Zwischen Schützenhaus und Würstlifabrik

Der Tennisclub Stallikon wird 30 Jahre alt

Die Stalliker Tennisanlage von oben. (Bild zvg.)
Die Stalliker Tennisanlage von oben. (Bild zvg.)

Was einst gross und erfolgreich werden will, muss mit kleinen Schritten beginnen. 1987 konnten 10000 User erstmals einen Vorläufer des Internets anwenden. Heute sind es vier Milliarden. Der Tennisclub Stallikon zählte hundert Mitglieder – heute sind es gegen zweihundert. Ein Dorfverein wächst halt langsamer als das World Wide Web.

In den Jahren vor dem Platzbau galt es, einen geeigneten Standort für den Club zu finden. Einmal war es Gamlikon, wo ein Sportplatz mit Tennis und Fussball in Frage gekommen wäre, obschon es gar keinen Fussballclub gab. Dann wurde die Gemeinde beim Schützenhaus fündig, weitab von den Wohngemeinden Stallikon und Sellenbüren. Die Tennisenthusiasten wehrten sich gegen diesen verkehrstechnisch und lärmstarken Standort. Im Burestübli meinte man am Stammtisch, dass die Tennisspieler der Treffgenauigkeit der Schützen nicht trauen würden.

Also rechtsumkehrt ans andere Ende der Gemeinde, nach Sellenbüren, direkt neben die damalige Würstlifabrik HEWA. Aber auch dieser für 37.50 Franken pro Quadratmeter zu habende Standort stank den Initianten, nachdem sie stundenlang mit Protokollblock auf dem geplanten Areal die Nase in den Wind gestreckt hatten, wie sich der langjährige Präsident Ruedi Fischer erinnert. Am Stammtisch im Burestübli machte der Kalauer die Runde, dass es in der Fabrik (heute Metzgerei Künzli) genügend Würste habe und es auf den Plätzen nicht auch noch solche brauche.

Kompromiss zwischen Schützenhaus und Würstlifabrik

Der Gemeinderat nahm die ablehnende Haltung leicht zerknirscht zur Kenntnis, bot aber mit dem engagierten Gemeindeschreiber Franz Birri Hand zu einer optimalen Lösung, nämlich zum heutigen Standort, der als gelungener Kompromiss zwischen dem Schützenhaus und der Würstlifabrik liegt. Ein Landabtausch war notwendig, eine Umzonung ebenso, und natürlich Geld: Die ganze Anlage kostete mit damals drei Plätzen bei einem Quadratmeterpreis von 15 Franken und dem schmucken Clubhaus (Fertighaus Furter) 550000 Franken. Von der Gemeinde gabs einen Zustupf von 100000 Franken. Der Club, der bislang nur auf dem Papier existierte, konnte nach vielen Stunden Fronarbeit mit Tennisspielen starten.

Der Verein, heute der grösste Sportclub in der Gemeinde Stallikon, entwickelte sich prächtig. Schon ein Jahr nach der Eröffnung konnte eine Tenniswand zu Trainingszwecken gebaut werden, 1993 kam auf den Plätzen 2 und 3 eine Beleuchtung dazu, und aufgrund des Mitgliederzuwachses wurde nahe an der Reppisch ein vierter Platz gebaut.

Boris Beckers Motto, «wenn ich nicht verliere, kann der andere nicht gewinnen», wurde fortan von den Stalliker Tenniscracks wesentlich konsequenter umgesetzt als vom Urheber der Weisheit. Nur dem Motto von Ivan Lendl, damals die Nummer 1 der Welt, wurde keine Folge geleistet. Dieser hatte nämlich zum Besten gegeben, erst wenn er langsamer geworden sei als sein Hund, werde er mit Tennisspielen aufhören.» Ob schneller als langsamer als der Hund – im TC Stallikon finden alle ihren Platz. Die hungrigen Interclubspieler genauso wie die Plauschsportler, und vor allem die Junioren, die von der Tennisacademy Raggenbass und Schmidt fachmännisch betreut werden.

Auch neben dem Platz aktiv

Tennis findet in Stallikon aber nicht nur auf dem Platz statt. Ein schönes Clubhaus lädt zum Verweilen auch nach den Matches ein. «Hier kann man bei einem Bier oder einem Glas Wein auf der Terrasse die Spiele Revue passieren lassen», weiss der frühere Präsident Markus Graf. Oft wird auch im Club gegessen und in alle Nacht hinein über Gott und die Welt diskutiert. Viele Freundschaften sind schon entstanden, die weit über das Tennis hinausgehen.

Der TC Stallikon lädt seine Mitglieder und deren Familien am Samstag, 8. Juli, zu multisportiven Events und zu einem grossen Festabend mit Musik und Essen ein. Am Sonntag, 9. Juli, werden dann die Türen für die Bevölkerung geöffnet mit Schnupperkursen, Workshops, Wettbewerb und weiteren Attraktionen. (mra)

Weitere Infos: <link http: www.tcstallikon.ch external-link-new-window>www.tcstallikon.ch.

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