Zwischen Normalität und Herausforderung

Für die Landwirte geht das Leben auf ihren Betrieben weiter. Entscheidend ist, dass die Abnahme und die Verarbeitungsketten weiter funktionieren. Die Nachfrage nach Milch ist gestiegen, nach Fleisch jedoch gesunken.

Pirmin (links) und Walter Hurter mit den Schweinen und Rindern, die jederzeit im Aussenbereich Auslauf haben. (Bild Marianne Voss)
Pirmin (links) und Walter Hurter mit den Schweinen und Rindern, die jederzeit im Aussenbereich Auslauf haben. (Bild Marianne Voss)

Das Leben steht fast still, doch auf dem Feld bringt der Bauer Gülle oder Mist aus, im Stall werden die Kühe gemolken, draussen die Bäume geschnitten, Hühner legen Eier, Pilze gedeihen, das Gras wächst. Der Tierarzt, der Mechaniker für die Störung am Melkroboter oder am Milchtank oder der Milchchauffeur dürfen unter Einhaltung der vorgeschriebenen Massnahmen die Bauernhöfe besuchen. Das Leben dort geht weiter.

Viele Konsumenten realisieren jetzt – wo die Importe nicht mehr ungehindert funktionieren – wieder, wie wichtig unsere einheimische Landwirtschaft ist. Dass die Produktion in der Landwirtschaft selber auch teilweise von Importen abhängig ist, zeigt sich zurzeit beispielweise daran, dass wegen der verstärkten Grenzkontrollen die Lieferungen für Saatmais ins Stocken geraten sind.

Hohe Hygienevorschriften

Landwirt Thomas Göggel aus Kappel melkt wie gewohnt jeden Tag seine Kühe. Natürlich müsse dabei die Hygiene eingehalten werden, erklärt er. «Doch diese hohen Vorschriften hatten wir schon immer. Es geht schliesslich um die Qualität der Milch.» Und er ergänzt humorvoll: «Wir haben schon immer gründlich die Hände gewaschen.» Zurzeit sei die Nachfrage nach Milch gestiegen. Laut SMP (Verband der Schweizer Milchproduzenten) ist die erhöhte Nachfrage auch auf das Versiegen des Einkaufstourismus zurückzuführen. Und das Vertrauen der Konsumenten in die Schweizer Milch ist hoch.

In Rifferswil bewirtschaftet Pirmin Hurter seinen Betrieb mit Schweine- und Rindviehmast. Er ist persönlich optimistisch eingestellt trotz Krise. «Ich habe Respekt und halte mich an die Massnahmen, aber ich lasse mich nicht von der Angst treiben.» Er habe es hier auf dem Hof natürlich schön mit viel eigenem Umschwung und Bewegungsfreiheit. Bis jetzt hat er keine Probleme mit dem Verkauf seiner Tiere. Er beliefert die Migros unter dem Label «Aus der Region für die Region». Doch grundsätzlich ist der Fleischabsatz seit der Coronakrise stark gesunken. Restaurants, Kantinen oder Hotels fallen als Abnehmer von guten und teuren Fleischstücken weg. Der landwirtschaftlichen Presse ist zu entnehmen, dass die Branchenorganisation Fleisch mehrere Massnahmen beschlossen hat. Unter anderem sollte der Fleischimport zugunsten der Schweizer Produktion ausgesetzt werden.

Gemüse und Pilze sind gefragt

Die Familie Moser aus Obfelden baut auf gut 30 Hektaren Freiland-Gemüse an und beliefert ebenfalls die Migros unter dem Label «Aus der Region für die Region». Bis jetzt gebe es nichts zu klagen, sagt Timon Moser auf Anfrage. «Der Absatz läuft gut, da die Konsumenten zurzeit nicht auswärts essen, sondern zu Hause kochen und somit im Laden einkaufen gehen.» Im Moment liefern Mosers verschiedenes ­Lagergemüse und frischen Nüsslisalat sowie Frühlingszwiebeln. In den letzten Wochen wurden bereits Kohlrabi, Salat und Fenchel gesetzt. Probleme mit fehlendem Personal haben Mosers nicht. «Unsere polnischen Mitarbeitenden haben feste Arbeitsverträge und dürfen daher ungehindert einreisen.»

Auch für Fabian Schneebeli, der mit seiner Familie in Obfelden einen Biobetrieb mit Ackerbau, Mutterkühen und Austernpilzen führt, ist die Situation im Moment nicht dramatisch. «Beim Pilzverkauf fehlen im Moment die Gastronomiekanäle», berichtet er. «Dafür braucht der Detailhandel umso mehr.» Zurzeit sei der Bedarf sogar gestiegen. Doch er hat auch Respekt. «Die Situation ist auch sehr unsicher und vor allem schlecht planbar.»

Auf dem Hof von Gregor Blattmann oberhalb von Sihlbrugg (Gemeinde Hausen) spielt sich das Leben in gewohntem Lauf ab. «Bei der Feldarbeit ist das Einhalten der Abstände ja kein Problem», erklärt er. Zu seinen Betriebszweigen gehört auch die Produktion von Bruteiern für das Aufziehen von Poulets. Hierzu führt er aus, dass die Hygienevorschriften für die Hühnerhaltung seit der Vogelgrippe dermassen streng seien, dass sich jetzt an den Abläufen nichts verändert habe. «Diese bewährten Massnahmen sind zuverlässig und sicher.» Er fasst zusammen, dass bei der Produktion in der Landwirtschaft kaum Probleme bestehen. «Entscheidend ist aber, dass niemand ausfällt und dass wir alle gesund sind. Wir als Bauernfamilie, der Milch­chauffeur oder auch die Leute in der Verarbeitung.» Denn jetzt wäre es sehr schwierig, Fachkräfte als Aushilfen zu finden. «Die gesamte Kette von der Produktion über die Abnehmer bis zur Verarbeitung muss funktionieren. Das ist jetzt die grosse Herausforderung.»

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