Die letzte Chance für eine gemeinsame Planung?

Am 16. September entscheidet die Obfelder Gemeindeversammlung über den privaten Gestaltungsplan Postareal – die wohl letzte Chance für eine gemeinsame Planung der Grundeigentümer.

Sieht den Gestaltungsplan fürs Postareal in Obfelden als wohl letzte Chance für ein gemeinsames Vorgehen der Grundeigentümer: Gemeindepräsident Stephan Hinners vor der Post, die Ende Monat in den Volg zügelt. (Bild Werner Schneiter)
Sieht den Gestaltungsplan fürs Postareal in Obfelden als wohl letzte Chance für ein gemeinsames Vorgehen der Grundeigentümer: Gemeindepräsident Stephan Hinners vor der Post, die Ende Monat in den Volg zügelt. (Bild Werner Schneiter)

Obfelden erstreckt sich über 2,5 km und gilt im Volksmund als «Strassendorf» ohne eigentliches Zentrum. Die Bemühungen, das zu ändern, gehen ins Jahr 2012 zurück. Damals stimmte die Gemeindeversammlung einer Teilrevision der kommunalen Nutzungsplanung zu. Damit verbunden: eine Gestaltungsplanpflicht über das Postareal im Dorfteil Toussen. Gleichzeitig verwarf die Gemeindeversammlung eine Initiative, die eine Reduktion der geplanten Verkaufsfläche der bauwilligen Migros forderte.

Dann folgten im Rahmen von Workshops und Testplanung Änderungen am Überbauungskonzept, ehe sich die vier Grundeigentümer mit dem Unterzeichnen einer gemeinsamen Absichtserklärung wider Erwarten zu einer Einigung durchringen konnten. Gegen den von Juli bis September 2018 öffentlich aufgelegten Gestaltungsplan gingen 36 Einwendungen, mehrheitlich gleichen Inhalts ein: Gefordert wurden eine Beschränkung oder ein Verzicht der oberirdischen Parkplätze, ein grösserer Begegnungsplatz und die Aufhebung der Einfahrt von der Dorfstrasse her. Auch gegen die geplanten Flachdächer formulierte sich Kritik, im Wesentlichen von einer Gruppierung namens «Platz frei für Begegnungen auf dem Postareal!».

Acht Parkplätze weniger

Das kantonale Amt für Raumentwicklung (ARE) teilte im Rahmen einer Vorprüfung des Gestaltungsplans die Kritik der Gruppierung weitestgehend. Zusammenfassend hiess es, dass die Vorlage nicht zu überzeugen vermöge und eine weitere Vorprüfung nötig sei. Inzwischen wurden die Pläne revidiert. Dass die Zahl der Parkplätze von 57 auf 49 reduziert wurden, vermag die Gruppierung nicht zu befriedigen. Zwar wird auf eine Einfahrt von der Dorfstrasse her verzichtet, aber die Gruppierung kritisiert den Umstand, dass der Begegnungsplatz «ganz vorne an der Dorfstrasse» angesiedelt und dem Verkehrslärm ausgesetzt ist. Gemeindepräsident Stephan Hinners betont, dass die Neugestaltung der Pläne das Ergebnis eines Kompromisses zwischen Grundeigentümern – darunter auch die Gemeinde – und dem ARE ist. «Die Grundeigentümer wollten ursprünglich mehr Parkplätze», hält Hinners fest und betont, dass das ARE den jetzigen Gestaltungsplan als bewilligungsfähig bezeichnet; auf eine Einfahrt von der verkehrsreichen Dorfstrasse her wird nun verzichtet. Er macht auch darauf aufmerksam, dass beim 33 mal 33 Meter grosse Platz genügend Spielraum und Gestaltungsmöglichkeiten vorhanden sind. Diese zentrale Multifunktionsfläche wird ausschliesslich via Ottenbacherstrasse erschlossen. «Der Platz hat eine gute Grösse, und die Begegnungen müssen nicht zwingend unmittelbar an der Strasse realisiert werden», fügt der Gemeindepräsident bei. Und er wirft noch ein weiteres Argument in die Waagschale: «Auch die privaten Grundeigentümer stellen Land für diesen öffentlichen Platz zur Verfügung. Er soll – so stehts im Beleuchtenden Bericht zur Gemeindeversammlung – zu einem lebendigen Begegnungsort werden. Bei öffentlichen Anlässen lässt sich das Parkareal bis auf 24 Abstellplätze verkleinern, heisst es da auch. Im Alltag stehen 32 Abstellplätze als Kundenparkplätze allen Grundeigentümern zur Verfügung.

Chance für ein neues Restaurant

Auf dem Postareal sind sieben neue Baukörper vorgesehen. Entlang der Strasse steht in den Erdgeschossen gewerbliche Nutzung im Vordergrund, in der sogenannten zweiten Bautiefe Wohnungen, auch solche für «Wohnen im Alter». Weitere Erdgeschosse bieten Raum für Detailhändler, Spitex und andere Dienstleistungen. Und für ein Restaurant.

Das ist mitunter ein Grund, weshalb der Gemeinderat der Gemeindeversammlung den Kauf eines knapp 2400 Quadratmeter grossen Landstücks von der Landi beantragt – zum Preis von knapp 2 Mio. Franken (835 Franken pro Quadratmeter). «Damit sind die Voraussetzungen vorhanden, um einen ausdrücklichen Wunsch aus der Bevölkerung nach einem Restaurant zu erfüllen. Allein auf dem zirka 1850 Quadratmeter grossen Areal der Gemeinde wäre das nicht möglich; das sind ja nur knapp ein Fünftel der Postareal-Gesamtfläche», sagt Stephan Hinners. Er lässt offen, in welchem Konstrukt die Gemeinde bei der Restaurant-Planung mit dabei wäre. Ausgeschlossen ist jedoch, dass die Gemeinde selber als Restaurantbetreiberin tätig ist.

«Der private Gestaltungsplan Postareal ist wohl die letzte Chance für eine gemeinsame Planung der Grundeigentümer», vermutet Stephan Hinners. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung machen ihn zuversichtlich, dass die Vorlage Zustimmung erhält. «Der grösste Teil begrüsst es, wenn es in dieser Sache vorwärts geht und ein neues Restaurant entsteht», fügt er bei.

Und dies nach etlichen Verzögerungen; die jüngsten sind auch dem Coronavirus geschuldet. «Wir hätten zum Thema auch gerne eine Orientierungsveranstaltung organisiert. Das ist virusbedingt nicht möglich; für die Gemeindeversammlung, zu der viele Stimmberechtigte erwartet werden, gilt ein Schutzkonzept. Gewünscht ist auch eine Anmeldung. Eine Urnenabstimmung ist gemäss Gemeindeordnung nicht möglich.

Die Gruppierung «Platz frei für Begegnungen auf dem Postareal!» dürfte den Gestaltungsplan wohl ablehnen. «Menschenfreundliche und lebensnahe Siedlungsgestaltung sieht anders aus», heisst es in einem Schreiben.

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