Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit

Über tausend Musikinstrumente reisten in den letzten zehn Jahren in die Dominikanische Republik, nach Kolumbien und Albanien. Der Verein «Musik übers Meer» ermöglicht jungen Menschen aus schwierigen Verhältnissen in Musikschulen und Orchestern zu musizieren. Cornelia Diethelm aus Hedingen ist Gründerin und Geschäftsführerin.

Susanne Lendenmann, Marina Gantert und Cornelia Diethelm (von links) putzen und kontrollieren die Musikinstrumente vor dem Versand nach Kolumbien. Wer wohl auf der kleinen 1/4-Violine spielen wird?<em> (Bild Regula Zellweger)</em>
Susanne Lendenmann, Marina Gantert und Cornelia Diethelm (von links) putzen und kontrollieren die Musikinstrumente vor dem Versand nach Kolumbien. Wer wohl auf der kleinen 1/4-Violine spielen wird?<em> (Bild Regula Zellweger)</em>

Am vergangenen Montag trafen sich vier Frauen zum Putzen von Musikinstrumenten in einer Wohnung, die freundlicherweise von einer Ämtler Familie zur Verfügung gestellt wurde. Rund 75 glänzend polierte Instrumente werden nächste Woche ihre Reise übers Meer nach Cartagena de Indias in Kolumbien antreten. «Musik übers Meer» arbeitet dort mit vier Institutionen zusammen, mit der «Fundación Actuar por Bolívar», mit der Bildungsanstalt «Ineteb», mit Schwester Elizabeth im Armutsviertel Arroz Barato und mit der «Fundación Puerto de Cartagena». Rund 80 Prozent der Bevölkerung des Tourismus-Magnets und Unesco-Weltkulturerbes Cartagena lebt in extremer Armut.

Musikinstrumente spenden

Während die vier Frauen Tubas, Saxofone und Trompeten polieren und auf ihre Vollständigkeit überprüfen, erzählt die Journalistin und Musikerin Cornelia Diethelm: «Die Instrumente, die wir hier für Kolumbien putzen, stammen alle von Privatpersonen. Aber auch Musikvereine überlassen uns immer wieder ausgeschiedene Instrumente.»

Eine Frau entdeckt, dass ein Mundstück fehlt und sachkundig findet Cornelia Diethelm in ihrem Ersatzteilfundus ein passendes Stück. Einer von drei Ventildeckeln fehlt. Schnell schraubt sie einen der zwei verbleibenden ab, um Ersatz zu kaufen. Die Einkaufsliste wird immer länger. Die Instrumente sollen in tadellosem Zustand an ihrem Bestimmungsort ankommen. Damit die Spenden auch nachhaltig sind, führt «Musik übers Meer» in den Projektländern Instrumenten-Reparierkurse durch.

Verein «Musik übers Meer»

Cornelia Diethelm gründet 2008 die Musikinitiative «Musik übers Meer» und verschickte 31 Musikinstrumente in die Dominikanische Republik, um im Städtchen Rio San Juan eine erste Musikschule zu gründen. Weitere Musikschulen, Kinder- und Jugendorchester folgten.

2011 organisierte sich «Musik übers Meer» als gemeinnütziger Verein. Seit 2015 ist Cornelia Diethelm Geschäftsführerin. Ihr ist Nachhaltigkeit wichtig. Es geht nicht nur um das Versenden von Musikinstrumenten. In der Dominikanischen Republik richtete sie in Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium in der Hauptstadt eine permanente Reparaturwerkstatt unter einheimischer Leitung ein. Auch Prominente setzen sich für das Projekt ein. Beispielsweise unterrichteten Pepe Lienhard und die Berner Band Traktorkestar Jugendliche in der Dominikanischen Republik und traten gemeinsam an öffentlichen Konzerten auf.

Einzelschicksale

Jedes Instrument, das übers Meer reist, verändert das Leben eines jungen Menschen. Ein Musikinstrument erlernen bedeutet Persönlichkeitsentwicklung, denn Musizieren schafft ein Gegengewicht zu materiellen Werten und stärkt das Selbstvertrauen, die Selbstdisziplin, das schöpferische Gestalten und die Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit. Das Spielen in Gruppen oder in einem Orchester fördert die Sozialkompetenzen. Man lernt, anderen zuzuhören und sich adäquat in Gruppen einzubringen. Während die Frauen Streichinstrumente abstauben, erzählt Cornelia Diethelm traurig vom begabten Cellisten Luis David Fernández aus Río San Juan in der Dominikanischen Republik, der Ende August 22-jährig an einem inoperablen Krebstumor gestorben ist. Er hatte mit einem Stipendium von «Musik übers Meer» am nationalen Konservatorium in Santo Domingo studieren können.

Lagerraum gesucht

Musik übers Meer kann seine Bestimmung nur erfüllen, wenn sich immer wieder Spenderinnen und Spender finden. Es braucht Finanzen und Instrumente. Besonders gesucht sind zurzeit Posaunen, Klarinetten, Alt- und Tenorsaxofone, Bratschen. Niemandem fällt es leicht, ein Musikinstrument wegzuwerfen. Cornelia Diethelm erzählt: «Die gespendeten Musikinstrumente lagen in der Schweiz zum Teil über Jahre hinweg irgendwo in einem Schrank oder auf einem Dachboden. Nun erklingen sie wieder täglich und schenken jungen Menschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft.»

Sorgen macht sich die Musikerin und Journalistin um den zukünftigen Lagerort: «Leider muss «Musik übers Meer» Ende Oktober 2018 den bisherigen Lagerraum in einem Privathaus wegen Eigenbedarfs der Familie räumen. Wir suchen einen neuen Raum im Knonauer Amt in einem Dorf nahe an der Bahnlinie. Der Raum muss mindestens zehn Quadratmeter gross, trocken und ohne grosse Temperaturschwankungen sein. Wir sind sehr dankbar für jeden Hinweis.»

Kontakt: Verein «Musik übers Meer», Buchenweg 3, Hedingen, <link mail>info@musikuebersmeer.ch, Telefon 044 761 02 52, <link http: www.musikuebersmeer.ch external-link-new-window>www.musikuebersmeer.ch.

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