«Mit dem Ziel vor Augen fallen die Einschränkungen leichter»

Während der Online-Orientierungsveranstaltung der kantonalen Baudirektion sowie der Gemeinden Obfelden und Ottenbach schalteten sich durchgehend 350 bis 380 Personen zu. Bis Mittwochabend wurde die Veranstaltung darüber hinaus von gut 1600 verschiedenen Computern aufgerufen.

Die Leiterin der archäologischen Sondierungsgrabungen, Stefanie Brunner, erfasst Fundstellen im Rahmen der Nachgrabung beim Knoten Affolternstrasse exakt, um sie für die Forschung zu erschliessen. Der Raum Obfelden – Ottenbach ist seit über 6000
Die Leiterin der archäologischen Sondierungsgrabungen, Stefanie Brunner, erfasst Fundstellen im Rahmen der Nachgrabung beim Knoten Affolternstrasse exakt, um sie für die Forschung zu erschliessen. Der Raum Obfelden – Ottenbach ist seit über 6000 Jahren besiedelt. (Bild Bernhard Schneider)

Der Spatenstich erfolgt am 24. August 2020. Anschliessend wird der Autobahnzubringer bis Mai 2023 gebaut. Gleichzeitig werden verkehrsberuhigende Massnahmen auf den Gemeindestrassen von Obfelden und Ottenbach umgesetzt und die Velo- und Fussverbindungen verbessert. Die technische Prüfung ist ab 28. April 2023 vorgesehen, die Abnahme soll am 26. Mai 2023 erfolgen, damit die neue Strasse am 29. Mai in Betrieb genommen werden kann.

Dorfzentrum mit Begegnungszone

Für den zurücktretenden Obfelder Gemeindepräsidenten, Thomas Ammann, bedeutete die Online-Veranstaltung seien letzten Auftritt in dieser Funktion. Zweimal habe er an der Umsetzung des Autobahnzubringers gezweifelt, vor der Volksabstimmung und vor dem Kantonsratsentscheid über den Zusatz­kredit: «Die Bevölkerung hat mich aber in der ganzen Zeit getragen und mir immer wieder geholfen, zu Optimismus zurückzufinden.»

Die Ottenbacher Gemeindepräsidentin, Gabriela Noser Fanger, hofft, dass das immer wieder aufgeschobene Dorfkernprojekt jetzt endlich realisiert werden kann: «Wir starten nun das Vorprojekt, um im Zentrum eine Begegnungszone zu schaffen.» Die Bauphase in den nächsten zweieinhalb Jahren wird zwar einige Belastungen mit sich bringen, doch Thomas Ammann meint: «Jetzt haben wir das Ziel vor Augen, deshalb fallen die Einschränkungen während der Bauphase leichter.»

Gesamtprojektleiter Christian Kull erläuterte die künftige Verkehrsführung: Der Hauptverkehr werde aus dem Kanton Aargau von Birri her südwestlich um Ottenbach herum und anschliessend überdeckt durch Bickwil geführt. Die Dorfstrasse Obfelden sowie die Muri- und die Affolternstrasse in Ottenbach werden zu Gemeindestrassen abklassiert. In Ottenbach ist Tempo 30 vorgesehen, Obfelden wird bauliche Massnahmen treffen, die von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30km/h ausgehen.

Besiedlung seit 6200 Jahren

Stefanie Brunner, Projektleiterin Archäologie und Denkmalpflege, erläuterte das Vorgehen bei den begleitenden archäologischen Sondierungen: Etwa 250 sogenannte Schnitte wurden auf dem Trassee durchgeführt: Da es nicht möglich ist, das ganze Trassee systematisch zu durchsuchen, werden in kleinen Schnitten durch das Erdreich zusammenhängende Strukturen menschlicher Besiedlung gesucht.

Das Reusstal war seit mindestens 2000 Jahren eine wichtige Durchgangsachse. Der Projektperimeter des Autobahnzubringers liegt an einem gut besonnten Südwesthang mit Zugang zu frischem Wasser während des ganzen Jahres. Am Isenberg stand einst ein ­römischer Gutshof, in Lunnern befand sich in römisch-keltischer Zeit vermutlich ein Dorf, ein sogenannter «Vicus». Stefanie Brunner fasste zusammen: «Es war also von Beginn weg zu erwarten, dass wir auf Zeugnisse früherer Siedlungen stossen.»

