6500 Kilometer Abenteuer

Normalerweise betreiben Priska (50) und Fredy Schmid (57) in Affoltern eine Entsorgungs- und Recyclingstelle. Im April aber, da machten sie Ferien der anderen Art. Auf einer Abenteuer-Rallye stellten sie sich in 15 Tagen 180 Herausforderungen.

Eine der 180 Challenges: Im spanischen Calanda vor der Ortstafel mit einem mitgebrachten, gleichnamigen Bier anstossen.

Eine der 180 Challenges: Im spanischen Calanda vor der Ortstafel mit einem mitgebrachten, gleichnamigen Bier anstossen.

Als ihr «Passerati» in Neapel kränkelte, waren die anderen Rallye-Fahrer sofort mit ihren Werkzeugen zur Stelle.

Als ihr «Passerati» in Neapel kränkelte, waren die anderen Rallye-Fahrer sofort mit ihren Werkzeugen zur Stelle.

Auch die Sagrada Família in Barcelona war Teil einer Challenge. Sie schaffte es als Hintergrundkulisse aufs Bild. <em>(Bilder Priska und Fredy Schmid)</em>

Auch die Sagrada Família in Barcelona war Teil einer Challenge. Sie schaffte es als Hintergrundkulisse aufs Bild. <em>(Bilder Priska und Fredy Schmid)</em>

Am Samstag, 13. April, warteten Priska und Fredy Schmid, bis es losging. Sie taten das in Fällanden, und sie sassen dabei in ihrem neu ersteigerten VW Passat. Auf dem Dachträger Kleidung, Grill, Campingutensilien und zwei Flaschen Calanda-Bier, auf den Hintersitzen eine Matratze. In der Hand zwei halbleere Bücher mit 180 Aufgaben, einen Zeitplan für die Fähren und im Kopf ein Fragezeichen. Und dann ging es los. Und das Ehepaar fragte sich: «Wo müssen wir denn jetzt hin?» Ja – am Anfang, sagt Fredy Schmid rückblickend, da seien sie ein bisschen überfordert gewesen. Aber das, was die beiden da gebucht hatten, war ja auch keine Plauschfahrt.

Fredy und Priska Schmid fuhren vor einigen Wochen zum ersten Mal an der «Crazy Adventure Trophy» mit. Die «CAT» sei ein «nicht alltägliches und verrücktes Abenteuer», schreiben die Organisatoren auf der Website. Und sie führe Menschen zusammen, die «allesamt ungefähr den gleichen Faktor an ‹Crazyness› haben.» Die Trophy-Teilnehmenden fahren dabei in zwei Wochen eine halbwegs vorgegebene Strecke durch mehrere Länder ab und müssen sich unterwegs kleineren und grösseren Herausforderungen stellen.

Senf, Bier und Napoleon

Dieses Mal führte die Trophy die Teilnehmenden von Fällanden über Frankreich nach Spanien, nach Ibiza und Mallorca, an die Côte d’Azur, nach Korsika und Sardinien, und schliesslich ins italienische Neapel, bis nach Fällanden zurück – und das in 15 Tagen. «Die Route reizte uns, dabei zu sein», sagt Priska Schmid. Beide waren noch auf keiner dieser Inseln gewesen. Im Spätherbst meldeten sie sich an. Nun fehlte ihnen noch das Auto. Doch auch hier gabs ein paar Regeln: Die Karre musste mindestens 20 Jahre alt sein, durfte in der Anschaffung maximal 2019 Franken kosten und musste «verrückt dekoriert» daherkommen. Also ersteigerten die beiden einen alten VW Passat. Sie spritzten ihn um, dekorierten das Auto mit Klebern und montierten einen Dachträger mit Kisten und Scheinwerfern. Und dann, am 13. April, gingen sie mit ihrem Auto an den Start.

