. Eine Grafik in der Ausstellung zeigt die Bevölkerungsentwicklung: Von 1860 bis 1941 ist die Bevölkerungszahl der Gemeinde gesunken, nach dem Krieg erfolgte ein bescheidenes Wachstum, bis 1970 die Einwohnerzahl von 1860 wieder knapp überschritten wurde. Seither hat sich die Bevölkerung verdreifacht. Gleichzeitig sind die Steuereinnahmen auf das Zehnfache angestiegen.

Das Aufarbeiten der Geschichte, die hinter diesen Zahlen steckt, ist aufwendig. In der Ausstellung ermöglicht eine Zeittafel, den Bau des eigenen Hauses in eine Beziehung zur Aeugster Geschichte und zu den Ereignissen auf anderen Ebenen zu stellen. Der verstorbene Ernst Benninger hat eine Dokumentation über die Aeugster Flurnamen publiziert, die mancherlei Hinweise für die Besiedlungsgeschichte liefern. Bruno Fuchs hielt fest, dass noch viele Quellen aufzuarbeiten sind.

Reiche Bauern zogen nicht nach Aeugst

Ein Indiz für die Armut in Aeugst vor dem Zweiten Weltkrieg ist die Feststellung, dass reiche Berner Bauern in Gebiete mit flachem Ackerland im Reuss-, Lorze-, Jonen- oder Reppischtal zogen, während Innerschweizer Bergbauern nach Aeugst gelangten. Deshalb verfügt die Gemeinde über keinen Ortskern mit denkmalgeschützten Häusern von überregionaler Bedeutung.

Die Ausstellung in der Kommbox schafft unzählige spannende Bezüge zwischen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, baugeschichtlichen und politischen Aspekten. Pläne zeigen die Siedlungsentwicklung, heruntergebrochen auf die einzelnen Häuser. Luftaufnahmen machen die Pläne anschaulich. Gerade dank der Einordnung von Aeugst in seine Umgebung ist die kleine, sorgfältig aufgebaute Ausstellung nicht nur für Aeugsterinnen und Aeugster von Interesse Die Inhalte lassen sich auch auf der Website www.aeugst-albis.ch abrufen. (bs)

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