Vom Radquer-Virus angesteckt

Was ein Sportanlass in der Region bewirken kann

Lokalmatador Timo Müller feierte in Mettmenstetten seinen bisher bedeutendsten Triumph bei den U17.

Lokalmatador Timo Müller feierte in Mettmenstetten seinen bisher bedeutendsten Triumph bei den U17.

Der spätere Sieger Andreas Moser zu Beginn des Elite-Rennens mit Junior Stiven Thür am Hinterrad, der Zweiter wurde.

Der spätere Sieger Andreas Moser zu Beginn des Elite-Rennens mit Junior Stiven Thür am Hinterrad, der Zweiter wurde.

Hart umkämpfte Schweizer Master-Radquer-Meisterschaften auf dem Mettmenstetter Weidhof der Familie Wyss.

Hart umkämpfte Schweizer Master-Radquer-Meisterschaften auf dem Mettmenstetter Weidhof der Familie Wyss.

Säuliämtler Dreifacherfolg bei den Master 2: Gold gewann der Ottenbacher Michel Bravin, Silber der Knonauer Pius Stucki und Bronze der Affoltemer Gabor Michel.

Säuliämtler Dreifacherfolg bei den Master 2: Gold gewann der Ottenbacher Michel Bravin, Silber der Knonauer Pius Stucki und Bronze der Affoltemer Gabor Michel.

Jürg Graf erstaunte das Publikum auf dem Weg zum dritten Masters-SM-Titelgewinn. Als Einziger fuhr er sogar den Steilhang. (Bilder Martin Platter)

Jürg Graf erstaunte das Publikum auf dem Weg zum dritten Masters-SM-Titelgewinn. Als Einziger fuhr er sogar den Steilhang. (Bilder Martin Platter)

Wenn man am Sonntag von Rossau mit dem Velo entlang des Haselbachs nach Mettmenstetten fuhr, stand man plötzlich an der Rennstrecke des 2. Radquer Mettmenstetten. Und war verblüfft, wie wenig es braucht, um ein stimmungsvolles Radquerspektakel zu bieten. Möglich machten es einmal mehr Andreas Fuhrer und sein OK-Team, unter anderen mit Ueli Stauffacher. Stauffacher ist Bauer in Mettmenstetten, bald vierfacher Familienvater und grosser Velofan. Auf seinem Hof vis-à-vis des Jumpin hatte das erste Radquer stattgefunden. Da er heuer auf der Rennstrecke jedoch Raps angepflanzt hat, drängte sich ein anderer Standort auf. Stauffacher musste nicht lange suchen. Auf der anderen Seite des Haselbaches liegt das Anwesen von Kollege Dani Wyss, der sich ebenfalls für den Velosport begeistert. Stauffacher sagt: «Es braucht nicht viel für ein Radquerrennen: Begeisterung für den Sport, ein geeignetes Landstück und viele tüchtige Helfer, die das Ganze tragen.»

Wie die Väter, so die Söhne

Was er damit meinte, zeigte er gleich selber im ersten und zugleich grössten Wettkampf des Renntages, dem der Hobbyfahrer, das Stauffacher im dritten Rang beendete. Beachtlich, wenn man bedenkt, was es braucht, um sich derart in Form zu bringen. Der Mettmenstetter sagt: «Es ist meine Frau Karin, die mir den Rücken für den Sport freihält.» Denn der 35-Jährige ist mit seinem Hof, seiner Familie und einer externen Arbeit, der er zu 70 Prozent nachgeht, ein vielbeschäftigter Mann. Doch das Velofahren lässt er sich nicht nehmen. «Ich bin im Sommer vornehmlich Rennrad gefahren. Aber alles ohne grosse Ambitionen. Über den Winter habe ich mein Velo jeweils in die Ecke gestellt und war im Frühling dann etliche Kilos schwerer.» Der Kontakt zu Andreas Fuhrer, der auf der Suche nach einem Trainingsgelände für Radquer war, erwies sich als Glücksfall. Stauffacher erinnert sich: «Ich erlaubte ihm, auf meinem Land zu trainieren. Die einzige Bedingung war, ich wollte mittrainieren. So hat mich das Radquervirus infiziert. Dank der Anleitung von Andreas habe ich in der letzten Saison drei Podestplätze erreicht und viel Spass am Fahren.» Was ihn ganz besonders freut: Seine beiden Buben Ray (4) und Ben (2) eifern seinem Vorbild bereits nach.

So, wie seinerzeit Timo Müller seinem Vater nachgeeifert hat. Am Radquer Mettmenstetten ist Müller Junior selber zum Siegfahrer herangewachsen – und das als Lokalmatador. «Es ist mega, zuhause vor eigenem Publikum gewinnen zu können», schwärmt der 15-Jährige U17-Fahrer. Anfang Saison hatte er noch mit den Folgen eines Handgelenkbruchs zu kämpfen, sagt aber: «Vielleicht gab mir genau diese Ruhepause die nötige Frische, um durchzustarten.» Der Mettmenstetter möchte seinen dritten Podestplatz in der EKZ-Crosstour behaupten und hat sich zum Ziel gesetzt, bald ins Nationalkader der Nachwuchsfahrer aufgenommen zu werden. Im kommenden Jahr wird er zudem ins Erwerbsleben übertreten. Müller beginnt in Ma-schwanden eine Lehre als Zimmermann.

Wechselbad der Gefühle

Etwas länger auf seinen bedeutendsten Triumph als Velofahrer warten musste Michel Bravin, der es in seiner Jugend bis zum Amateur-Radsportler gebracht hatte. Der 40-jährige Ottenbacher holte im nationalen Titelkampf der Masters 2 die Goldmedaille und überraschte damit sich selber am meisten: «Damit habe ich tatsächlich nicht gerechnet. Ich schätzte mich weniger stark als meine Teamkollegen Pius Stucki und Gabor Michel ein, rechnete deshalb bestenfalls mit dem dritten Rang. Aber so ist das für mich natürlich perfekt.» Als Gründe für seinen Exploit nannte Bravin nicht allzu umfangreiches aber dafür regelmässiges Training, vor allem auch Fahrtechnik. Zudem habe ihm die lange Steigung gelegen. Lange konnte sich der zweifache Familienvater allerdings nicht über seinen Sieg freuen. Gleich nach der Zieleinfahrt erreichte ihn die Nachricht, dass sein einjähriger Sohn notfallmässig ins Spital eingeliefert werden musste, weil er Mühe mit der Atmung bekundete. Sein älterer Sohn Arjen tat wie die beiden Stauffacher-Jungs mit Begeisterung im Feld der Cross-Kids mit.

Weitere Informationen, Fotos und Resultate: radquermettmenstetten.ch

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