Zwei Wochen Detektivarbeit im Kinderspital-Rehabilitationszentrum

Computerunterstützte Arm- und Handtherapie und alltagsorientiertes Training im Einzel- und Gruppensetting – darum ging es in den vergangenen zwei Wochen für vier Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren. Zusätzliche Motivation bot eine Rahmengeschichte mit Schnitzeljagd.

Machen Pizza für den Dieb: Fadraina, Pirathap und Silas (von links) mit den Ergotherapeuten Jan Lieber und Seraina Kühne. (Bild Thomas Stöckli/Kispi)

Machen Pizza für den Dieb: Fadraina, Pirathap und Silas (von links) mit den Ergotherapeuten Jan Lieber und Seraina Kühne. (Bild Thomas Stöckli/Kispi)

Vor dem Pizza-Zubereiten wickeln die Kinder ihre Hand ein. Es ist die starke, die bessere Hand. Schliesslich geht es darum, die schwächere Hand zu fördern. «Wer will den Teig ausrollen?», fragt Esther Brüderlin, Leiterin der ambulanten Ergotherapie. Drei der vier Kinder melden sich. Der 12-jährige Pirathap und die fünf Jahre jüngere Fadraina bekommen den Auftrag. Gemeinsam gelingt es ihnen, die Verschluss-Klammer von der Teigpackung zu entfernen. Silas (9 Jahre) pellt derweil den Stielansatz von den Tomaten, welche ihm immer wieder wegrollen. «Willst du lieber den Büchsenöffner halten oder drehen?», fragt Esther Brüderlin den 12-jährigen Moreno und liefert die entsprechende Unterstützung. Was anderen Kindern im selben Alter leicht von der Hand geht, ist für die vier Teilnehmer der Intensivtherapie Schwerstarbeit. Allen gemeinsam ist eine Halbseitenlähmung (Hemiparese). Diese erschwert ihnen, den betroffenen Arm einzusetzen.

Einander Tipps geben
Gemeinsam mit Eltern und Kindern wurden zu Beginn der Intensivwochen Ziele formuliert. So will Silas Orangen pressen, Fadraina auf dem Pausenplatz ohne Angst klettern, Moreno Nägel einschlagen und Pirathap seine Schuhe binden können. «Es hat schon deutliche Fortschritte gegeben», zog Esther Brüderlin nach der ersten Woche Zwischenbilanz. Fadraina hat eine Strategie entwickelt, wie sie ihr Zeichenpapier besser festhalten kann und Pirathap schafft es, in drei Minuten seine Knöpfe auf- und wieder zuzumachen. Die Kinder profitieren insbesondere auch vom Austausch untereinander. Toll sei es, so Fadraina, dass man einander Tipps geben könne. Allen voran Moreno weiss immer wieder hilfreiche Kniffe.
Die vier intensiven Halbtage pro Woche beinhalten für die Teilnehmer jeweils Einzelförderung, aber auch computerunterstützte Arm- und Handtherapie mit den Ergotherapeuten Jan Lieber und Seraina Kühne. Schritt für Schritt lernen die Kinder erst, einzelne Gelenke isoliert zu bewegen und setzen das Repertoire dann zu ganzen Bewegungsketten zusammen. Weil sie ihre eigenen Ziele verfolgen, sind sie besonders motiviert. Tests und subjektive Selbsteinschätzungen vor und nach den Intensivwochen machen den Effekt messbar.

Übernachtungsmöglichkeiten fehlen
Zusätzlichen Anreiz liefert die Rahmenhandlung. Die Therapeuten führen nebst ihrer Arbeit mit den Kindern nämlich noch eine Detektei. Mit Unterstützung der Kinder wollen sie aufklären, wer den Kispi-Forschern einen wichtigen Ordner gestohlen hat. Täglich finden die Kinder einen Hinweis, der sie zu einer nächsten Aufgabe führt. Die erwähnte Pizza müssen sie backen, damit der Dieb den nächsten Hinweis herausrückt. Für die Kinder sei die Handlung sehr real, so
Esther Brüderlin. Kein Wunder: Sogar ein Besuch von Kantonspolizisten stand auf dem Programm.» Die Vielfalt des Programms macht es aus, dass sie dran bleiben», weiss die Leiterin der ambulanten Ergotherapie. Selbst beim gemeinsamen Mittagessen geht es noch um die selbst gesetzten Ziele.
Die Intensivwochen für Kinder mit Hemiparese wurden im Kinderspital-Rehabilitationszentrum erstmals angeboten – aber wohl nicht zum letzten Mal. Können es allenfalls auch fünf statt der diesmal vier Stunden pro Tag sein? Wird aus den Intensivwochen sogar ein richtiges Lager? Vorerst sicher noch nicht: «Die Übernachtungsmöglichkeiten fehlen», begründet Esther Brüderlin. Aber was nicht ist, kann ja noch werden . . .

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