Mit neuer alter Fahne zu neuer Dorfverbundenheit

Am Uerzliker Dorfplatz wurde die vom Wind zerfetzte Fahne ersetzt – und bei der Gelegenheit auch gleich das Wappen gewechselt. Die Kappeler wurde durch eine Uerzliker Fahne ausgetauscht – vom aus Uerzlikon stammenden Kappeler Gemeindepräsidenten.

Der Kappeler Gemeindepräsident Jakob Müller, links, und Fahnensponsor Ruedi Berweger hängen eine neue Uerzliker Fahne beim Dorfplatz vis-à-vis des Maxi-Ladens auf. (Bild Martin Platter)
Der Kappeler Gemeindepräsident Jakob Müller, links, und Fahnensponsor Ruedi Berweger hängen eine neue Uerzliker Fahne beim Dorfplatz vis-à-vis des Maxi-Ladens auf. (Bild Martin Platter)

Am Samstag gab es in Uerzlikon wieder einmal Anschauungsunterricht zur vielzitierten Kleinräumigkeit der Schweiz. Der in Uerzlikon wohnende Gemeindepräsident von Kappel, Jakob Müller, holte auf dem Dorfplatz die Kappeler Fahne ein und hisste zusammen mit dem Uerzliker Sponsor Ruedi Berweger eine neue Fahne mit dem Uerzliker Dorfwappen – einem Steinbock, der auf die Jahrhunderte alte Geschichte des Dorfes hindeutet.

Berweger hatte sich ein bisschen am Zerfetzten und noch mehr am Kappeler Wappen auf der Fahne gestört, das seiner Meinung nach fälschlicherweise in Uerzlikon hing. Bei Müller rannte er damit offene Türen ein. Zwar gehört Uerzlikon, wie Hauptikon auch, zur ­Gemeinde Kappel. Doch das erst seit dem Regierungsratsbeschluss vom 21. Februar 1929. Dem Beschluss war die Auflösung der damaligen Zivilgemeinden vorausgegangen. Die Uerzliker taten sich damit besonders schwer, denn sie waren am wohlhabendsten. Dazu kommt, dass die Uerzliker seit jeher ein stolzes Völkchen mit enger Dorfverbundenheit waren, wie auch in der Chronik «Von den Klostergütern zur selbstständigen Gemeinde – Kappel am Albis im Wandel der Zeit» von Historiker und «Anzeiger»-Journalist Berhard Schneider nachzulesen ist.

Wahrzeichen der Uerzliker Fasnacht

Demnach war Uerzlikon nicht nur wohlhabender, sondern in gewissen Dingen auch fortschrittlicher. Das Dorf hatte um 1800 nicht nur das grösste Bevölkerungswachstum aller drei Dörfer. Es baute 1856 ein Schulhaus für eine Gesamtschule und gründete 1896 die erste Wasserversorgungsgenossenschaft in der Gemeinde. 

Das Wappentier deutet noch auf eine andere Uerzliker Besonderheit hin. Es stammt von den Rittern von Uerzlikon, die um 1233 nahe der Zuger Kantonsgrenze in Uerzlikon eine Wasserburg bewohnten. Sie sind quasi die Mentoren der Uerzliker Fasnacht, deren Wahrzeichen die Burg und eben der Steinbock sind. So richtig in Schwung kam die Fasnacht aber erst im 20. Jahrhundert. Zur Gründung der Fasnachtsgesellschaft Uerzlikon kam es sogar erst 1964.

Inzwischen hat sich viel geändert. Vereine wurden gegründet und wieder aufgelöst. Die Fasnacht und das Uerzliker Waldfest aber haben bis heute überlebt. Wenn das kein Grund ist, nun endlich auch mit dem Uerzliker Wappen Farbe zu bekennen.

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