Maschwanden schrumpft, Kappel mit Wachstumsschub

Laut kantonaler Raumplanung sollen 80 Prozent des Bevölkerungswachstums im gesamten Kanton Zürich in den urbanen Räumen stattfinden. Ein Blick auf die Statistik zeigt jedoch, dass die Realität ganz anders aussieht – auch im Knonauer Amt.

Während die Bevölkerung in einigen Säuliämtler Gemeinden 2019 aus verschiedenen Gründen noch stark gewachsen ist, ist das Bevölkerungswachstum in anderen Gemeinden fast oder ganz zum erliegen gekommen. <em>(Grafik Salomon Schneider)</em>
Während die Bevölkerung in einigen Säuliämtler Gemeinden 2019 aus verschiedenen Gründen noch stark gewachsen ist, ist das Bevölkerungswachstum in anderen Gemeinden fast oder ganz zum erliegen gekommen. <em>(Grafik Salomon Schneider)</em>

Mit 5,4 Prozent hat Kappel prozentual das drittgrösste Bevölkerungswachstum aller Gemeinden im Kanton Zürich verzeichnet – nur die ans Säuliamt angrenzenden Gemeinden Uitikon und Aesch sind noch stärker gewachsen. Dies zeigt einen Trend auf, der seit Jahren anhält. In den Städten wächst die Bevölkerung nur jeweils um gut ein Prozent im Jahr und auch die mit den Städten zusammengewachsenen Agglomerationsgemeinden wachsen nur noch sehr langsam, da keine Baulandreserven mehr vorhanden sind. Da in den Städten – für das Knonauer Amt sind vor allem Zürich und Zug relevant – jedoch immer noch neue Arbeitsstellen entstehen, führt der Siedlungsdruck zu stärkerem Wachstum in den Landgemeinden, welche oft noch Baulandreserven haben.

Die Bevölkerung in Mettmenstetten, Obfelden und Stallikon hat beispielsweise jeweils über zwei Prozent zugenommen. Gemeinden wie Affoltern, Bonstetten, Hedingen, Knonau, und Wettswil haben ihre grosse Wachstumsphase jedoch bereits hinter sich und da sich mit dem neuen Raumplanungsgesetz fast keine neuen Grünflächen einzonen lassen, wird das Bevölkerungswachstum im Knonauer Amt weiter abnehmen.

Entscheidende Wachstumsfaktoren

Seit der Industrialisierung war der entscheidendste Wachstumsfaktor immer die Wirtschaft und damit zusammenhängend eine gute Verkehrserschliessung. Wirtschaftliche Zentren haben Arbeiterinnen, Handwerker, Industriebetriebe und Dienstleistende angezogen. Die Städte sind im 19. und frühen 20. Jahrhundert deshalb explosiv gewachsen, während das Knonauer Amt und andere ländliche Regionen nur marginales Bevölkerungswachstum verzeichnen konnten.

Da der Kanton Zürich weiterhin ein wirtschaftliches Zugpferd ist, in der Bevölkerung jedoch ein breiter Konsens besteht, dass nur noch in Ausnahmefällen neue Grünflächen zugebaut werden sollen, verlagern sich die Bauaktivitäten dorthin, wo noch Baulandreserven bestehen. Dies ist vor allem in Gemeinden der Fall, die Anfang der 2000er-Jahre noch grosszügig eingezont haben, aber nicht optimal erschlossen sind.

Die Erschliessung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist jedoch trotzdem ein zentraler Standortfaktor. Die Reise von Maschwanden nach Zug dauert mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwar nur 22 Minuten, doch sogar zu Stosszeiten gibt es stündlich nur eine Verbindung. In Kappel sind es zu Stosszeiten doppelt so viele Verbindungen nach Zug. In Maschwanden führen die seit Jahren spärlichen Bauzonen, verbunden mit den schlechten ÖV-Verbindungen und der Tendenz, dass Personen tendenziell eher aus einem bestehenden Haushalt ausziehen als in einen bestehenden Haushalt einziehen, zu einem seit Jahren kontinuierlichen, leichten Bevölkerungsrückgang.

Das neue Steuerungsinstrument

2019 hat der Zürcher Kantonsrat über ein neues Instrument zur Bevölkerungssteuerung entschieden und als letzter Kanton der Schweiz mit einem Mehrwertausgleichsgesetz für Gemeinden den Rahmen geschaffen, um die durch Bevölkerungswachstum entstehenden Mehrkosten abzufangen. Gemeinden können bei Aufzonungen, wenn sie bauliche Verdichtung erlauben, neu bis zu 40 Prozent des entstehenden Mehrwerts abschöpfen.

Während dies in schlecht erschlossenen Gemeinden zu einem Entwicklungsstopp führen könnte, erhalten vor allem Städte und Gemeinden mit hohem Siedlungsdruck damit die nötigen Mittel, um die Infrastruktur der wachsenden Bevölkerung anzupassen und somit attraktiv zu bleiben. Da es jedoch noch einige Jahr dauern wird, bis die Gemeinden ihre Bau- und Zonenordnung auf die neuen Möglichkeiten angepasst und institutionelle Vermieter entsprechend den neuen gesetzlichen Gegebenheiten gebaut haben, wird sich die Bautätigkeit auch in den nächsten Jahren wohl primär dort konzentrieren, wo es noch Bauland auf grünen Wiesen gibt.

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