Dorfbewohner und Natur schützen

Die Frage, was höher zu gewichten ist: Der Schutz von Dorfbewohnern und Schulkindern oder der Schutz von Natur und Landschaft – das war Thema der Medienorientierung der IG Sicherer Schulweg. Die Vereinigung von besorgten Eltern und Bürgern begründete die Problematik an einer Medienorientierung.

Medienleute verfolgen das mühevolle Abbiegen des Sattelschleppers in Ottenbach. (Bild Werner Schneiter)
Medienleute verfolgen das mühevolle Abbiegen des Sattelschleppers in Ottenbach. (Bild Werner Schneiter)

Der Co-Präsident der IG Sicherer Schulweg, Philipp Schweiger, lud sozusagen direkt am Ort des Geschehens zu einer Pressekonferenz. Im kleinen Saal des Restaurants Post in Ottenbach orientierten neben dem Elternaktivisten Schweiger der Gemeindepräsident Kurt Weber, Verkehrsplaner Hugo Wandeler und Natur- und Landschaftsplaner Andreas Erni über die Fakten zum A4-Zubringer Obfelden/Ottenbach, um auch die letzten Zweifler an der Notwendigkeit der Umfahrung für ein Ja umzustimmen. Die Umfahrungsstrasse würde ganz sicher nicht für den Kanton Aargau, sondern wegen dem Kanton Aargau gebaut. Der Siedlungsdruck, aber auch die Umsetzung der Kulturlandinitiative, die im Kanton Aargau infolge der genügend vorhandenen Landreserven kein Thema sei, dürfte die Zunahme des Verkehrs im Säuliamt massiv beeinflussen, so eine der Schlussfolgerungen des Verkehrsplaners Hugo Wandeler.

Zahlreiche Beinahe-Unfälle auf dem Schulweg

Philipp Schweiger, Vater von zwei Schulkindern, schilderte anschliessend mit eindrücklichen Worten die Lage, mit der die gut 870 Schüler aus den beiden Reussgemeinden täglich zu kämpfen haben. Die Situation für die Kinder auf dem Weg zum Schulhaus sei schlicht und einfach nicht mehr zumutbar, so der sichtlich betroffene Papi. Das Risiko auf den zum Teil bis zu zwei Kilometer langen Schulwegen nimmt zu, betonte er. Zahlreiche Beinahe-Unfälle und die Tatsache, dass über 30 Prozent der Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, unterstreiche die unhaltbaren Zustände. Verschiedene Gruppen aus allen Kreisen der Bevölkerung aus dem Säuliamt, von ganz links bis ganz rechts, hätten sich zusammengeschlossen, um der Umfahrung zum Durchbruch zu verhelfen, so der Vertreter der IG. Mit bewegten Worten betonte er, dass er sich vor allem über die zum Teil massiven Falschaussagen der Gegner einer Umfahrung ärgere. Schliesslich seien die Mitglieder und Sympathisanten der IG allesamt Eltern und verantwortungsvolle Bürger und keine Lobby des Strassenbaugewerbes. Verkehrsplaner Hugo Wandeler zeigte dann, dass der Zubringer zur A4 im Knonauer Amt aus dem Aargau lediglich ein kleines und seit vielen Jahren geplantes Teilprojekt der gesamten Westumfahrung sei. Von den Gesamtkosten von gut vier Milliarden sei mit dem Teil der Umfahrung gerade mal ein Prozent noch nicht realisiert. Für die beiden Reussdörfer sei diese Lücke allerdings ein riesengrosses Problem.

Von der Umfahrung profitiert auch der öffentliche Verkehr

Ein weiteres Argument der Vertreter der IG Sicherer Schulweg zugunsten des Autobahnzubringers betrifft den öffentlichen Verkehr. Bereits heute bleiben die drei Buslinien regelmässig im Stau stecken. Ältere und nicht mehr so bewegliche Menschen sehen sich gezwungen, frühere Postautokurse zu benützen um den Anschluss an die S-Bahn in Affoltern sicherzustellen. Der ÖV würde ganz direkt von der Entlastung des Verkehrs im Dorfkern profitieren. Zudem könnte mit dem A4-Zubringer die Buslinien in den Kanton Aargau ausgebaut werden. Bei der anschliessenden Besichtigung auf der «Engel»-Kreuzung mitten im Ottenbacher Dorfkern brauchte dann allerdings weder der Gemeindepräsident noch der Verkehrsplaner nach weiteren Argumente für eine Verkehrsentlastung im Dorf zu suchen. Verkehrsplaner, Elternvertreter, Politiker und Medienleute standen keine drei Minuten an der äusserst komplizierten schmalen und engen Rotlicht-Kreuzung, als beim Abzweiger Richtung Dorfstrasse ein riesiger dreiachsiger Sattelschlepper in Richtung Autobahn kurven wollte. Unfreiwillig zwar, jedoch sehr anschaulich demonstrierte der Chauffeur, mit zweimaligem Zurücksetzen und entsprechender minutenlangen Blockierung der Strasse, die Zustände. Dass das Umfahrungs-Projekt seit Jahren geplant und ausgereift ist und die bestmögliche Variante berücksichtige, beweisen nicht zuletzt die umfassenden Massnahmen zum Schutz von Natur und Landschaft, so die weiteren Argumente der Vertreter der IG Sicherer Schulweg. Zwar zeigen mit Ausnahme der Grünen sämtliche Bezirksparteien grosses Verständnis für das Projekt. Mit ihren Ja-Parolen unterstützen die BDP, EVP, SVP, SP, FDP und die CVP den Bau des Autobahnzubringers Ottenbach/Obfelden. Die IG-Vertreter sind jedoch der Ansicht, dass der Kampf für ein Ja bei der kantonalen Abstimmung vom 23. September 2012 noch einige Überzeugungsarbeit benötigt.

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