In fünf Gemeinden dominieren die Müller

In fünf der 14 Gemeinden des Bezirks Affoltern ist Müller der häufigste Familienname, in deren drei ist es Huber. Auch Meier, Studer und Schmids sind oft anzutreffen. Der Ursprung der meisten Namen geht bis in die frühe Neuzeit zurück.

Eine von vielen Müllers im Säuliamt: Charlotte Müller aus Affoltern. Sie trägt einen Ring, der das Familienwappen der Müller aus Triengen im Kanton Luzern zeigt. <em>(Bild sts)</em>
Eine von vielen Müllers im Säuliamt: Charlotte Müller aus Affoltern. Sie trägt einen Ring, der das Familienwappen der Müller aus Triengen im Kanton Luzern zeigt. <em>(Bild sts)</em>

Wer Müller heisst, kann sich nichts darauf einbilden. Zu gewöhnlich ist dieser Name, er ist der häufigste Familienname nicht nur in der Schweiz, sondern im gesamten deutschsprachigen Raum. Und er ist es auch im Bezirk Affoltern. Das zeigt der Datensatz, den die Schweizerische Post mit einer Auswertung nach Postleitzahlen veröffentlicht hat. Darin sind von jeder Gemeinde in der Schweiz die fünf häufigsten Nachnamen aufgelistet.

In fünf Gemeinden – Mettmenstetten, Wettswil, Ottenbach, Kappel, Stallikon – ist dieser Name am meisten anzutreffen, über 230 mal (Männer und Frauen). Der Name stammt laut der Sprachwissenschaftlerin und Namensforscherin Simone Berchtold vom Deutschen Seminar an der Universität Zürich von der Berufsbezeichnung ab. «Der Müller war in der Agrarwirtschaft ein sehr häufiger Beruf. Es gab ja früher nicht nur Getreidemühlen, sondern auch Öl-, Walk- oder Sägemühlen.» In den Bergregionen, wo weniger Getreide angebaut wurde, ist der Name auch weniger anzutreffen.

Nach Häufigkeit in den Gemeinden liegen die Hubers auf dem zweiten Platz. Dieser Name ist am meisten in Bonstetten, Hausen und Knonau anzutreffen, insgesamt 125 mal. Huber geht auf den Begriff «Hueb» zurück, was einen stattlichen altalemannischen Lehenshof meinte, von dem der Bauer, trotz der Abgaben, die er zu leisten hatte, gut leben konnte. Der Begriff kam aber laut Berchtold auch als Flurname vor; wer also in der Nähe einer Hueb wohnte, kam so zu seinem Namen.

Hellhäutige Schneebelis

Mit diesen beiden Geschlechtern hat es sich bereits mit den in mehreren Gemeinden am häufigsten vorkommenden Namen. In den übrigen sechs Säuliämtler Gemeinden treten sechs verschiedene Namen am häufigsten auf. Speziell ist in Affoltern der Name Schneebeli. Laut Simone Berchtold hat dieser Name wohl seinen Ursprung im Wort «Schnee» respektive von der mittelhochdeutschen Form «Schneebe» plus Verkleinerung mit -li. So wie der Name Roth, der von Rot kommt und an einen rothaarigen Vorfahren erinnert – dieser Name tritt in Rifferswil am meisten auf – geht auch Schneebeli auf eine Farbbezeichnung zurück und fand für Personen Anwendung, die besonders helle Haut oder weisses Haar besassen. Schneebelis sind im Raum Zürich besonders typisch für die Gegend in Affoltern und Umgebung (Aeugst, Kappel, Obfelden, Ottenbach) und kommt sonst nur noch gehäuft in Hinwil und Dägerlen vor.

In Maschwanden liegen die Studers auf Platz eins. In diesem Namen steckt die Flurbezeichnung Staude oder Stude. So benannt wurden Leute, die in der Nähe eines solchen Bewuchses zu Hause waren. Es waren Einheimische, die nach ihrem Wohnort genauer lokalisiert wurden. Dies etwa im Gegensatz zu Zugezogenen von auswärts, wie etwa die «Zürcher» oder «Basler», deren Namen bis heute noch die einstige Herkunft anzeigt.

Der ebenfalls in der Schweiz weit verbreitete «Meier» ist in Obfelden am weitesten verbreitet. Der Begriff bezeichnet ursprünglich im Mittelalter einen Amtsträger des Grundherrn zur Verwaltung des Grundbesitzes («Meierei»), ab dem späteren Mittelalter auch einen Pächter oder selbstständigen Bauern. Der Meier betrieb für den Grundherrn selbst einen Bauernhof, den Fronhof, beaufsichtigte die Hörigen und zog von ihnen die Abgaben für den Grundherrn ein.

In Hedingen ist das am häufigsten anzutreffende Geschlecht Schmid. Dieser stammt vom entsprechenden Beruf Schmied ab, der Metall bearbeitete. Dass sich die Schreibweise von der Berufsbezeichnung leicht unterscheidet, hängt damit zusammen, dass sich diese im Lauf der Zeit änderte. So kommen auch Schmidt oder Schmitt vor. Und in Aeugst trifft man am meisten den Namen «Spinner» an, über 20 mal. Auch dieser Geschlechtsname hat seinen Ursprung in der Berufsbezeichnung für Leute, die mit der Spinnerei zu tun hatten.

Am zweithäufigsten sind in den Säuliämtler Gemeinden Namen wie Künzi (Maschwanden), Suter (Mettmenstetten), Vollenweider (Kappel) oder Hegetschweiler (Ottenbach) zu finden. Dass in Knonau am zweitmeisten «Iten» anzutreffen sind, ist aufgrund der Nähe Knonaus zum Kanton Zug kein Zufall. ist dies doch dort das überwiegende Familiengeschlecht. Iten ist ein sogenannter Muttername; Ita hiess sozusagen «Sohn oder Tochter der Ida».

Von Vornamen über Beinamen zu Familiennamen

Wie entstanden die heutigen Nachnamen denn überhaupt? «Das war ein längerer Prozess», erklärt Simone Berchtold. «Im Mittelalter gab es lange nur Vornamen. Erste Beinamen – Vorstufen zu Familiennamen – fanden sich in Zürcher Urkunden ab dem 12. Jahrhundert. Später kamen Familiennamen in Urbaren, einer Art erste Steuerverzeichnisse, vor sowie in Ehe- und Taufregistern, als Pfarrer die Namen von Erwachsenen und Kindern aufnahmen.» Viele Nachnamen haben somit ihren Ursprung in der frühen Neuzeit. Um 1800 wurde in der Helvetischen Republik, nach französischem Vorbild, das Bürgerrecht eingeführt. Im Familiennamenbuch der Schweiz sind die Schweizer Geschlechter aus dieser Zeit festgehalten. Simone Berchtold hat überrascht, «dass über 200 Jahre später an denselben Orten noch immer dieselben Familiennamen dominieren.»

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