Die Ämtler Gemeinden profitieren vom Rekordergebnis

Erfreuliche Zahlen für die Ämtler Gemeinden an der «Gemeindeversammlung» der ZKB. Von links: ZKB-Anlagenchef Christoph Schenk, Samuel Schweizer, Chef der gastgebenden Ernst Schweizer AG, Mario Landolt (ZKB, Firmenkunden), Mark Roth (Bankpräsidium), ZKB-Filialleiter Martin Diethelm und Michael Hartmann (Private Banking). (Bild Thomas Stöckli)
An der «Gemeindeversammlung» orientiert die ZKB die Ämtler Gemeinden jeweils über die Höhe der aktuellen Gewinnausschüttung. Diesmal war der Anlass bei der Ernst Schweizer AG in Hedingen zu Gast.
Von: Thomas Stöckli
Wenn es der Zürcher Kantonalbank (ZKB) gut läuft, profitieren auch Kanton und Gemeinden. Rund 45 Prozent des Gewinns schüttet die Bank jeweils als Dividende aus – zwei Drittel an den Kanton, ein Drittel an die Gemeinden. Diese «Zauberformel» steht nun allerdings zur Debatte. Mit der Umsetzung der Oecd-Mindestbesteuerung wird auch die bisher steuerbefreite ZKB künftig 15 Prozent Steuern auf ihren Gewinn zahlen müssen, und zwar an den Kanton. Dadurch würde der Gewinn-Anteil für die Gemeinden nach aktueller Gesetzeslage von 15 auf 10 Prozent – also um ein Drittel – schrumpfen. Um in der Verteilung an Kanton und Gemeinden den Status Quo zu wahren, bräuchte es entsprechend eine Änderung des Kantonalbankgesetzes.
Das war aber nur ein Randthema am traditionellen Anlass zur Präsentation der Gewinnausschüttung, der am Dienstagmittag stattfand, diesmal bei der Ernst Schweizer AG in Hedingen. 2022 sei ein sehr erfolgreiches Jahr gewesen, verkündete Mark Roth vom ZKB-Bankpräsidium: Den Gewinn habe man um 12 Prozent steigern können, auf erstmals über eine Milliarde Franken. Als wichtige Faktoren zu diesem Erfolg nennt er die Zinswende, aber auch die unsicheren Zeiten mit viel Bewegung an den Märkten. So legte das Handelsgeschäft sogar um 18 Prozent zu.
Grösster prozentualer Zuwachs in Ottenbach
Entsprechend zum Rekordergebnis fällt auch die ordentliche Dividende für die Gemeinden mit 160 Millionen höher aus denn je. Davon gehen 5,76 Mio. an die Bezirksgemeinden, wie Martin Diethelm, Filialleiter der ZKB Affoltern, ausführte. Bei 56783 Einwohnerinnen und Einwohner per Ende 2022 sind das gut 100 Franken pro Kopf, den Kantonsbetrag miteingerechnet, gar über 300 Franken.
Um mehr als 700000 Franken – oder 14 Prozent – ist die diesjährige Gewinnausschüttung höher als jene im Vorjahr. Da die Verteilung an die Einwohnerzahl gebunden ist, bekommt Affoltern den grössten Batzen, nämlich 1,27 Mio. Franken Franken. Für Obfelden gibt es gut 586000, für Bonstetten und Mettmenstetten je 570000, für Wettswil 536000 Franken. Hausen, Hedingen und Stallikon dürfen sich auf je gut 390000 Franken freuen. Knonau erhält 245000, Aeugst 202000, Kappel 134000 und Rifferswil 117000, Maschwanden immerhin noch über 65000 Franken.
Prozentual am meisten zugelegt hat Ottenbach, von 245797 auf 288767 Franken, plus 17 Prozent. In der Reussgemeinde hat die Bevölkerung im Vergleich zum Vorjahr um 104 Personen zugenommen. Als Hauptgrund nennt Gemeindepräsidentin Gaby Noser Fanger vier neue Mehrfamilienhäuser. Errichtet wurden diese anstelle von bestehenden kleineren Bauten. Von «innerer Verdichtung», spricht die Gemeindepräsidentin – und freut sich über den in dieser Grössenordnung nicht erwarteten Zustupf in die Gemeindekasse.
Gaby Noser war eine von zehn Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten, die sich den Anlass der ZKB in den Räumlichkeiten der Ernst Schweizer AG in Hedingen nicht entgehen lassen wollten. Drei weitere Gemeinden delegierten jemanden aus dem Gemeinderat und/oder der Gemeindeverwaltung. Nicht vertreten war einzig Kappel. Dabei fand die «Gemeindeversammlung» erstmals nach der Corona-Zäsur wieder in grossem Rahmen statt.
Rezession unrealistisch, aber möglich
Und wie geht es weiter? Christoph Schenk, Wirtschaftswissenschafter und Anlagenchef der ZKB, wagte einen Ausblick auf Wirtschaft und Konjunktur. Den fulminanten Start ins Jahr, verursacht durch die rückläufige Inflation in den USA, die Abwendung der befürchteten Energiekrise in Europa und das Ende der Zero-Covid-Strategie in China, wurde zwar durch den Kollaps der Silicon Valley Bank ausgebremst, doch zumindest sei Letzterer nicht ansteckend, gab Schenk Entwarnung: Das sei ein Einzelfall, hielt er fest, und zudem habe die Aufsicht versagt.
Bis Ende 2024 erwartet Schenk, dass sich die Inflation wieder an die magische Grenze von zwei Prozent annähere. Weiter runter dürfte es allerdings nicht gehen. Als Gründe nennt er die abnehmende Anzahl von Leuten im Arbeitsprozess, aber auch die teuren Trends zur Entflechtung von internationalen Handelsströmen (Deglobalisierung), zur Energiewende und zur Rüstung in unsicheren Zeiten. Der Wirtschaftsmotor dürfte 2023 noch ins Stottern kommen. Mit einer Rezession rechnet Schenk zwar nicht, ausschliessen könne man dieses Szenario aber auch nicht.
«Wir erwarten auch 2023 ein ansprechendes Ergebnis», stellte Mark Roth den Gemeinden in Aussicht. «Ob wir aber die Milliarde wieder werden knacken können, weiss ich noch nicht.»