WM mit Adrian Brennwald

Die Lücke zu den Top-Nationen, Belgien und den USA, war gross, mit Rang 14 schlug sich die Schweiz an den dezentral aus­getragenen Weltmeisterschaften im Backyard-Ultra dennoch beachtlich. Adrian Brennwald, der erstmals in dieser Disziplin antrat, war Drittbester des Teams.

Laufen und pausieren. Die grosse Herausforderung an der Backyard-Ultra-WM war für Adrian Brennwald der fehlende Rhythmus. (Bild Pascal Quaiser)

Laufen und pausieren. Die grosse Herausforderung an der Backyard-Ultra-WM war für Adrian Brennwald der fehlende Rhythmus. (Bild Pascal Quaiser)

6706 Meter in einer Stunde zurücklegen – darum geht es beim Backyard-Ultra. Das ist eigentlich nicht viel, aber trotzdem gilt das Format als härtestes Ausscheidungsrennen. Das liegt daran, dass die Runde nicht nur einmal, sondern jede Stunde von Neuem zurückgelegt werden muss. Wer die Strecke verlässt oder es nicht pünktlich an den Start oder ins Ziel schafft, scheidet aus. Sieger ist, wer eine Runde mehr absolviert als alle Gegner. Der Weltrekord aus dem Jahr 2018 lag bisher bei 68 Runden. Er sollte an der WM deutlich pulverisiert werden.

«Backyard» ist englisch für Hinterhof und dürfte für den geringen Platzbedarf der kurzen Schlaufen stehen. Während das Format insbesondere in den USA schon länger beliebt ist, fand es erst dieses Jahr in die Schweiz. Und für die Weltmeisterschaft wurde im ­Coronajahr ein neues Format eingeführt, nach dem jede der 21 Nationen mit bis zu 15 Athleten auf einer eigenen Rundstrecke antritt. Vom Schweizer ­Veranstalter wurde auch Adrian ­Brennwald, Ultraläufer aus Aeugst, ­angefragt. Das für ihn neue Format habe ihn auf Anhieb gereizt, verrät er, der im Gegensatz zur internationalen Konkurrenz allerdings ohne spezifische Vor­bereitung antrat.

Dabei ist beim Backyard Ultra so ­einiges anders als bei anderen Ultraläufen. Die knapp 7 km, die eine Runde lang ist, legt Brennwald ansonsten im Training in 40 bis 45 Minuten zurück. Das Tempo ist also nicht die Herausforderung. Vielmehr sind es die Rhythmusbrüche, immer wieder pausieren und frisch anlaufen zu müssen. «Das bin ich nicht gewohnt», sagt denn auch Adrian Brennwald. Während ihm, dem routinierten Bergtrailläufer, das mit 100 Höhenmetern leicht coupierte Gelände der Schweizer Strecke noch entgegenkam, setzten ihm die kalten Nachttemperaturen doch sehr zu: «Wenn man bei vier Grad Celsius anläuft, ist das schon hart.» Und kaum auf Betriebstemperatur gekommen, sei die Runde wieder vorbei. Mit den Hinweis auf die hiesigen Bedingungen will er allerdings keinesfalls die Leistungen der internationalen Konkurrenz herabsetzen: «Andere hatten dafür vielleicht Regen oder starken Wind.»

Reichlich Zeit für die Verpflegung

Für die fünf bis zehn Minuten Pausen zwischen den Runden hatte Brennwald im Start- und Zielbereich einen Campingstuhl bereitstehen. Von seinem Betreuer wurde er jeweils mit einer warmen Jacke und einer Decke empfangen. Und auch für die Verpflegung reicht die Zeit bei diesem Wettkampfformat ­locker. «Das hat man sonst nie», so Brennwald. Etwa alle fünf Runden gönnte er sich eine grössere Mahlzeit, etwa Bratwürste, Älplermakronen, Kartoffelstock oder eine Pizza, dazwischen Riegel, Früchte oder etwas Müesli.

Während bei anderen Ultraläufen die meisten auf sich allein gestellt unterwegs sind, trifft man sich beim Backyard Ultra jede Stunde wieder am Start. «Das gibt mehr Zusammenhalt», sagt Brennwald, der rund die Hälfte der Schweizer bereits von anderen (Trail-)Läufen kannte. Über elf Stunden dauerte es, bis der erste ausstieg. Zwei weitere schafften 18, einer 22 Runden. Und nach 24 Stunden schrumpfte das Schweizer Team – alles erfahrene Ultraläufer – jede Runde weiter. «80 Prozent haben wegen Überbelastung aufgehört», so Brennwald, «wegen Sehnenentzündungen oder ­Muskelverhärtungen.»

203 km in 30 Runden

Für den Aeugster war nach 30 Runden Schluss. Als drittletzter Schweizer strich er die Segel. «Mein Fuss begann zu schmerzen und ich wollte keine Verletzung riskieren», begründet er, zumal er auch mit 20 oder 30 Runden mehr keine Chance sah, gegen die grossen Nationen reüssieren zu können. Der zweitletzte Schweizer hat eine Runde später aufgegeben und so musste nach Runde 32 auch Niklas Sjoblöm aus dem Rennen, der die Schweizer Backyard-Ultra-Premiere im Mai mit 41 Runden für sich entschieden hatte. Nach Reglement des Teamevents ist spätestens eine Runde nach Aufgabe des letzten Mitstreiters Schluss.

Die ausdauerndsten unter den Backyard-Läufern, zwei Belgier, waren auch nach drei Tagen noch auf der Laufstrecke. Der erste Verlierer, Merijn Geerts, scheiterte erst auf der 75. Runde an der Richtzeit, Karel Sabbe schaffte auch diese und darf sich nun mit über 500 km Backyard-Weltmeister und -Weltrekordhalter nennen. «Da komme ich mir mit meinen 30 Stunden wie ein kleines Würstchen vor», kommentiert Adrian Brennwald. Rund 203 km hat er zurückgelegt. Er, der es in 24-Stunden-Rennen auch schon auf 230 km gebracht hat. Den Backyard-Lauf mit seinen Rhythmusbrechern habe er denn auch als ungleich intensiver erlebt.

War es das nun für den Aeugster mit Backyard-Ultras? «Unmittelbar nach dem Lauf hätte ich gesagt: nie mehr!», sagt Adrian Brennwald und lacht. Mit einigen Tagen Distanz wollte er am ­Mittwoch eine weitere Teilnahme ­allerdings nicht mehr kategorisch ­ausschliessen.

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