Solaranlagen mit Bürgerbeteiligung

Das Schulhaus Gallenbüel in Aeugst erhält eine neue Fotovoltaikanlage. Die Gemeinde könnte diese selber bauen, möchte aber, dass sich Einwohnerinnen und Einwohner daran beteiligen. An einem Infoanlass waren Details zu diesem interessanten Deal zu erfahren.

Das Schulhaus Gallenbüel, wie es sich im Solarkataster präsentiert. Die orangen Dachteile weisen eine sehr gute Sonneneinstrahlung auf, bei den helleren Dachteilen ist die Solarstromproduktion geringer. (Bild zvg.)
Das Schulhaus Gallenbüel, wie es sich im Solarkataster präsentiert. Die orangen Dachteile weisen eine sehr gute Sonneneinstrahlung auf, bei den helleren Dachteilen ist die Solarstromproduktion geringer. (Bild zvg.)

In seinem Energieleitbild 2030 hat sich Aeugst ambitionierte Ziele gesetzt. Eines der Ziele lautet, dass bis 2030 mindestens 20000 m² Solaranlagen auf Gemeinde­gebiet installiert sind und mindestens 60 Prozent der geeigneten, gemeindeeigenen Dächer für Solar­projekte genutzt werden. Als nächsten konkreten Schritt plant die Gemeinde, die Dächer des Schulhauses Gallenbüel mit Fotovoltaikanlagen zu versehen. Im Investitionsbudget der Gemeinde sind dafür 190000 Franken vorgesehen, ­allerdings mit einer Sperrklausel, das heisst, dass die Investition nur mittels eines Ja der Gemeindeversammlung möglich wird.

 

Besteht Interesse?

Wie Mathias Rudow von der Energiekommission Aeugst an einem Informationsanlass im Schulhaus Gallenbüel vergangene Woche erklärte, prüft die Gemeinde auch Möglichkeiten, die PV-Anlagen nicht selber zu finanzieren und zu bauen, sondern die Dächer an einen Partner zu vermieten. Gleichzeitig gibt es auch die Möglichkeit, dass nicht nur die Gemeinde sich am Bau der PV-Anlagen beteiligt, sondern auch Einwohnerinnen und Einwohner, die selber keine Gelegenheit haben, sich eine eigene PV-Anlage zu bauen. An der Informationsveranstaltung konnten drei Anbieter – die Firmen EKZ und Solarify und die Genossenschaft Säulistrom – vor den rund 40 interessierten Anwesenden ihr Finanzierungs- und Geschäftsmodell präsentieren.

Unterschiede zwischen den drei Anbietern zeigten sich bezüglich der drei Kriterien: Wem gehört die Solaranlage? Wem gehört der Strom? Wem gehört der ökologische Mehrwert des Stroms (Herkunftsnachweis)? Säulistrom etwa bleibt in allen drei Bereichen über die 25 Jahre Laufzeit der Besitzer, bei Solarify erwerben Privatpersonen die Solarpaneele, und EKZ verkauft die gesamte Stromproduktion an die Gemeinde. Ebenso unterschiedlich sind die Möglichkeiten für Drittpersonen, sich am Projekt zu beteiligen. Bei Säulistrom tritt man der Genossenschaft bei und wird so Teilhaber. Bei Solarify beteiligt man sich durch den Kauf einzelner Solarpaneele an der Investition und wird dafür am Solarertrag anteilsmässig beteiligt. EKZ bietet über den Zukauf von sogenanntem Generationenstrom die Möglichkeit, den eigenen Strombedarf mittels Solarstrom vom Schulhausdach zu decken und gleichzeitig den Bau weiterer Solaranlagen auf Zürcher Schulhausdächern zu fördern.

Ein Ziel der Informationsveran­staltung war es zu klären, welches grundsätzliche Interesse in der Bevölkerung besteht, sich an einer PV-Anlage auf einem öffentlichen Gebäude finanziell zu beteiligen. Hierzu wurden an alle Anwesenden Fragebogen verteilt, in denen diese Stellung nehmen sollten. Auch wurde gefragt, welches der drei vorgestellten Finanzierungs- und Beteiligungsmodelle am ansprechendsten wirke. Die Auswertung dieser Fragen wird in die weitere Ausarbeitung des Projektes einfliessen.

Der Zeitplan steht schon. Gemeinderat Bruno Fuchs, Präsident der Energie­kommission, wird bis Ende ­Januar dem Gemeinderat einen Antrag stellen, mit welchem der drei Anbieter das Solarstromprojekt realisiert werden oder ob es die Gemeinde als Eigeninvestition umsetzen soll. Nach dem Entscheid des Gemeinderats kommt das Geschäft im Juni 2022 an die Gemeindeversammlung. Unmittelbar danach könnte mit der Einrichtung der Solaranlagen auf dem Schulhaus Gallenbüel begonnen werden.

Energiebotschafter schildern ihre Erfahrungen

Laut Bruno Fuchs gibt es für Interessierte, die ein eigenes Energieprojekt angehen möchten, drei Möglichkeiten, sich detailliert zu informieren. Zum einen im Internet bei der Energieregion Knonauer Amt. Weiter steht eine kommunale Energieberatung zur Verfügung, bei der Mitglieder der Energiekommission Aeugst sowohl zu Fragen von Solaranlagen als auch zur E-Mobilität Auskunft erteilen. Ganz neu seit dieser Woche können über die Website der Gemeinde Aeugst auch sogenannte Energiebotschafterinnen und -botschafter kontaktiert werden – Leute aus Aeugst, welche schon selbst ein Energieprojekt realisiert haben und über ihre Erfahrungen Auskunft geben. Diese decken eine Palette ab, die von Gebäudesanierungen über den Ersatz von Ölheizungen bis hin zur Installation einer E-Ladeinfrastruktur reichen.

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