Die grobe Route ihrer Reise kannten sie ungefähr, genauso die Orte, an denen eine Fähre auf sie wartete. Für den Rest hatten sie eine Strassenkarte. Eigentlich. «Navigationssysteme waren offiziell nicht erlaubt», sagt Priska, und man ahnt, dass die beiden die Regeln auch mal ein bisschen gedehnt haben. Und natürlich hatten sie ihr «Trophybook», eine Art Reisetagebuch. Dieses enthielt Wegbeschreibungen zu Orten, an denen es Aufgaben zu erfüllen galt. In Dijon kauften sie Senf fürs «Trophybook», in der spanischen Stadt Calanda stiessen sie mit dem mitgebrachten Bier an, und im korsischen Ajaccio, der Geburtsstadt Napoleons, setzten sie sich vor dessen Denkmal möglichst kreativ in Szene.

«Noch ein Spürchen verrückter»

So weit die «Aufwärmübungen». Andere Aufgaben zeigten sich kniffliger. Manchmal wartete an einer bestimmten Ecke ein Informant auf sie, oder es galt, eine Abzweigung zu einer Bucht zu erwischen. Zwar hatten sie im «Trophybook» ein Bild der Kreuzung, verpassten sie aber dennoch. In solchen Momenten waren die Schmids froh, mit den anderen Rallyefahrern über Funk verbunden zu sein. «Die Teams waren untereinander sehr hilfsbereit», so Fredy Schmid. Überhaupt habe man einander unterwegs auf Campingplätzen, Fähren oder in Bars immer wieder angetroffen. Die Schmids waren nicht die einzigen Teilnehmenden aus dem Säuliamt. «Die Volvos», so nennt das Ehepaar die anderen drei Teams, «die waren noch ein Spürchen verrückter als wir», lacht Fredy Schmid, «aber wir waren auch so ziemlich die Ältesten. Die meisten anderen waren in den 20ern.» Einmal sei die vorgegebene Route durch einen meterbreiten Graben unterbrochen worden. Sie selbst seien dann umgekehrt – während die anderen Fahrer geblieben seien und die Grube einfach aufgeschüttet hätten.

Natürlich gehts bei so einer Rallye selten ohne Panne. Auch die Schmids hats getroffen. In Neapel ist ihnen ein Schlauch geplatzt. Und dann? – Na, dann war sofort einer der zahlreichen Mechaniker aus den anderen Teams zur Stelle. «Weisch, da häts schier z viel Mechaniker debi», erzählt Fredy lachend und meint es gar nicht böse. Auch er hatte vor Jahren eine Lehre als Lastwagenmechaniker gemacht. Tiptop ausgerüstet seien sie gewesen, mit Werkzeug und allem. «Da muesch di Junge lah mache.»

Keine Zeit, sich Sorgen zu machen

6500 Kilometer in 15 Tagen, dabei fahren, knipsen, Aufgaben lösen, Fotos einkleben, dazwischen die Rallye-Facebookseite mit Bildern füttern – hat das Ehepaar auf der Tour auch mal seine Ferien genossen? «Auf jeden Fall», sagt Priska Schmid. «Normalerweise fällt es uns in den Ferien schwer, abzuschalten. In Gedanken sind wir oft bei unserem Betrieb und fragen uns, ob alles rundläuft.» Während der Rallye jedoch, da seien sie so abgelenkt gewesen, dass ihr Unternehmen zuhause für ein paar Tage in den Hintergrund rückte. Unvergesslich seien für die Schmids vor allem die Landschaften gewesen. «Wir sahen Orte, die wir als Touristen bestimmt nicht gesehen hätten. Und das in solch kurzer Zeit.»

Und nächstes Jahr? «Die ‹CAT› war ein fantastisches Erlebnis», findet Priska. «Aber für mich wars manchmal schon ein bisschen streng.» Und redy? Der sagt: «Wir warten mal die Route ab» – um grinsend zu ergänzen: «Aber die Idee ist schon, dass wir wieder mitmachen.»

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