Zum Schutz der Bevölkerung

Jedem Einwohner ein Platz im Schutzraum – dieser Grundsatz aus dem Kalten Krieg gilt auch heute noch – nicht nur bei bewaffneten Konflikten, sondern auch bei Naturkatastrophen. Die Funktionstüchtigkeit dieser Räume muss alle sechs Jahre kontrolliert werden. Zum Schutz der Bevölkerung

Die Lüftung funktioniert. Schutzraum-Kontrolleuer Fredi Haab testet den Kurbelbetrieb. Im Hintergrund der Notausstieg. (Bild Thomas Stöckli)
Die Lüftung funktioniert. Schutzraum-Kontrolleuer Fredi Haab testet den Kurbelbetrieb. Im Hintergrund der Notausstieg. (Bild Thomas Stöckli)

Sind in einer Gemeinde zu wenig Schutzplätze vorhanden, so sind Hauseigentümer beim Bau von Wohnhäusern nach wie vor in der Pflicht, Schutzräume zu erstellen und auszurüsten sowie diese dann auch zu unterhalten. Ist der Bedarf bereits gedeckt, so müssen sie einen Ersatzbeitrag entrichten.

Für die periodische Kontrolle der Schutzräume – im gesetzlich vorgeschriebenen Turnus von sechs Jahren – sind die Gemeinden verantwortlich. Im Bezirk Affoltern haben dies zwölf Gemeinden (Ausnahmen: Stallikon und Wettswil) dem Sicherheitszweckverband Albis übertragen. Kürzlich durfte der «Anzeiger» Kontrolleur  Fredi Haab in Bonstetten begleiten. Dieser kündet sein Erscheinen jeweils einige Wochen im Voraus schriftlich an. So wurde er an der ersten Liegenschaft bereits erwartet und sogleich in den Schutzraum, Baujahr 1970, gelotst. Dort nahm er zuerst den Notausstieg unter die Lupe: Funktionieren die Verschlusshebel? Sind die Dichtungsgummis noch geschmeidig? Alles in Ordnung. Nur das Laub im Schacht fällt dem Kontrolleur auf. Ein sicherheitsrelevanter Mangel ist das allerdings nicht. Haab vermerkt es trotzdem im Protokoll. Schliesslich könnten sich ansonsten Humus bilden und Tiere einnisten.

«Service-Dienstleistung»  ist inbegriffen

Als zweites von drei Kernelementen kommt nach dem Notausstieg das Lüftungsaggregat an die Reihe. Dieses lässt sich per Handkurbel und teils zusätzlich per Elektromotor betreiben. Bei Bedarf wird hier ein Aktivkohle-Filter angehängt. Dieser muss plombiert sein. Zur Testeinheit Lüftung gehört weiter das Überdruckventil, wo die Luft bei Lüftungsbetrieb kontrolliert entweicht. Und schliesslich wird auch die Funktion der grossen Panzertür getestet. Hier stehen die Gummidichtungen, Verschlüsse und Scharniere im Fokus. Fredi Haab trägt auch mal etwas Fett auf oder stellt die Verschlüsse neu ein. «Das biete ich als Service-Dienstleistung», sagt er.

Eine Kopie des Prüfberichts erhält der Hausbesitzer sogleich vor Ort. «So können allfällige Mängel gleich vorbesprochen werden», erklärt Haab. Sind diese sicherheitsrelevant, wird eine Nachkontrolle fällig, kleinere Beanstandungen können auch per Foto-Dokumentation erledigt werden. In diesem Fall ist allerdings alles in Ordnung, eine Nachkontrolle deshalb nicht nötig und nach einem kurzen Austausch mit dem Hausbesitzer, der früher selber im Zivilschutz war, macht sich der Kontrolleur nach rund 20 Minuten auf den Weg zum nächsten Schutzraum.

Die Schutzbauten dienen nicht nur für den Fall des bewaffneten Konflikts, sie können auch bei Katastrophen und in Notlagen als Notunterkünfte genutzt werden. «Sie dienen zum Schutz der Bevölkerung in allen Lagen», erklärt Fredi Haab. Während man bei zivilisations- oder naturbedingten Katastrophen – etwa einem Chemieunfall oder bei gefährlichen Rauchgasen – sofort den nächstgelegenen Schutzraum aufsuchen soll, kommt eine fixe Zuteilung erst bei längeren, das heisst mehrtägigen Notsituationen zum Tragen. Für solche Ereignisse muss sich der Schutzraum innert dreier Tage bereitstellen lassen. Ansonsten darf der Platz genutzt werden. «Schön, dass Sie kommen», hat Fredi Haab deshalb schon mehr als einmal gehört, «so musste mein Mann endlich mal aufräumen.»

Bis zu 25 kleine Schutzräume schafft Fredi Haab pro Tag. Davon weist vielleicht einer einen kritischen Mangel auf. Ab 50 Plätzen steigt der Aufwand. Dann müssen zwei Lüftungsaggregate kontrolliert werden. Die grössten Schutzräume mit über 200 Plätzen sind zusätzlich noch mit Sanitär-Installationen ausgestattet. Da kann die Kontrolle auch mal eine Stunde dauern. Etwa in einer Tiefgarage in Hausen, wo rund 230 Personen Platz finden.

Von diesen Dimensionen ist der nächste Raum im Kontroll-Turnus von Fredi Haab weit entfernt. Es ist ein Zwölfplätzer, der, abgesehen von einigen Rostblasen am Notausstieg, noch gut im Schuss ist. Und so ist der Kontrolleur schon bald durch. Nach dem ersten Turnus in Bonstetten folgen in diesem Jahr noch Hedingen und Teile von Affoltern.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern27.03.2024

Zwei Gebäude für eine «entspannte Lösung»

«Zweimal zwei Zwillinge» – das Siegerprojekt für neue Schulbauten in Affoltern
Bezirk Affoltern27.03.2024

Für den Volg keimt Hoffnung auf

Spenden-Sammelaktion über 250'000 Franken soll den Maschwander Dorfladen retten
Bezirk Affoltern27.03.2024

Jetzt können die Ostertage kommen

Herzlichen Dank für die zahlreichen Einsendungen mit Kinderzeichnungen – Wir präsentieren eine kleine Auswahl – Die Gewinnerinnen und Gewinner der fünf…