Schulzimmer im Lebensraum der Wildtiere

Für die Projektwoche der ­Primarschule Zwillikon wählten die Lehrpersonen ein spannendes Thema. Es betraf generell die Natur, in der Hauptsache drehte es sich jedoch um den Wald, die Wildtiere und die Jagd. Nach Exkursionen in die Geschichte des Säuliamts und in den Tierpark Goldau, beschäftigten sie sich mit dem Wald und der Jagd.

Die Jäger Walter Nussbaumer (links) und Armin Müller (rechts) zeigen Präparate eines Dachses und einer Füchsin mit ihrem Jungen. (Bild Martin Mullis)
Die Jäger Walter Nussbaumer (links) und Armin Müller (rechts) zeigen Präparate eines Dachses und einer Füchsin mit ihrem Jungen. (Bild Martin Mullis)

Wenn sich das Schulzimmer am Waldrand bei einem Weg mit dem Namen «Chüeweidhölzli» befindet, kann davon ausgegangen werden, dass eine ganz spezielle Schulstunde auf dem Programm steht. Die Lehrpersonen Jacqueline und Rolf Erne der Primarschule Zwillikon veranstalteten mit rund 40 Fünft- und Sechstklässlern eine Projektwoche mit dem Thema Wald. Sie verbrachten einen Tag im Tierpark Goldau und unternahmen eine Exkursion zur «Stonehenge» im Säuliamt. Am letzten Freitag verlegten sie die Schulstube lediglich einen Kilometer vom Schulhaus entfernt in den nahen Wald. Paul Erni, Jagdobmann der Jagdgesellschaft Affoltern, veranstaltete zusammen mit acht Jägern einen lehrreichen Parcours mit vier Posten. Er begrüsste die Kinder im Zelt vor dem Schützenhaus Zwillikon. Ein Kernaussage seiner Ausführungen zum Thema Wald und Wildtiere war auf einer Folie zu lesen. Das Wort «Respektiere» stand hier mit grossen Buch­staben, wobei der letzte Teil «Tiere» hervorgehoben wurde. Am Waldrand und im Wald alle Hunde an der Leine führen, keine Wildtiere anfassen und, um die Bodenbrüter wie das Rotkehlchen nicht zu gefährden, die Fusswege möglichst nicht verlassen, das waren die Hauptanliegen der Jäger. Erni forderte die Fünft- und Sechstklässler auf, auch keine Bäume und Pflanzen zu verletzen, selbst dann nicht, wenn vor lauter Liebe zum Schatz der Wunsch aufkommt, ein Herzchen in die Rinde zu schnitzen.

Das Bergen von Fallwild ist eine aufwendige Aufgabe

Selbstverständlich wurden an den einzelnen Posten auch die Hege und Pflege thematisiert. Der gesetzliche Leistungsauftrag der Jäger gewährleistet die Bestandes-Regulierung und den Schutz des Lebensraums der Wildtiere. Das Bergen von Fallwild (tot aufgefundene Tiere), eine aufwendige Aufgabe, geht oft auch an die Substanz der Grünröcke. Für die einzelnen Stationen liessen sich die ­Jäger etwas einfallen. Neben einem kurzen Referat über allgemeine Waldkunde und das Verhalten im Wald stand auch ein Wildwagen mit gegen hundert präparierten Wildtieren bereit. Ein ausgestopfter Keiler, ein Fuchs und Dutzende Vögel sorgten nicht nur für Staunen, sondern auch für einen höchst spannenden Anschauungsunterricht. Mitten im Chüeweidhölzliwald empfingen die ­Jäger Armin Müller und Walter Nussbaumer die Kinder und zeigten ihnen Fuchs und Dachs sowie deren Bauten. Die elfjährige Lena Stalder erklärte am Tisch mit Präparaten einer Füchsin mit ihrem Jungen und von einem Dachs, dass sie in diesen interessanten Schulstunden viel Neues gelernt habe, und bekam Zustimmung von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern.

«A de Leine, isch er en Feine»

Eine kleine Diskussion löste auch das Thema der nichtangeleinten Hunde im Wald aus. Die Meinung war hier ganz klar geteilt, einige erklärten dezidiert, dass sie ihren Hund auch weiterhin im Wald nicht anleinen würden, während andere sich einsichtig zeigten und künftig ihrem Vierbeiner das Motto «A de Leine, isch er en Feine» vermitteln ­würden.

Ein weiterer Standort zeigte die Ausrüstung der Jäger und damit auch für viele Tierliebhaber die heikelste Angelegenheit rund ums Thema Jagd. Viele Aufgaben des Weidwerks werden ausgeblendet und die Tätigkeit der Jäger auf das Töten der Tiere reduziert. Ihre Waffen heissen Büchse, Flinte, aber auch kombinierte Gewehre. Besondere Aufmerksamkeit erweckte das Zielfernrohr, durch das verschiedene Punkte in der Ferne anvisiert werden können.

Kein Jäger tötet ein Tier zum Spass. Neben der dringenden Regulierung des Bestandes werden die Jäger vielfach aufgeboten, Tiere in grösster Not zu erlösen. Sei es infolge von Krankheiten oder Fehlentwicklungen der Natur. Vielfach sorgen aber auch Verkehrsunfälle für einen dringenden Einsatz eines Jägers und dessen Ausrüstung.

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