Von bulligen Hunden und Heim-Apéros

Ein Spaziergang durchs stille Affoltern

Viele häufig frequentierte Plätze und Orte in Affoltern sind derzeit unbelebt. (Bilder Werner Schneiter)

Viele häufig frequentierte Plätze und Orte in Affoltern sind derzeit unbelebt. (Bilder Werner Schneiter)

Zwei Velos und ein Kleinmotorrad auf dem Abstellplatz und wenig Bewegung in der Tiefgarage deuten auf wenig Kundschaft im Coopark in Affoltern hin. Tatsächlich gibt es ­wenig Frequenz in der Mall, einige Geschäfte sind geschlossen; Kundschaft wird mit Absperrbändern geleitet und aufgefordert, die Hände vor Betreten des Ladens zu desinfizieren. Die Roll­läden des Restaurants sind unten, eine fast gespenstische Ruhe an einem Ort, wo im Normalfall dicht an dicht Einkaufswagen geschoben werden und ein Gewusel herrscht.

Nun ja, Dichte ist das No-Go der Stunde, überall in der Hauptstadt. Der Bahnhof? Derzeit nicht gerade eine  ausgesprochene Pendler-Drehscheibe, kein Ort der Begegnung, auch nicht vor dem (geöffneten) Kiosk, wo sich in ­virusfreien Zeiten Alkis und andere zuprosten. Ausgedünnte Fahrpläne und kaum besetzte Bänke vor den Postautohaltestellen. Nun ja, es ist zwar schön, aber der steife Biswind lädt auch nicht gerade ein, sich längere Zeit im Freien aufzuhalten. In Bahnhofnähe sitzt eine junge Frau auf einem Fensterrahmen und geniesst ihr Sandwich. Allein. In die ungewohnte Ruhe dringt nur etwas Lärm von einer nahen Baustelle.

Ein Spaziergang durch Affoltern zeigt: Die Menschen beachten die verordneten Massnahmen; am letzten Dienstag wurden nirgends  Gruppen von drei oder mehr Personen gesichtet.Ausnahmen gibts, wie die Nachfrage bei der Kantonspolizei in Affoltern zeigt. Grossmehrheitlich lässt man Vorsicht walten wie jenes Ehepaar, das in der Bahnhofunterführung zwar freundlich grüsst, aber vor dem Kreuzen sofort auf die andere ­Seite wechselt.

Die Obere Bahnhofstrasse, die einstige «Einkaufsmeile», der grosse Platz zwischen Fust und Fressnapf und jener beim Stadthaus: fast gespenstisch leer. Eine ungewohnte Stille. An den Geschäften meist der übliche Aushang mit dem am häufigsten verwendeten Satz: «Wegen Coronavirus vorüber­gehend geschlossen». Bei einem Modegeschäft immerhin der Hinweis: Falls die ausgestellten Kleider Gefallen finden, können sie reserviert werden, heisst es mit der Bitte um eine diesbezügliche Nachricht.

Zur Migros im Zentrum Oberdorf wird der Weg ebenfalls mit Bändern vorgegeben. Darüber wacht ein roter, bulliger Kunststoffhund, der so dasteht als wolle er das Virus wegbellen. Wenige Meter später, an der Zürichstrasse, will man Kundschaft mit einer Take-Away-Werbetafel «gluschtig» machen: die einzige Möglichkeit, die Restaurants derzeit verbleibt.

Dann treffe ich auf ein mir bekanntes Ehepaar, beide im vorgerückten Alter. Er, ein Ur-FCZ-Fan, vermisst nicht nur den Fussball, sondern auch die gesellige Runde in der Beiz. «De Apéro müend mer halt jetzt deheime näh ...». In seiner Stimme schwingt unüberhörbar Bedauern mit. Ein anderer Rentner huscht an mir vorbei und ruft mir zu: «Wenigstens dürfen wir noch zum Spaziergang ins Freie.» Ein weiterer, Liegenschaftenbesitzer, beklagt sich lautstark über seine mehrjährigen Erfahrungen mit Verfahren an Gerichten.

Schliesslich treffe ich auf meine Nachbarin, die mit gefülltem Einkaufskorb zum Auto geht. Das sei die Ausnahme, bekräftigt sie unter dem Hinweis, dass sie ansonsten auf die Einkaufsdienste ihrer lieben Schwiegertochter zählen dürfe. Aber auch sie in der Hoffnung, dass das Posten in absehbarer Zeit wieder vollumfänglich in Eigenregie möglich wird. Wie so viele andere alltägliche Dinge, auf die jetzt verzichtet werden muss. (-ter.)

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