«Sunnepark» als Spital-Alternative?

In Hedingen schlägt der Gemeinderat der Bevölkerung vor, aus dem Spital-Zweckverband auszutreten. Am Donnerstag bot sich Gelegenheit, sich tiefer mit der Thematik auseinanderzusetzen. Diese wurde rege genutzt.

Die Podiumsteilnehmer von links: Willi Gyger (Solviva AG), Spital-BK-Präsident Clemens Grötsch, Moderator Bernhard Schneider sowie vom Gemeinderat Hedingen Sozialvorstand Martin Vetsch und Präsident Bertram Thurnherr. (Bild tst.)
Die Podiumsteilnehmer von links: Willi Gyger (Solviva AG), Spital-BK-Präsident Clemens Grötsch, Moderator Bernhard Schneider sowie vom Gemeinderat Hedingen Sozialvorstand Martin Vetsch und Präsident Bertram Thurnherr. (Bild tst.)

Die Stühle reihten sich bis weit hinten im Schachensaal. Das Spital ist ein Thema, das jeden betrifft, das berührt. Entsprechend gross war das Interesse an der Informationsveranstaltung vom vergangenen Donnerstagabend. Rund 150 Personen – nicht nur aus Hedingen – waren der Einladung des Gemeinderats gefolgt, sich über die kommunale Abstimmungsvorlage vom 4. März informieren zu lassen.

«Die Rahmenbedingungen haben sich 2012 fundamental geändert», so Gemeindepräsident Bertram Thurnherr zum Hauptargument des Gemeinderats für den Austritt aus dem Zweckverband. Seither sind die Gemeinden nicht mehr für die Spitalversorgung zuständig, sondern ausschliesslich der Kanton. Und der macht keinen Hehl daraus, dass er hohe Ansprüche an die Wirtschaftlichkeit setzt, wie Thurnherr mit Audio-Einspielungen aus Interviews mit Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger untermauerte.

Der Zweckverband muss weg

«Das Spital muss sich rechnen», stimmte Clemens Grötsch, Präsident der Spital-Betriebskommission, seinem Vorredner zu, «und damit es sich rechnet, muss sich etwas ändern.» Das heisst unter anderem: Der Zweckverband muss weg. Fürs Vorpreschen von Hedingen und Bonstetten hat Grötsch allerdings kein Verständnis. So forderte er die Bevölkerung auf, den Weg mit den anderen Ämtler Gemeinden zu beschreiten und die Auflösung des Zweckverbands erst am 10. Juni gemeinsam zu beschliessen.

«Es geht nicht um die Zukunft des Spitals, sondern um den Austritt aus dem Zweckverband», versuchte Hedingens Sozialvorstand Martin Vetsch den Fokus von der emotionalen auf die rationale Ebene zu lenken. Bei 150 bis 170 Mio. Franken für ein neues Gesundheitszentrum und knapp 30 Mio. für den Ersatzbau fürs Haus Rigi der Langzeitpflege rechnet er für Hedingen mit einem unmittelbaren finanziellen Risiko von 7 Mio. Franken für Bürgschaften und weiteren 7 Mio. Solidarhaftung für den fremdfinanzierten Anteil. Dem steht bei einem Austritt die Abschreibung der Beteiligung von 2,7 Mio. Franken gegenüber.

Privatwirtschaftliche Lösung ohne Chirurgie, Akutpflege und Gebären

Das letzte Wort im Kurzreferat-Teil hatte Willi Gyger, VR Präsident der Solviva AG. Seine Familien-AG betreibt bereits fünf Pflege- und Gesundheitseinrichtungen, darunter den «Sunnepark» in Grenchen, entstanden ebenfalls aus einem Akut-Regionalspital. Eine ähnliche privatwirtschaftliche Lösung schlug er auch im Fall von Affoltern vor. Die Variante «Sunnepark Affoltern» beinhaltet ein Gesundheits-, Pflege- und Weiterbildungs-Zentrum, ergänzt durch altersgerechte Wohnungen. Dabei würde auf die kostenintensiven Bereiche Chirurgie, Akutpflege und Geburtenabteilung verzichtet, dafür könne ein Grossteil der Arbeitsplätze erhalten werden – und dies, ohne dass die Gemeinden investieren müssen. «Wir planen, bauen und betreiben», erklärte Gyger und betonte: «Die medizinisch-chirurgische Betreuung bleibt durch die nahe gelegenen grossen Spitäler absolut gewährleistet.»

«Unser Anliegen als BK ist es, die Grundversorgung langfristig zu sichern», zeigte Clemens Grötsch den gewichtigen Unterschied auf: «Der grösste Nutzen eines Spitals für die Bevölkerung ist es, wenn nachts etwas ist, eine Anlaufstelle zu haben.» Eine Votantin stimmte dem zu und berichtete vom regen Besuch im Notfall.

Alle Optionen offenhalten

Die Unzulänglichkeiten des Konstrukts Zweckverband stellte – mit einer Ausnahme aus Zwillikon – niemand infrage. Im Gegenteil: Von einer «verkrusteten Struktur» war die Rede, von «nachweislichen Mehrkosten» und «als Zweckverband kann das Spital nicht funktionieren». Als weiteren Wettbewerbs-Nachteil nannte Spitaldirektor Michael Buik die veraltete Infrastruktur.

Für den Entscheid, der Bezirks-Abstimmung eine kommunale vorauszuschicken, erntete der Gemeinderat Hedingen teils harsche Kritik: «Je mehr Gemeinden egoistisch handeln und sich aus der Verantwortung stehlen, desto schwieriger wird es, ein Spital zu erhalten, das diesen Namen verdient», sagte etwa BK-Vizepräsident Jürg Burger. Die Abstimmungs-Befürworter konterten mit dem Mangel an Informationen zu den Plänen der BK, dem Zeitdruck, falls im Juni keine Einstimmigkeit zur Auflösung des Zweckverbands zustande kommen sollte und den in der Zwischenzeit anfallenden Defiziten. «Durch rasches Handeln jetzt, können wir eine unsichere Zukunft verhindern», so Martin Vetsch.

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