Nachbarschaftshilfe auf der Zielgeraden

Die Genossenschaft Kiss Knonauer Amt wurde im November 2018 gegründet, nach den Leitsätzen des Vereins Kiss Schweiz. Mit Zeitvorsorge werden Anreize geboten, dass sich Menschen gegenseitig praktisch unterstützen. Dies führt nicht nur zu persönlichen Begegnungen, ältere Menschen können auch länger zu Hause leben. Im Herbst 2019 wird der Betrieb aufgenommen

Die Initiantinnen Ingrid Spiess und Marianne Zimmerli Abrach arbeiten bereits seit zwei Jahren am Aufbau von Kiss Knonauer Amt. Sie suchen interessierte Personen, die sich für das Zeitvorsorge-Projekt interessieren und die sich engagieren möchten.
Die Initiantinnen Ingrid Spiess und Marianne Zimmerli Abrach arbeiten bereits seit zwei Jahren am Aufbau von Kiss Knonauer Amt. Sie suchen interessierte Personen, die sich für das Zeitvorsorge-Projekt interessieren und die sich engagieren möchten. <em>(Bilder Regula Zellweger)</em>

«Kiss» steht für «Keep it small and simple». Einfach und unkompliziert soll Nachbarschaftshilfe organisiert werden. Gerechnet wird mit Stunden-Zeitguthaben. Insbesondere rüstige Personen, die nicht mehr im Arbeitsleben stehen, können sich Zeitgutscheine erarbeiten, wenn sie andere Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, pragmatisch unterstützen. Die Idee, sich eine 4. Vorsorgesäule in der Form von Zeitguthaben zu erarbeiten, überzeugt. Kiss Genossenschaften – Untergruppen des Vereins Kiss – gibt es bereits an 15 Orten, alleine vier im Kanton Zürich. Und weitere sind im Aufbau. Der Verein Kiss wird von vielen namhaften Organisationen unterstützt.

Kiss Knonauer Amt

Ende 2017 fand die erste öffentliche Veranstaltung im Knonauer Amt statt, bei der die beiden Initiantinnen Marianne Zimmerli Abrach und Ingrid Spiess das Projekt vorstellten. Ein Jahr später erfolgten am 22. November die Genossenschaftsgründung und kurz darauf der Eintrag im Handelsregister. Zurzeit haben gut 100 Privatpersonen aus allen Gemeinden und mehrere Organisationen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen ihr Interesse für eine aktive Mitarbeit und Sponsoring bekundet.

Im Herbst 2019 soll das Projekt realisiert werden. Das heisst, Organisation, Finanzierung und professionelle Administration sind geregelt und erste Einsätze finden statt. Vorerst müssen aber weitere Freiwillige für die Mitarbeit im Vorstand gefunden werden, gesucht sind beispielsweise Personen mit Kenntnissen in Fundraising, EDV und Kommunikation. Einzelne Gemeinden haben sich schon bereit erklärt, «Kiss» zu unterstützen, bei anderen ist die Anfrage noch hängig. Gerade die Öffentliche Hand soll mit einer Unterstützung aufzeigen, dass «Kiss» einerseits mithelfen kann, Lebensqualität zu optimieren und Finanzen einzusparen, weil betagte Personen länger zu Hause leben können, und weil anderseits «Kiss» ergänzend zu anderen Organisationen den gesellschaftlichen, generationenübergreifenden Zusammenhalt und die Vernetzung in unserem Bezirk fördert.

Zukunftsvision

Eine Jugendliche erklärt einer betagten Person die Nutzung eines Handys, primär weil es ihr Spass macht, und sammelt dabei erste Zeitguthaben. Eine ältere Frau erzählt Kindern eine Stunde lang Geschichten und sammelt so eine Stunde für ihr 4. Vorsorgekonto. Die Mutter der Kinder setzt eine ihrer gesammelten Stunden ein, die sie sich mit Gartenarbeit bei der Frau erworben hat. So kann sich auch eine Beziehung entwickeln. Damit wird der Vereinsamung von älteren Person entgegengewirkt und Kinder haben ein direktes Vorbild für freiwilliges soziales Engagement in der Gesellschaft.

Mit Kiss werden besondere Kompetenzen und Fähigkeiten von Individuen genutzt, anderen zu helfen und Optionen zu schaffen für den Fall, dass man selbst einmal auf unkomplizierte Hilfe angewiesen ist. Wer Zeitguthaben gesammelt hat und beispielsweise nach einem Unfall regelmässig in eine Therapie gefahren werden muss, ist nicht auf den Goodwill von Verwandten und Bekannten angewiesen, er kann seine Stunden einsetzen, ohne das Gefühl haben zu müssen, anderen zur Last zu fallen. Es ist ein faires Geben und Nehmen.

Kiss ist in verschiedenen Kantonen erprobt und die klaren Regelungen garantieren eine faire, funktionierende Praxis. Mit steigender Lebenserwartung und Überalterung der Gesellschaft beginnt man besser schon heute, darauf hinzuarbeiten, dass die Allgemeinheit nicht zu stark belastet ist und sich ältere Menschen als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft fühlen. Sie können selbstbewusst Leistungen beziehen, für die sie vorher gearbeitet haben.

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