«Wir Säuliämtler haben Gespräche in Kolumbien in Gang gebracht ...»

Die Reise einer Gruppe von Säuliämtlern in die Kohleabbaugebiete einer Glencore-Tochter in Kolumbien hat nicht nur grosses mediales Echo ausgelöst. Es sind damit auch Gespräche in Gang gekommen.

Führungsspitze der afro-kolumbianischen Gemeinschaft, deren Zwangsumsiedlung noch bevorsteht. (Bilder zvg.) Glencore-Chef Ivan Glasenberg sprach in Begleitung von Vertretern von www.knonaueramt-solidarisch.ch in einer Maniok-Plantage in der Guajira mit der Bevölkerung über ihre Probleme…

Führungsspitze der afro-kolumbianischen Gemeinschaft, deren Zwangsumsiedlung noch bevorsteht. (Bilder zvg.) Glencore-Chef Ivan Glasenberg sprach in Begleitung von Vertretern von www.knonaueramt-solidarisch.ch in einer Maniok-Plantage in der Guajira mit der Bevölkerung über ihre Probleme…

«Nein, vor drei Jahren hätte ich mir nie ausgemalt, einmal in Sachen ‹Kohleabbau› nach Kolumbien zu reisen», schickt Bastian Nussbaumer vorneweg. Er ist einer von sieben Mitgliedern einer Reisegruppe der Säuliämter Solidaritätsbewegung «www.knonaueramt-solidarisch.ch», welche auf eigene Kosten nach Kolumbien gereist ist, um sich vor Ort im Umfeld der Kohleminen einer Glencore-Tochterfirma zu informieren (Der «Anzeiger» berichtete im Februar in einer dreiteiligen Serie von Pia Holenstein darüber.).

Unter der Leitung von Dominique Rothen von der Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien ask! Kam es zu Kontakten und Gesprächen sowohl mit Dorfbewohnern und Angestelltenvertretern als auch mit Minenbetreibern. «Diese erste Reise», so Nussbaumer, «hat uns gezeigt, wo die Probleme liegen, aber ebenso hat sie zu einer Aussprache mit Glencore-Chef Ivan Glasenberg und schliesslich zu einem zweiten Augenschein in Begleitung des Lenkers von Glencore Xstrata geführt. Dabei haben wir auch die Firmenspitze des zweitgrössten Schweizer Unternehmens und die kolumbianische Partnerorganisation der ask!, die Pensamiento y Acción Social PAS zusammen an einen Tisch und vertiefte Gespräche zwischen ihnen in Gang gebracht.»

Kolumbiens urbane Öffentlichkeit weiss nichts von Problemen

Es sei wahrlich geradezu trostlos, wie sich die Situation vor Ort zeige, hält Nussbaumer fest. «Die Umwelt ist belastet, die Vegetation durch Trockenheit beeinträchtigt. Und die zwangsumgesiedelten indigenen Gemeinschaften, die einst unabhängig und selbstständig im direkten Minenumfeld lebten, hängen heute – deprimierend und ehrverletzend – am Tropf des Staates. Aus unserer Sicht ist keine der Umsiedlungen wirklich gelungen, auch wenn dies Glencore anders beurteilt.» Und weil, trotz mittlerweile reduzierter Staubbelastung der Luft, die Situation im Umfeld der Minen in El Hatillo längerfristig für die Bewohner nicht haltbar sei, seien weitere Zwangsumsiedlungen nötig. Dabei, so Nussbaumer, hoffe er, dass nun einiges besser und richtiger gemacht werde, als bisher.

Wenn auch Glencore einigen Anteil an der «Grässlichkeitskette der Rohstoffförderung» habe, so schienen die CEOs vor Ort doch ernsthaft Interesse an Verbesserungen zu haben, konstatiert der Hausemer. Er ortet massgebliche Probleme im kolumbianischen Staat und vor allem auch darin, dass sich die Beteiligten gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben. Betroffen gemacht hat Bastian Nussbaumer auch ein privater Besuch in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá: «Die städtische Bevölkerung weiss bis hinauf in die gutsituierten Kreise nichts von Kohleabbau und Glencore. Entsprechend nimmt sie auch die angesprochenen Problematiken nicht wahr und zeigt keinerlei Solidarität mit ihren Landsleuten in den Abbaugebieten.»

Die Hoffnung auf Verbesserungen ist genährt

Bastian Nussbaumer und seine Begleiterinnen und Begleiter der Säuliämtler Kolumbien-Reisegruppe unterstreichen, für wie wichtig sie es halten, dass Glencore nun in Kolumbien eine echte Sozialpartnerschaft aufbauen will. Eine Mediation soll bereits eingeleitet worden sein.

Und morgen Mittwoch, beim Debriefinggespräch zu den beiden Reisen am Glencore-Hauptsitz in Baar, wollen die beiden Säuliämtler Teilnehmenden Silvia Berger und Bastian Nussbaumer neben den ebenfalls beteiligten beiden Arbeitsgruppen ask! und PAS entsprechende Vorschläge einbringen. «Wir bekräftigen nochmals die Wichtigkeit der Installation einer gelebten Sozialpartnerschaft, und ich meinerseits werde den Aufbau von Lehrwerkstätten anregen. Solche fehlen nämlich bisher vollständig», sagt Nussbaumer und schliesst: «Selbstredend hoffen wir, dass die durch unseren Besuch in Gang gekommenen Gespräche vor Ort nun zügig und konstant weitergehen werden und alsbald mit echten Verbesserungen gekrönt werden.»

Infos unter <link http: www.knonaueramt-solidarisch.ch>www.knonaueramt-solidarisch.ch.

 

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