«Ich bin in der Küche geboren und habe sie nie verlassen»

Anton Mosimann war in der ganzen Welt als Koch und Küchenchef unterwegs. Heute führt er in London das Restaurant Mosimann’s und bekocht regelmässig die englische Königsfamilie. Am vergangenen Donnerstag war er im «Löwen» in Hausen und erzählte den Mitgliedern des Lions Clubs Knonaueramt aus seinem spannenden Leben.

Anton Mosimann (rechts) – wie immer mit Fliege – zusammen mit Beat Burkhard, Präsident Lions Club Knonaueramt, im «Löwen» in Hausen. <em>(Bild Marianne Voss)</em>
Anton Mosimann (rechts) – wie immer mit Fliege – zusammen mit Beat Burkhard, Präsident Lions Club Knonaueramt, im «Löwen» in Hausen. <em>(Bild Marianne Voss)</em>

Die Autobiografie von Anton Mosimann ist 400 Seiten dick und wiegt mehr als drei Kilogramm. Natürlich konnte der weltberühmte Küchenchef den Mitgliedern des Lions Clubs Knonaueramt am vergangenen Donnerstag unmöglich einen lückenlosenLebenslauf präsentieren. Mit viel Charme gab er den über 60 Anwesenden aber einen spannenden Einblick in sein bewegtes Leben und seine Laufbahn, die in einem einfachen Wirtshaus in Nidau begann. An diesem Lions-Club-Meeting mit dem weltberühmten Referenten waren auch die Damen und einige Gäste aus der schweizerischen Gastroszene in den Hausemer «Löwen» eingeladen.

Nach einem feinen Nachtessen läutete der Präsident, Beat Burkhard, die Glocke und begrüsste Anton Mosimann und seine Frau Kathrin, die mehrheitlich in London aber auch in Montreux zu Hause sind. «Ladies and gentlemen», begann dann der prominente Redner auf Englisch und fuhr im Bieler Dialekt fort. Es sei ihm eine grosse Freude, hier zu sein. «Ich bin in der Küche geboren und habe sie nie verlassen», sagte er humorvoll. «Meine Eltern führten in Nidau ein Wirtshaus mit einfacher, bürgerlicher Küche. Und ich verbrachte meine Kindheit und Jugend im Restaurant», so Mosimann weiter. Nach der Lehre im «Bären» in Twann sei er ins Hotel Palace in Villars gegangen. «Dort habe ich gelernt, was Perfektion ist, und entschieden, ab jetzt nur noch in die besten Häuser zu gehen.»

Heitere Anekdoten

Anton Mosimann war auf der ganzen Welt unterwegs und sammelte nicht nur Berufs- sondern auch Lebenserfahrung. Sein lebhafter Bericht war gespickt mit liebevollen, erheiternden Anekdoten. Er kochte in Montreal an der Expo 1967 an Banketten für bis zu 3000 Personen Roastbeef saignant und dort auch bereits zum ersten Mal für die Queen. Er war in Montreux, St. Moritz, Lausanne und Luzern in den besten Häusern und erlebte eine Silvesterparty mit 35 Kilogramm Kaviar. In Japan lernte er nebst Japanisch, auch ohne Butter und Rahm gut zu kochen. Im jungen Alter von 25 Jahren konnte er das Diplom zum Küchenchef abschliessen. Es folgten Aufenthalte unter anderem in Belgien, Schweden und Frankreich. Und seine Frau lernte er im Flugzeug kennen. «Sie sass nämlich auf meinem gebuchten Fensterplatz.»

1974 gewann er an einem Wettbewerb seinen ersten Preis, die Goldene Kochmütze – inzwischen sind es über 50 Preise. Diese Auszeichnung war für seine Laufbahn sehr entscheidend, denn sie ermöglichte ihm den Weg nach London ins Hotel Dorchester. «Am ersten Tag musste ich für 300 Personen Lammrücken zubereiten, und dort erlebte ich auch den ersten Vegetarier.»

Bekocht die Royals

Der Küchenchef entschied, sich mit seiner Familie in London niederzulassen, und machte sich selbstständig. Er konnte 1988 eine ehemalige Kirche kaufen und darin sein eigenes Club-Restaurant eröffnen, das «Mosimann’s». Er kochte bald für die ganze englische Königsfamilie. Highlights waren für ihn zum Beispiel der 50. Geburtstag von Prinz Charles oder die Hochzeiten von Kate und Prinz William sowie von Prinz Harry und Meghan. Abschliessend fasste er zusammen: «Ich habe in 80 Städten around the world gearbeitet, vier Generationen der Royal Family bekocht und etwa 6000 Kochbücher gesammelt.» Vor ein paar Jahren eröffnete er sein Museum «The Mosimann Collec-tion – A culinary heritage» auf dem Gelände der Hotelfachschule in Le Bouveret. Er setzt sich gerne für die Ausbildung des Koch-Nachwuchses ein und möchte die Jungen motivieren nach dem Motto: «Wenn das der Mosimann kann, dann kann ich das auch.»

Die Autobiografie von Anton Mosimann «Life is a circus» ist 2017 im Reinhardt-Verlag erschienen.

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