Bleibt die Untere Bahnhofstrasse in Affoltern 2019 zur Weihnachtszeit dunkel?

Die Stadt plant Beleuchtung mit Sternen nur noch an der Zürichstrasse und in Zwillikon und erntet Kritik

Setzt sich für eine Weihnachtsbeleuchtung an der Unteren Bahnhofstrasse in Affoltern ein, auch ab 2019: Susanne Crimi will Firmen und Private für ein Sponsoring gewinnen. <em>(Bild Werner Schneiter)</em>
Setzt sich für eine Weihnachtsbeleuchtung an der Unteren Bahnhofstrasse in Affoltern ein, auch ab 2019: Susanne Crimi will Firmen und Private für ein Sponsoring gewinnen. <em>(Bild Werner Schneiter)</em>

Im Rahmen eines neuen Beleuchtungskonzepts stattet die Stadt Affoltern die Obere Bahnhofstrasse sowie den Bahnhofplatz mit fix an den vorhandenen Bäumen montierten Lichterketten aus – und zwar schon in diesem Jahr. Dafür sind im Budget 2018 60000 Franken vorhanden. Der zweite Teil des Konzepts wird im nächsten Jahr umgesetzt: An der Zürichstrasse erstrahlen künftig fünf an Kandelabern montierte Weihnachtssterne, in Zwillikon gar 16. Damit werden etwa 50-jährige Sterne ersetzt, wofür 20000 Franken zur Verfügung stehen.

Nicht jedoch jene an der Unteren Bahnhofstrasse. Aus Sicht der Stadt weist diese zu wenig «Leben» auf und ist damit zu peripher und zu wenig attraktiv, auch wegen des Bahndamms entlang der Strasse. «Die Fussgängerströme gehen eher in Richtung Obere Bahnhofstrasse und Zürichstrasse, hier wollen wir in erster Linie aufwerten», sagt Arnold Weibel, Bereichsleiter Tiefbau und Infrastruktur der Stadt. Die Argumentation kann die in Affoltern aufgewachsene Susanne Crimi nicht nachvollziehen. «Die Untere Bahnhofstrasse zählt ab Bahnhof bis Kronenplatz mehr als 25 Geschäfte und ist Teil des Zentrums», hält sie fest und versteht nicht, weshalb es dort ab 2019 im Advent dunkel bleiben soll. Ihr Wunsch nach Beleuchtung blieb jedoch im Stadthaus ungehört. Das Thema liess sie aber nicht los und sie wandte sich an den Gewerbeverein Affoltern. Im Rahmen der letzten Generalversammlung legte sie den Gewerblern ihre Pläne auf den Tisch und schlug eine Art privates Sponsoring vor. Käme das zustande, so schwebt der Initiantin in der Zeit des Chlausmärts/Chlauslaufs eine Art Lichtfest vor, das sich von der Unteren Bahnhofstrasse zum Kronenplatz, zum Sternenplatz, via Zürichstrasse in die Obere Bahnhofstrasse erstreckt. In diesem Rahmen könnten sich die dort liegenden Geschäfte in attraktivem Rahmen präsentieren.

Sterne aus Österreich

Ob Susanne Crimi die Mitglieder des Gewerbevereins Affoltern für ein solches Ansinnen gewinnen kann, steht buchstäblich in den Sternen, ist höchst ungewiss – vor allem deshalb, weil sich die Stadt Affoltern die neuen Sterne nicht vom lokalen Gewerbe beschafft, sondern aus Österreich. Und das, obwohl der Stadt eine Offerte für Sterne vorliegt, die wesentlich günstiger ist als jene der östlichen Nachbarn. Warum in diesem Fall das einheimische Gewerbe nicht berücksichtigt worden ist, erklärt Arnold Weibel so: «Wir haben einen langjährigen Lieferanten der Stadt Affoltern berücksichtigt, der uns garantiert, dass wir auch in den kommenden Jahren Sterne dieser Art erhalten. Die vom heimischen Gewerbler offerierten Sterne entsprechen nicht unseren Qualitätsvorstellungen.»

René Ammann, Präsident des Gewerbevereins Affoltern, vertritt die Ansicht, dass eine Weihnachtsbeleuchtung Aufgabe der Stadt sei – nicht des Gewerbes, das mit einem Sponsoring von Weihnachtsbeleuchtung in diesem Fall wegen der laufenden Kampagne «Lust auf einheimisches Gewerbe» unglaubwürdig wirken würde. Trotzdem schliesst er nicht aus, dass sich einzelne Gewerbler bei vernünftigem Preis für ein Sterne-Sponsoring erwärmen könnten. Im Falle der Unteren Bahnhofstrasse gibt es 29 Kandelaber mit 29 Sternen. Stückpreis: um die 650 Franken.

Bei Firmen und Privaten anklopfen

Ammann findet lobende Worte für die Bemühungen von Susanne Crimi und bedauert gleichzeitig, dass solche Privatinitiative von behördlicher Seite immer weniger geschätzt wird. Immerhin wäre die Stadt laut Arnold Weibel bereit, auch an der Unteren Bahnhofstrasse ab 2019 für die Stromkosten aufzukommen, sieht aber keine Möglichkeit, Montage, Demontage und Lagerung von privat finanzierten Sternen zu übernehmen.

Der Zug ist nun einstweilen abgefahren. Susanne Crimi will ihre Bemühungen jedoch nicht ruhen lassen. Sie werde sich nun mit einem Brief an Gewerbetreibende wenden und das Interesse an einem Stern direkt in den Firmen an der Unteren Bahnhofstrasse erkunden. «Falls ich damit auf Interesse stosse, werde ich bei der Stadt eine Initiative einreichen und unter anderem beantragten, dass die öffentliche Hand für Montage und Demontage aufkommt», sagt die Kämpferin für eine umfassende Weihnachtsbeleuchtung im Bezirkshauptort.

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