Kindergärtler entdecken den Wald

Seit Ende der Herbstferien fand der Uerzliker Kindergarten im Wald statt. Um 8.15 Uhr verliessen die Kinder den Kindergarten und machten sich auf einen rund 45-minütigen Weg in den Wald. Dort wurde ein Feuer gemacht, gespielt, gesungen und natürlich Znüni gegessen.

Nadja Hurter hilft Kilian den Lieblingsbaum zu markieren.

Nadja Hurter hilft Kilian den Lieblingsbaum zu markieren.

Lageratmosphäre im «Waldschloss»: Elke Vogel (rechts) singt mit den Kindern ein Lied. (Bilder Andrea Bolliger)

Lageratmosphäre im «Waldschloss»: Elke Vogel (rechts) singt mit den Kindern ein Lied. (Bilder Andrea Bolliger)

Kinder bastelten Geister aus Laub.

Kinder bastelten Geister aus Laub.

Der Kindergarten-Weg beinhaltete auch die Aussicht auf die Rigi.

Der Kindergarten-Weg beinhaltete auch die Aussicht auf die Rigi.

Die 36 Uerzliker Kindergärtler hatten während der vergangenen sechs Wochen einen langen, aber kurzweiligen Kindergartenweg – und zwar bei jedem Wetter. Jeden Morgen begaben sie sich mit den beiden Kindergärtnerinnen Elke Vogt Anfang Woche, Nicole Gasser Ende Woche und Nadja Hurter sowie zwei bis drei Begleitpersonen von Uerzlikon hinauf Richtung Wald. Dabei war der Weg das Ziel und dieser wurde locker unter die Füsse genommen. «Die Zeit spielt keine grosse Rolle,» sagt Kindergärtnerin Nadja Hurter. Vor vier Jahren führte der Uerzliker Kindergarten den «spielzeugfreien Kindergarten» durch. Die Kindergärtnerinnen dachten darüber nach, dieses Projekt zu wiederholen, kamen aber zum Schluss, dass sie lieber in den Wald gehen würden. «Diese Umgebung ist ebenfalls spielzeugfrei, bietet aber eine anregendere Lernumgebung», ist Nadja Hurter überzeugt. Für eine Durchführung im Herbst entschieden sie sich, weil es eine interessante Jahreszeit ist, um die Natur zu beobachten. «Die Kinder sehen wie sich die Natur verändert. Wir haben in diesen Wochen verschiedene Wetterphänomene erleben können – Wind, Kälte, Sonne und Schnee.» Das sei für die Kinder immer wieder spannend gewesen. Auf dem Weg entdeckten sie, wenn es regnete, Regenwürmer oder sie konnten in Pfützen springen. Mit dem Anfang Woche gefallenen Schnee formten sie Schneekugeln und Schnee-Engelchen.

Heilpädagogin und Logopädin kamen mit in den Wald

Ziel des Projektes ist es, die Eigeninitiative zu fördern und zu merken, wie es ist Langeweile auszuhalten und seine Selbstwirksamkeit zu entdecken. Aber auch das Miteinander und der Zusammenhalt sind wichtige Aspekte. Eine Herausforderung sei es gewesen, die Therapiestunden ins Projekt zu integrieren, sagt Nadja Hurter. Logopädin und Heilpädagogin kommen nun ebenfalls in den Wald. Der Schwimmunterricht findet normal statt.

Auch die beiden Nachmittage verbringen die Kindergärtler im Wald. Am Dienstag fährt sie der Schulbus nach der Mittagspause an den Waldrand, am Donnerstag bleiben sie über Mittag dort. Mit dem Schulbus geht es am Nachmittag zurück nach Hause.

Ganz neu ist der Wald für die Uerzliker Kinder nicht. Bereits zuvor besuchten sie den Wald einmal im Monat. Daher bestand auch bereits ein Waldsofa. Für das Projekt wurde es, mit dem Einverständnis des Waldbesitzers, zu einem «Waldschloss» vergrössert und überdacht. Zudem wurde ein Plumpsklo erstellt. Dieses hatte der Vater eines Kindes geschreinert und später überdacht. «Ohne die Mithilfe der Eltern wäre das Projekt nicht durchzuführen gewesen», so Nadja Hurter. Es hätten sich aber fast jeden Tag mindestens zwei Mütter oder Väter von Kindern gemeldet, um die Gruppe zu begleiten. Erfreulich war, dass das Projekt auch bei vielen Vätern Anklang fand.

Bezug zur Natur auch auf dem Land nicht selbstverständlich

Darauf angesprochen, dass die Kinder auf dem Land doch ohnehin viel draussen seien, entgegnet Nadja Hurter sie finde es nicht selbstverständlich, dass man mit den Kindern auf dem Land mehr hinausgehe. «Sicher öfter als in der Stadt», meint sie. Aber auch hier habe sie das Gefühl, dass man immer mehr den Bezug zur Natur verliere.

Im «Waldschloss» angekommen wird erst einmal Feuer gemacht. Dieses dient zum Aufwärmen und später, um zum Znüni eine Wurst oder Schlangenbrot zu braten. Zuvor werden Lieder gesungen und die Kindergärtnerinen vermitteln ein wenig Wissen, zum Beispiel über den Zunderpilz, den die Kinder im Wald entdeckt hatten. Danach gibt es kleine Aufträge. Das kann sein, dass eine Hütte aus Ästen gebaut wird oder jedes Kind seinen Lieblingsbaum aussucht, den es dann markiert und schmückt. Dabei sind die Betreuenden gefordert. Sei es zum Helfen, oder um die Erlaubnis einzuholen, sich ans wärmende Feuer setzen zu dürfen. Den Kindergärtnerinnen ist es wichtig, dass die Kinder genügend Zeit zum Spielen haben und dabei eigene Spielideen entwickeln wie beispielsweise ein Feenhaus bauen, Jäger spielen oder Fallen bauen.

«Die Kinder brauchten einige Zeit, bis sie sich in der neuen Umgebung zurechtfanden. Deshalb machte es auch Sinn das Projekt über einen längeren Zeitraum durchzuführen», erklärt Nadja Hurter. Dass ihnen die Umstellung auf den normalen Kindergartenalltag Mühe bereiten könnte, glaubt sie nicht. Schliesslich komme jetzt die Adventszeit, die auch so manch aufregendes Erlebnis biete. So steht in den nächsten Tagen ein Besuch beim Samichlaus im Wald an.

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