Ämtler Gastro-Branche im Wandel

Steigende Ausgaben, keine Steigerung bei Einnahmen, Konkurrenzdruck, verändertes Konsum- und Freizeitverhalten, fehlende Nachfolge: Gründe, mit denen sich Schliessungen von Restaurants erklären lassen – auch im Säuliamt.

Schloss nach vielen Jahrzehnten Ende 2019 die Türen für immer: Das Restaurant Löwen in Obfelden. Derzeit ist der Verkauf von Inventar im Gang. (Bild Werner Schneiter)
Schloss nach vielen Jahrzehnten Ende 2019 die Türen für immer: Das Restaurant Löwen in Obfelden. Derzeit ist der Verkauf von Inventar im Gang. (Bild Werner Schneiter)

Besonders auffällig ist die Situation in Obfelden: In der rund 5700 Einwohner zählenden Gemeinde haben in den letzten 30 Jahren fünf Restaurant­betriebe ihre Türen für immer geschlossen – das jüngste Beispiel ist das traditionsreiche Restaurant Löwen, wo sich die als Pächter tätigen Wirte Urs Peter und Yvon Evéquoz nach 30-jähriger Tätigkeit Ende letzten Jahres in den
Ruhestand verabschiedet haben. Die Besitzerfamilie Kummer müsste bei der Verpflichtung eines neuen Wirts enorm viel investieren. Das will sie aus guten Gründen nicht und lässt offen, was mit den Räumen passiert – eine Wiedereröffnung als Restaurant ist ausgeschlossen. Und wenn im Dorfteil Toussen die «Kreuzstrasse» in naher Zukunft einer Überbauung auf dem Postareal weichen muss, endet eine weitere geschichtsträchtige Ära – mit dem Resultat, dass dann Obfelden noch über ein einziges Restaurant verfügt.
Anderswo ist die Situation nicht so dramatisch, wenngleich in Hedingen mit der «Krone» Ende diesen Jahres ein weiterer Traditionsbetrieb verschwindet. Maschwanden, die kleinste Ämtler Gemeinde,  hat nach 10-jährigem
Unterbruch seit geraumer Zeit wieder ein Restaurant. Aber auch dort gibt es kein «Hörnli» und keine «Linde» mehr.

Enormer Konkurrenzdruck
Aus unterschiedlichen Gründen kommt es aber auch im Säuliamt immer wieder zu Wechseln – ein Indiz dafür, wie anspruchsvoll es ist, in
dieser Branche zu bestehen. Für Karl E. Schroeder, den Geschäftsleiter von GastroZürich, gibt es dafür zahlreiche Gründe. «Die Ausgaben für Löhne, Energie, Wasser, Abfall usw. steigen laufend. Demgegenüber ist es oft nicht möglich, die Einnahmen zu erhöhen – der Konkurrenzdruck ist enorm», sagt er und zählt andere auf, die in der Branche mitmischen: Take Aways und ­Catering-Anbieter etwa.
Zunehmende Schwierigkeiten begründet Schroeder auch mit dem veränderten Konsum­verhalten, dem ­kalorienbewussteren Leben, der Promillegrenze, mit dem Rückgang des Vereinswesens und dem gut erschlossenen öffentlichen Verkehr, der die Fahrt in die Stadt ­attraktiv macht. «Und bei Renovationsbedarf fehlt oft das Geld», ergänzt er.

Chancen vorhanden
Vreni Spinner, die letzte Präsidentin der aufgelösten Vereinigung Gastro-
Affoltern, pflichtet hier weitgehend bei, spricht aber nicht von hoffnungsloser Lage. «Wer konzeptionell innovativ agiert, kreativ und fantasievoll ist, hat immer eine Chance, auch wenn sich das Ausgeh-Verhalten der Jungen stark geändert hat. Selbst mit gutbürgerlicher Küche kann man immer noch punkten», ist die «Rössli»-Wirtin aus Mettmenstetten überzeugt.
Anders als in anderen Gemeinden funktioniere das Vereinswesen in Mettmenstetten – auch ein Indiz dafür, dass das Dorf «lebt», hält Vreni Spinner fest. Das «Rössli» soll nun zur Genossenschaft werden und als Restaurant erhalten bleiben. Auch die Gemeinde hat Anteilscheine gezeichnet. Solcherlei Solidarität vermisst man aber unter Restaurantbetreibern, wie die Auflösung von GastroAffoltern (früher: Wirteverein des Bezirks) zeigt – in allen anderen Zürcher Bezirken existiert diese Vereinigung noch.
Gastfreundschaft, die Liebe zum Beruf, vorzügliche Qualität und gutes Personal: Das sind für Els Imhof, seit 2008 Wirtin im Restaurant Central in Affoltern, die wichtigsten Kriterien in der Gastrobranche. Unübersehbar, dass sie, die täglich 12 bis 13 Stunden präsent ist, diesen Kriterien nachlebt: ­­
Das «Central» ist beinahe täglich aus­gebucht.

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