30 Jahre Galerie für Gegenwartskunst

Drei Jahrzehnte hat Elfi Bohrer mit ihrer Galerie das Kunstleben im Knonauer Amt geprägt. Vom 17. bis am 25. April zeigt sie Bilder, Skulpturen und Objekte von Künstlern und Künstlerinnen, die in den letzten 30 Jahren bei ihr zu Gast waren. Eine Gelegenheit, einen Einblick in die breite Palette ihrer Werke zu bekommen.

Elfi Bohrer über ihr Zuhause: «Im kunstvollen Haus voller Kunst bin ich nie allein, sondern stets in Gesellschaft von Kunst.» Im Hintergrund ein Selbstbildnis von Ben Ami, mit dem Elfi Bohrer 1991 die Galerie eröffnete. (Bild Regula Zellweger)
Elfi Bohrer über ihr Zuhause: «Im kunstvollen Haus voller Kunst bin ich nie allein, sondern stets in Gesellschaft von Kunst.» Im Hintergrund ein Selbstbildnis von Ben Ami, mit dem Elfi Bohrer 1991 die Galerie eröffnete. (Bild Regula Zellweger)

«Ich habe viel erlebt in den letzten 30 Jahren», erzählt Elfi Bohrer. Es waren vor allem Begegnungen mit Kunden und Künstlerinnen, an die sie sich gern erinnert. Dabei wollte sie eigentlich keine Ausstellung mehr machen, nachdem 2017 ihr Mann Arthur gestorben war. Dass nun wieder im Kunstfenster regelmässig Ausstellungen kuratiert werden, ist ein Verdienst der Bonstetter Künstlerin Marlies Achermann, die 2017 das Projekt «Offene Ateliers» initiierte und organisierte. Sie motivierte Elfi Bohrer, am Wochenende, an dem Kunstschaffende ihre Ateliers für Besucher öffneten, auch die Galerie zu öffnen.

Elfi Bohrer erzählt: «Ich liess mich mehrmals bitten und die begeisterten Reaktionen von Künstlern und Kundinnen überzeugten mich, nochmals mit Openhouse Events durchzustarten – wenn auch mit reduziertem Angebot.» Seither gehören Ausstellungen im Kunstfenster wieder zum Kunstgeschehen in der Region.

Accrochage

«Aufhängen» bedeutet das französische Verb accrocher. In Frankreich brauchte man das Substantiv «Accrochage» ab den 1960ern als gebräuchlichen Ausdruck für die Hängung von Bildern in Museen. Galeristen nahmen den Begriff auf und heute versteht man darunter eine Ausstellung von Werken aus den eigenen Beständen einer Kunstgalerie. Meist werden dabei Werke verschiedener Künstler und Künstlerinnen gezeigt – wie dies früher bereits in Paris in den berühmten Salons beispielsweise zur Zeit des ­Impressionismus üblich war. Dabei stehen nicht Werk, Person und Entwicklung eines einzelnen Künstlers im Zentrum, sondern man kann verschiedene künstlerische Ausdrucksformen und Techniken betrachten und miteinander vergleichen, erspüren, welche Emotionen einzelne Werke individuell auslösen oder wie unterschiedlich verschiedene Künstler ähnliche Themen aufnehmen und in ihrer künstlerischen Sprache umsetzen.

30-Jahre-Jubiläum

Ein Jubiläum ruft nach einer Rückblende: 1984 wurde Elfi Bohrer als Unternehmensberaterin und Softwareentwicklerin selbstständig, spezialisiert auf den Bank-Zahlungsverkehr. Heute sagt sie mit dem für sie typischen Humor: «Damals wurde ich übermütig und habe neben meiner Tätigkeit begonnen, mit viel Begeisterung und Naivität, meinen Spleen einer eigenen Galerie zu verwirklichen – in der Hoffnung, alle würden auf mich warten. Es hat sich dann als hartes und jahrelanges Learning on the Job erwiesen, das ich allerdings nicht missen möchte.»

Ihre Ursprünge hatte ihre «Kunstbesessenheit» in einem eineinhalb-jährigen Aufenthalt in Paris, als die junge Frau alle Museen abklapperte und mit dem Kunst-Virus infiziert wurde. Die Kindheit mit der alleinerziehenden Mutter weit ausserhalb eines kleinen Dorfes im Nachkriegs-Österreich war kein optimaler Start für eine spätere Galeristin. Doch Elfi Bohrer macht nichts halb. Mit 18 zog sie bereits ins Ausland, weil sie befürchtete, dass das Leben einfach an ihr vorbeiziehen würde, wenn sie im Dorf bliebe. Das Ausland bestand damals für Elfi Bohrer aus dem Appenzell, wo sie als kaufmännische Angestellte ihre erfolgreiche berufliche Laufbahn begann.

Zeit zum Betrachten und Vernetzen

Den Mut, eine eigene Galerie zu eröffnen, erhielt sie durch eine Expressionisten-Ausstellung, durch eine intensive Weiterbildung im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und vor allem durch die stete Unterstützung durch ihren Partner. Fünf Jahre kombinierte sie ­Beratungen im Finanzbereich und den anspruchsvollen Aufbau der Galerie.

Sie erzählt gern über diese strengen Jahre: «Begonnen habe ich mit Künstlern, die ich persönlich kannte, von denen wir beispielsweise bereits Werke besassen.» Zudem bekam sie von ihrer Galerie-Vorgängerin Trudi Mäusli Vorschläge und Kontakte. Ausstellungs­besuche und Empfehlungen von Kunstschaffenden waren wertvoll. Galerie­arbeit ist Vernetzungsarbeit. Aus der Galeriearbeit wuchsen tragende Freundschaften, die ihr nach dem Tod ihres Ehemannes Halt und Lebensmut gaben, wofür sie sehr dankbar ist.

Vernetzung verspricht auch im Zentrum der Accrochage zu stehen. Interessierte können – weil unterschiedlichste Werke gezeigt werden – unter Beachtung der Corona-Regeln ihre Kunsterfahrungen im Kunstfenster erweitern und miteinander vernetzen. Vor der Galerie kann man sich in kleinen Gruppen untereinander, mit Kunstschaffenden und der Galeristin unterhalten.

Maximal zehn Besucher können sich – Personal ausgenommen – in der Galerie aufhalten. Um zu verhindern, dass lange Wartezeiten entstehen, bittet Elfi Bohrer um telefonische Anmeldung. Unbedingt sollten auch die Öffnungszeiten an Werktagen genutzt werden.

Jubiläumsausstellung 30 Jahre GG, 17. bis 25. April, Dorfstrasse 13, Bonstetten. Malerei, Zeichnung, Skulptur und Objekt. Samstag und Sonntag: 13 bis 17 Uhr, Dienstag bis Freitag: 14 bis 18 Uhr – und nach Vereinbarung. Kontakt: Tel. 044 700 32 10 oder 079 207 76 28, galerie@ggbohrer.ch, www.ggbohrer.ch.

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