Einst Schnapsbrennerei und Kinderheim

Dass nach einer Hausfassaden-Renovation ein ganzes Musikcorps aufspielt und sogar die Hauptstrasse gesperrt wird, ist alles andere als alltäglich. Im Haus Brunnental in Heisch war einst eine Schnapsbrennerei, später ein Kinderheim eingerichtet. Heute wird es von einer Genossenschaft bewohnt.

Die Hausgemeinschaft vom Brunnental auf der neuen Eingangstreppe. Darüber eine der restaurierten Verandas. Von links: Georges Köpfli, Anita Roesch, Verena Schlapfer, Celia und Manuel Bermúdez und Dodo Fessel. (Bild Marianne Voss)
Die Hausgemeinschaft vom Brunnental auf der neuen Eingangstreppe. Darüber eine der restaurierten Verandas. Von links: Georges Köpfli, Anita Roesch, Verena Schlapfer, Celia und Manuel Bermúdez und Dodo Fessel. (Bild Marianne Voss)

«Dort, wo Sie stehen, war einmal ein Springbrunnen mit gutem Wasser. Daher kommt der Name Brunnental für dieses jetzt genau 150-jährige Haus.» Die Begrüssungsrede von Georges Köpfli zur Fassadenrenovations-Feier war kurz. Das musste sie sein, denn während seiner Worte wurde die Hauptstrasse vor dem Haus in Heisch von der Feuerwehr gesperrt. Die Bewilligung dafür hatte die Kantonspolizei erteilt. «Wir wollen den Charakter dieses Hauses erhalten und gemeinsame Wohnformen ermöglichen», sagte der Hausbewohner und Genossenschafter weiter. Auch Verena Schlapfer sprach mitten auf der Strasse zu den zahlreichen Gästen und begrüsste Freunde, Nachbarn, Handwerker, den Architekten Ueli Arbenz sowie den Musikverein Harmonie Hausen, «der heute passend zum rosa Haus in roten Hemden auftritt». Nach jeder Kurzansprache wurde der Verkehr freigegeben, ebenso nach jedem rassigen Stück des Musikvereins. In absolut einmaliger Aufstellung, verteilt auf den Verandas, spielten die Musikerinnen und Musiker mit Pauken und Trompeten zur Einweihung auf. Die Dirigentin, Rägle Brawand, stand auf der andern Strassenseite auf einem kleinen Podest und schwang den Taktstock.

Aufwändige Restauration

Diese ganz besondere Einweihungsfeier galt einem ganz besonderen Gebäude. Das geschichtsträchtige Haus Brunnental steht im Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte von überkommunaler Bedeutung. Was am vergangenen Freitag eingeweiht wurde, waren die restaurierten Verandas. Sie mussten in den letzten zwei Jahren vollständig abgebaut und teilweise mit den alten Materialien, teilweise mittels Rekonstruktionen wieder aufgebaut werden. Das war eine lange dauernde, aufwändige Arbeit, wo viele Spezialisten einbezogen waren. Ganz neu ist auch die repräsentative Eingangstreppe, die früher für die Schnapszulieferung benutzt wurde. Jetzt zeigt sich die gesamte Fassade vom «Brunnental» in neuem Kleid.

Schnaps und Kinderheim

Das Haus Brunnental an der Albisstrasse 23 wurde 1868 vom Hausemer Gemeindeammann Heinrich Huber gebaut. Er betrieb eine Schnapsbrennerei und nutzte das gute Wasser vom Brunnen auf der andern Strassenseite. 1903 liess sein Sohn das Haus mit Jugendstil-Verandas, bestehend aus einer schmucken Eisenkonstruktion und farbigen Fenstern, verschönern. Nach seinem Tod übernahm eine Familie Nebel das Gebäude und gestaltete es zu einem Kinderheim um. Wo früher Spirituosen eingelagert waren, entstanden Räume für rund 20 Kinder und Jugendliche, die keine Bleibe hatten. Später wurde das Heim von einem Ehepaar Till geführt. 1978 zogen mehrere Familien ein, die 1981 die Genossenschaft Brunnental gründeten und das Haus auch käuflich erwarben. Und was geschah mit dem Brunnen? Es gibt ihn schon lange nicht mehr. Nachdem ein Schneepflug ihn gerammt hatte und der Trog gerissen war, wurde er weggeschafft.

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