An vier Orten konnten Spuren urgeschichtlicher Siedlungen gesichert werden: «Dies ist natürlich nicht so spektakulär anzusehen wie Überreste von Pfahlbauten am Zugersee oder Grundmauern aus Stein. Vom Holz, das in vor- und nachrömischer Zeit verwendet wurde, lassen sich nur noch Spuren nachweisen. Bei Bickwil fanden wir ­einen kleinen Graben, der vielleicht als Drainage gedient hat. Dank hölzerner Überreste konnten wir ihn auf den Beginn der Eisenzeit um 800 v.Chr. datieren.» Ein Pfostenloch war deutlich älter, mithilfe der Holzkohle, die im Loch gefunden wurde, liess es sich auf 3200 v.Chr. datieren. Diese Funde fügen sich, zusammen mit weiteren Zeugnissen menschlicher Siedlungen, in ein Gesamtbild ein.

Bei den Sondierungsgrabungen wurde zudem ein grossflächiges Phänomen entdeckt: eine holzkohlehaltige Schicht, deren älteste Teile aus der Zeit um 4200 v.Chr. stammen. Es handelt sich um Spuren von Brandrodung, die den Menschen vor über 6000 Jahren in diesem stark bewaldeten Gebiet erlaubten, an Rodungsstellen Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Im Moment sind Nachsondierungen im Gang, denn nach der Getreideernte, die in diesen Tagen erfolgt, ist die Zeit für Sondierungs­grabungen optimal.

Bauplan und Verkehrseinschränkungen

Stefan Annen, Ressortleiter bei der ­Anliker AG, orientierte über den Bauplan und die mit den Arbeiten verbundenen Einschränkungen. Ab 24. August wird an verschiedenen Orten der Ober- und Unterboden abgetragen, diverse Bauplätze werden installiert. Beim künftigen Knoten Affolternstrasse südlich von Ottenbach wird eine provisorische Umfahrungsstrasse errichtet, damit dieser ohne Behinderungen durch den Verkehr gebaut werden kann. Die Verbindung von Ottenbach bis zur Kiesgrube der Agir in Rickenbach wird zwischen dem 19. Oktober und dem 22. Januar 2021 für den Verkehr gesperrt. Nur die Zufahrt der Anstösser wird gewährleistet. Gleichzeitig wird der Knoten Bibelas bei der alten Fabrik in Ottenbach gebaut; hier wird der einstreifige Verkehr mit Ampeln geregelt. Die Obfelder Seite der Rickenbacher Strasse ab Kiesgrube ist bis am 9. April 2021 gesperrt. Die grösste Einschränkung bedeutet das bauliche Kernstück, der Tagbautunnel durch Bickwil. Die Muristrasse wird von April 21 bis März 23 gesperrt. Eine Hilfsbrücke wird in dieser Zeit über die Baustelle gelegt für Fussgänger und Fahrräder, damit die beiden Teile von Bickwil verbunden bleiben. Im Rahmen einer Orientierungsveranstaltung wird die Bevölkerung von Bickwil vorgängig über die Erschliessung der Liegenschaften während der Bauzeit informiert.

Newsletter zum Bau

Die kantonale Baudirektion hat eine Website aufgeschaltet, die während der ganzen Bauzeit laufend aktualisiert wird.  Zurzeit können dort das Handout der Onlineveranstaltung und die vollständige Videoaufzeichung aufgerufen sowie der Newsletter zu den Bauarbeiten abonniert werden:

Link: www.zh.ch/strassenprojekte-obfelden-ottenbach

 

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern15.04.2024

Volumen von sechs Millionen Kubikmetern

Mit der Erweiterung der Deponie Tambrig würde die grösste Deponie im Kanton entstehen
Bezirk Affoltern15.04.2024

Deponienausbau im Säuliamt

Neuer Standort in Bonstetten – grosser Ausbau in Obfelden
Bezirk Affoltern11.04.2024

Die Parolen für die kommenden Abstimmungen sind gefasst

Die Delegierten der Zürcher SVP tagten in Bonstetten