Ein Berater mit zwei Hüten

Die Firma Curanovis Care Management hat für den Stadtrat das Konzept zur Gesundheits- und Altersversorgung erstellt. Deren Geschäftsführer Stefan Knoth ist jedoch nicht nur als Berater tätig. Er ist involviert in eine Firma, die Gesundheitszentren betreibt.

Der Stadtrat will bei der Gesundheitsversorgung neue Wege gehen, wie er am
12. Februar bekannt gab. Die Vorarbeiten zu diesem Entscheid waren schon 2018 angelaufen. Als Entscheidungshilfe hat er sich im August von der Zuger Firma Curanovis Care Management ein Konzept zur Gesundheits- und Altersversorgung erstellen lassen. Der Grundlagenbericht wurde Anfang Oktober fertiggestellt und beschäftigte sich im Rahmen einer umfassenden Analyse unter anderem mit zwei Szenarien: mit der Schliessung und mit der Weiterführung des Spitals Affoltern. Anfang Februar folgte ein zweites, 60-seitiges Papier: das sogenannte Versorgungskonzept. Dessen Inhalte fussen auf der Prämisse, dass das Spital Ende 2019 seinen Betrieb einstellt.

Curanovis schlägt ein neues Gesundheitszentrum vor

Im Konzept gibt Curanovis Empfehlungen zur stationären und ambulanten Grundversorgung ab. Dazu heisst es, um die Grundversorgung zu stärken, könne «ein Gesundheitszentrum mit verschiedenen und definierten Fachbereichen, einschliesslich pflegerischen und medizin-therapeutischen Leistungen» aufgebaut werden. Diese Idee wird später als Vorschlag konkretisiert: Der Leistungsauftrag in einem solchen Gesundheitszentrum müsse die Grundversorgung sein. Dies bedeute: «Hausarzttätigkeit mit den Fachbereichen Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie, Notfalldienst, Gynäkologie und Geburtshilfe, Orthopädie, Physiotherapie, Pflege, Ernährungsberatung und so weiter.»

Die Stadt Affoltern könne ein solches Gesundheitszentrum grundsätzlich selbst betreiben, heisst es weiter, «einfacher und günstiger wäre aber die Suche nach einer Betreiberlösung.» Eine Firma, die Gesundheitszentren nach ähnlichem Konzept baut und betreibt, ist ValeVita AG. Das Unternehmen befindet sich im Aufbau; am 17. September wurde es ins Handelsregister des Kantons Zug eingetragen. Zu dieser Zeit war das Gesundheitskonzept für die Stadt Affoltern gerade in Ausarbeitung. Das Unternehmen wird von Fridolin Schraner geführt und bezweckt «den Aufbau und Betrieb von Gesundheitszentren zur Erbringung von präventiven, therapeutischen und rehabilitativen Leistungen für Menschen ab 60 Jahren.» Ebenfalls im ValeVita-Team: Curanovis-Chef Stefan Knoth. Er amtet als Delegierter des Verwaltungsrats und ist zuständig für die Unternehmensentwicklung.

Nach Beratungsmandat in Opfikon: Neues Center in Wallisellen

Die Angebotspalette von ValeVita ist breit und teilt sich in die Bereiche ValeFit (Fitness für Prävention und Therapie), ValeMed (medizinische und therapeutische Angebote für Diagnostik) und Vale Casa (Betreuung und Pflege). Als Partner werden auf der Website neben Unternehmen explizit auch Gemeinden angesprochen. Dass Stefan Knoth neben seiner Beratungsfunktion mit ValeVita auch Marktteilnehmer und potenzieller künftiger Dienstleister ist, kam im Stadtrat nicht zur Diskussion. Die Frage, ob Knoth ein neutraler Gutachter sei, habe sich für den Stadtrat nicht gestellt: «Er hatte nicht den Auftrag ein Gutachten, sondern ein Gesundheits- und Altersversorgungskonzept für die Stadt Affoltern zu erstellen.» Und Stefan Knoth sagt dazu, er habe sich in seinem Mandat nicht um die Frage des Spitals Affoltern gekümmert, sondern um die Gesundheits- und Altersversorgung in verschiedenen Szenarien.

ValeVita: Expansion ins Säuliamt?

Bis heute hat sich der Stadtrat zu seinen Plänen in der Gesundheitsversorgung sehr zurückhaltend geäussert. Bekannt ist einzig die Idee einer Permanence mit angegliedertem Rettungsdienst. Plant der Stadtrat in Affoltern eine Zusammenarbeit mit ValeVita? Gemäss Stefan Trottmann ist eine solche nicht vorgesehen: «Für die Permanence kommen für den Stadtrat keine privaten Anbieter, sondern ausschliesslich öffentliche Spitäler infrage.» Stefan Knoth sagt zu einer möglichen Expansion ins Säuliamt: «Die Entwicklungen, die wir anstreben, sind bereits in Vorbereitung und haben mit dem Knonauer Amt überhaupt nichts zu tun.» Wo die nächsten Zentren geplant sind, will Knoth nicht verraten.

Fakt ist allerdings auch, dass am 1. April in Wallisellen das erste Vale Vita Gesundheitszentrum eröffnet. Opfikon – die Nachbargemeinde – wird ebenfalls von Stefan Knoth beraten. Der zuständige Stadtrat Jörg Mäder wollte eine Zusammenarbeit zwischen der Stadt Opfikon und ValeVita AG zwar nicht bestätigen, dementierte jedoch nicht, dass Gespräche im Gang sind.

ValeVita bietet auch Spitex-Dienstleistungen

Im Herbst letzten Jahres hatte der Stadtrat bekannt gegeben, dass er die Leistungsvereinbarung mit der Spitex nicht unterzeichnen wird. Ein Blick in das Angebotsportfolio von ValeVita zeigt: Mit ValeCasa bietet das Unternehmen auch Besuchsdienste rund um die Uhr, Alltagsbegleitung für Seniorinnen und Senioren, Entlastung für Angehörige, aber auch Pflege zu Hause an. Parallel zu ValeVita sind Fridolin Schraner und Stefan Knoth seit 2018 an der Spitex zur Mühle AG mit Sitz in Zollikon beteiligt. Diese bietet private Spitex-Dienstleistungen im Raum Zürich, Zug, Luzern und Schwyz an.

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