Urs Huber siegt auf Umwegen

Mit 7000 Höhenmetern verteilt auf «nur» 140 Kilometern zählt das MB-Race am Fusse des Mont Blanc zu den brutalsten Mountainbikerennen Europas. Der Mettmenstetter Urs Huber konnte es am Samstag auf Umwegen zum zweiten Mal für sich entscheiden.

Urs Huber leidend am MB-Race in Frankreich.<em> (Bild MB-Race)</em>
Urs Huber leidend am MB-Race in Frankreich.<em> (Bild MB-Race)</em>

Letztes Jahr bei seinem ersten Start in Megève errang Urs Huber am MB-Race den wahrscheinlich qualvollsten, aber über die gesamte Saison gesehen, auch wertvollsten Sieg. Die nassen und damit rutschigen und zuweilen auch sehr kühlen Wetterverhältnisse machten aus dem ohnehin schon strengen Wettkampf eine echte Parforceleistung.

Am letzten Samstag waren die Verhältnisse dagegen ideal. Trockenes Wetter und ein griffiger Parcours machten den Wettkampf dafür schneller. Nicht zuletzt, weil Huber mit einer Finte seine Gegner herausfordern wollte. Er legte gleich nach dem Start ein für die Distanz mörderisches Tempo vor. Seine Mitstreiter sollten so dazu animiert werden, mitzugehen, sich dabei aber zu überfordern. Nach 20 Minuten Tempoforcing reihte sich Huber wieder ein und schaute, was passiert. Tatsächlich biss zuerst der Spanier Bou Martin, danach der Italiener Luca Ronchi an und hielten das Tempo hoch. Nach zwei Rennstunden hatte sich die Spitzengruppe herauskristallisiert: Ronchi, der Deutsche Andreas Seewald, der Romand Arnaud Rapillard und Huber, sowie temporär auch noch Bou. In der Abfahrt von Praz-sur-Arly geschah jedoch das erste Missgeschick. Ronchi schoss die Skipiste derart im Tunnelblick hinunter, dass er eine Streckenmarkierung übersah – mit Seewald und Huber im Schlepptau, die sich auf ihn verliessen. Weit abseits der Strecke bemerkte das Trio seinen Irrtum. Die zuvor abgehängten Rapillard und Bou lagen nun dank besserer Aufmerksamkeit an der Spitze – aber nur für eine knappe Stunde. Der Kampf begann von neuem, diesmal mit Vorteilen für Huber und Seewald.

Abnutzungskampf und Fehlleitung

60 Kilometer vor dem Ziel wurde der Mettmenstetter misstrauisch. Er wusste, dass auch Seewald Erfahrung mit Extremwettkämpfen wie dem MB Race hatte und dabei auch schon Erfolge eingefahren hat. Bergauf war es nun der Deutsche, der forcierte. Den ohnehin schon unrhythmischen Aufstieg zum Plateau de la Croix gestaltete er mit seinen Tempowechseln noch schwieriger, doch er wurde Huber nicht los. In Combloux bog das Duo nach einem weiteren Verfahrer bei Kilometer 100 auf die letzten 40 Kilometer ein. Als das Terrain wieder steiler wurde, merkte Huber, dass Seewald Probleme hatte und zog sein Tempo durch. Doch er konnte den Deutschen nicht entscheidend distanzieren.

Erst in Praz-sur-Arly, auf den letzten fünf leicht ansteigenden Kilometern zurück nach Megève schien die Sache für Huber geritzt. Doch im Schlepptau von vier Führungsmotorrädern bog er kurz vor dem Ziel erneut falsch ab! Offenbar hatten die Streckenposten nicht so früh mit dem ersten Langdistanzfahrer gerechnet. Die Pfeile waren noch für die Mitteldistanzfahrer ausgerichtet. Die Streckenposten bemerkten ihren Fehler gerade noch rechtzeitig, um Seewald und alle weiteren Fahrer richtig zu lenken.

Mit der Vermutung, Zweiter zu sein, fuhr Seewald als Erster durchs Ziel. Als er jedoch vom Missgeschick mit Huber hörte, wollte er den Sieg aber nicht und überliess ihn Huber mit der Begründung: «Huber war stärker als ich.» Huber zeigte sich ergriffen über so viel Fairness.

Weitere Artikel zu «Sport», die sie interessieren könnten

Sport25.03.2024

Urs Huber setzt Ausrufezeichen im Hinblick auf den GP Osterhas

Der RRC-Amt-Leistungsträger gewinnt die Schlussetappe des MTB-Etappenrennens Cape Epic
Sport25.03.2024

Flurina Rigling erstmals Gesamtsiegerin

Die Ämtler Para-Cyclerin holt an den Weltmeisterschaften in Brasilien insgesamt vier Medaillen
Sport21.03.2024

«Ich bin mit GC aufgewachsen»

Fredy Bickel ist zurück auf dem Campus