Nach kampfloser Wahl wartet viel Arbeit

Nachdem innerhalb der gesetzlichen Frist keine weitere Kandidatur eingegangen ist, heisst der neue Obfelder Gemeindepräsident Stephan Hinners. In stiller Wahl tritt der 44-jährige, parteilose Hochbauvorstand die Nachfolge von Thomas Ammann (FDP) an.

Will aktiv kommunizieren und die Bevölkerung auch über Zwischenschritte des Gemeinderates orientieren: Stephan Hinners, der neue Obfelder Gemeindepräsident, in der Gemeindeverwaltung. (Bild Werner Schneiter)
Will aktiv kommunizieren und die Bevölkerung auch über Zwischenschritte des Gemeinderates orientieren: Stephan Hinners, der neue Obfelder Gemeindepräsident, in der Gemeindeverwaltung. (Bild Werner Schneiter)

Nach der Wahl von Thomas Ammann zum Rektor des Berufs- und Weiterbildungszentrums Uri (bwz) im Frühjahr stellte sich natürlich sofort die Frage: Wer übernimmt das Gemeindepräsi­dium in Obfelden? Fünf der sechs Ge­meinderatsmitglieder schlossen eine ­Kandidatur aus. Nach kurzer Bedenkzeit kündigte Hochbauvorstand Stephan Hinners sein Interesse am Präsidium an. Nun kann er das Amt gewissermassen «kampflos» antreten, weil er innerhalb der gesetzlichen Fristen der einzige ­Kandidat geblieben ist.

Auf ihn und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Gemeinderat warten einige Aufgaben. «Mit Respekt» blickt Stephan Hinners auf eine künftige Grossbaustelle, die Obfelden und Ottenbach die nächsten drei Jahre beschäftigen wird: der Bau des Autobahnzubringers. Das wird grosse Umstellungen und Rücksichtnahmen erfordern. So steht beispielsweise die Muristrasse im Dorfteil Bickwil vor einer eineinhalbjährigen Sperrung. «Nach der langen Wartezeit und Unsicherheit, ob der Zubringer zustande kommt, werden wir die drei ­Jahre sicher auch noch bewältigen können», hält Stephan Hinners dazu fest.

Postareal: Letzte Chance für gemeinsames Vorgehen

Eine weitere Baustelle wird nicht so schnell eröffnet: Noch nicht klar ist, wie dereinst das Postareal überbaut wird. Voraussetzung dafür ist der Entscheid der Gemeindeversammlung am 16. September 2020 über den privaten Gestaltungsplan. «Dieser ist die letzte Chance für ein gemeinsames Vorgehen der Landbesitzer», sagt Stephan Hinners, der bei einem Ja des Souveräns ein zügiges Vorgehen der Gemeinde als notwendig erachtet, um im Vergleich zur privaten Bauherrschaft nicht ins Hintertreffen zu geraten. Die Migros plant einen Ortsversorgungsladen, wahrscheinlich nach dem sogenannten Voi-Konzept. Für die Gemeinde gilt es laut Hinners, erst mal ein Pflichtenheft zu erarbeiten, das der Frage nachgeht, was und in welchem Umfang realisiert werden kann: Betreutes Wohnen, Wohnen im Alter, Restaurant, Begegnungsplatz? Dem sollen Vorprojekt, Projekt, Kreditvorlage und ­Urnenentscheid folgen. An der September-Gemeindeversammlung steht ja auch der Entscheid an, ob die Gemeinde das Land der Landi Obfelden kaufen soll. «Das hat dann zwar höhere Investitionskosten der Gemeinde zur Folge, bringt dann aber auch einen wesentlichen Mehrwert mit sich», fügt Stephan ­Hinners bei.

Nicht mehr als 7000 Einwohner

Mittelfristig steht in Obfelden auch die Frage nach neuem Schulraumbedarf zur Debatte und welche baulichen Massnahmen damit verbunden sind. Nachdem Obfelden zur Einheitsgemeinde geworden ist, stellt die gesamte Infrastruktur ein grosses Portfolio dar. «Diese müssen wir im Schuss behalten und modernisieren», hält der neue Gemeindepräsident fest. Klar ist, dass beträchtliche Investitionen anstehen. «Finanziell steht die Gemeinde gut da», fügt er bei. Auch an anderen Aufgaben fehlt es nicht. So ist der Start zur Anpassung der Bau- und Zonenordnung (BZO) erfolgt. Dabei geht es nicht nur um die Harmonisierung der Baubegriffe, sondern auch um die künftige Grösse von Obfelden. Als erstes Instrument dient die Ausarbeitung eines räumlichen Entwicklungskonzeptes. Hierzu wird gerade ein Entwurf vorbereitet; eine erste Fassung sollen der Bevölkerung noch in diesem Jahr präsentiert und Stimmen aus der Gemeinde abgeholt werden. Hier stehen neben Fragen zum Wachstum der Gemeinde auch Themen wie Siedlungs- und ­Bevölkerungsentwicklung, Ausbau der öffentlichen Einrichtungen und Mobilitätsfragen zur Debatte. «Da können wir dem Kanton ein gutes Papier vorlegen», ist Stephan Hinners überzeugt.

Ja, wie stark soll Obfelden noch wachsen? Noch ist unbebautes Bauland vorhanden, aber Potenzial ist auch durch generationenbedingte bauliche Veränderungen (Abriss und Neubau) vorhanden. «Einfamilienhausquartiere werden sich verändern, ja das gesamte Bild von Obfelden», ist Hinners überzeugt und macht auch klar, wo die überarbeitete BZO eine Grenze zieht: «Wir wollen von heute 5700 auf maximal 7000 Einwohner bis ins Jahr 2040 ­wachsen».

Bevölkerung möglichst früh einbeziehen

Über Veränderungen wird aber nicht allein im Gemeinderatszimmer entschieden. Stephan Hinners ist bestrebt, aktiv zu kommunizieren und auch über sogenannte Zwischenschritte zu orientieren. «In einem möglichst frühen Stadium die Bevölkerung einbeziehen», lautet sein Credo, wozu natürlich auch der kürzlich installierte «digitale Dorfplatz» dient. In diesem Zusammenhang überlegt er sich auch, wie künftig «Sprechstunden» des Gemeinderates ­gestaltet werden sollen. «Die Hemmschwelle ist immer noch gross, ins ­Gemeindehaus zum Gemeinderat oder zum Gemeindepräsidenten zu kommen», gibt er zu bedenken. «Wir haben gewisse Ideen, wie man auch die Beteiligung an Gemeindeversammlungen erhöhen könnte», fügt er bei, will das aber noch nicht konkretisieren. Vor dem Abschluss liegt auch ein neues Erscheinungsbild der Gemeinde bzw. deren Verwaltung: neu gestaltete Homepage, neues Logo, neue Beschriftungen von ­Gebäude und Fahrzeugen. «Da werden wir an einer der Gemeindeversammlungen in diesem Jahr etwas präsentieren», verrät Stephan Hinners.

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