253-tägige Durststrecke beendet

Der Mettmenstetter Urs Huber gewinnt wieder. In Spanien hat er die bisher längste sieglose Zeit in seiner 16-jährigen Sportkarriere als Mountainbike-Berufsrennfahrer beendet – nach fast neun Monaten!

Urs Huber (Bildmitte, stehend) und Simon Schneller (rechts von Huber) lachen umringt von ihrem Teamkollegen als Sieger vom Podium des Andalucia Bike Race. (Bild Sportograf)
Urs Huber (Bildmitte, stehend) und Simon Schneller (rechts von Huber) lachen umringt von ihrem Teamkollegen als Sieger vom Podium des Andalucia Bike Race. (Bild Sportograf)

Die ersten Rennen der Saison 2021, die Urs Huber seit Ende März in Spanien und Italien gefahren war, endeten meist im Mittelfeld. Eine ungewohnte Bilanz für den erfolgsverwöhnten Säuliämtler, der in den vorherigen Jahren Siege sammelte wie andere Leute Briefmarken. Doch dann folgte die Überraschung. Zusammen mit seinem neuen «Bulls»-Teampartner Simon Schneller ist Huber erstmals am sechstägigen Etappen­rennen Andalucia Bike Race angetreten. «Nach sechs Team-Wettkämpfen mit Simon Stiebjahn wollte ich es mal mit Simon Schneller versuchen. Er ist ähnlich zäh wie ich und versucht immer das Beste aus der Situation zu machen», begründet Huber den Wechsel. Ihm mache es Spass, jungen Fahrern seine Erfahrung weiterzugeben.

Zum Auftakt des Andalucia Bike Race am vorletzten Montag, 17. Mai, galt es lediglich, eine nicht besonders anspruchsvolle Kurzetappe zu absolvieren. Nicht unbedingt die Stärke von Huber, aber durchaus die seines zwölf Jahre jüngeren Partners. Schneller war 2019 deutscher U23-Crosscountry-Meister und im Vorjahr als Neoprofi bereits Dritter bei den Bikemarathon-Meisterschaften geworden. Mit 27 Sekunden Vorsprung liess das «Bulls»-Duo dann überraschend die gesamte Konkurrenz hinter sich. Nach 253 Tagen ohne Sieg stand Huber erstmals wieder zuoberst auf dem Podium.

Ruhig bleiben und abwarten

«Allzuviel bildeten wir uns darauf aber nicht ein, denn die harten Teilstücke kamen ja erst noch, zumal das Rennen sehr gut besetzt war. Bis am letzten Samstag kündigten sich in Südspanien zudem täglich steigende Temperaturen mit Spitzenwerten von gegen 40 Grad an», blickt Huber zurück. Wie flüchtig das Leadertrikot ist, zeigte sich bereits auf der zweiten Etappe, als Schneller kurz nach dem Start einen Reifendefekt zu beklagen hatte. Das «Bulls»-Duo verlor als Zweite genau 27 Sekunden an die beiden Sieger Samuele Porro/Daniel Geismayr. Damit waren die beiden führenden Teams zeitgleich. Da in solchen Situationen das letzte Resultat ausschlaggebend fürs Leadertrikot ist, mussten es Schneller/Huber an Porro/Geismayr abgeben. Mit dem Triumph auf dem dritten Teilstück holte es sich das Deutsch-Schweizer Duo aber wieder zurück, denn diesmal war es Porro, der mit einem Defekt (gebrochener Lenker) viel Zeit einbüsste. 80 Sekunden hinter den Leadern lauerten nun der WM-Dritte Martin Stosek und sein Partner, der WM-Zweite von 2019, Kristian Hynek auf Rang zwei im Zwischenklassement. Doch auf der vierten Etappe verpassten Stosek/Hynek den Abgang der Spitzengruppe. Schneller/Huber konzentrierten sich darauf, die Führung zu verteidigen und erreichten das Ziel als Zweite. Nun waren Jose Silva Dias und Hans Becking mit 96 Sekunden in Lauerposition. Aber das topgesetzte «Bulls»-Team vermochte das Zeitpolster auf den verbleibenden beiden Etappen erfolgreich zu verwalten.

Die Bestätigung für die Geduld

Für Huber ist dieser Triumph eine Bestätigung und das Ende einer ungewöhnlich langen Durststrecke. Letztmals stand der Mettmenstetter am 5. September 2020 am Jura Bike Marathon zuoberst auf einem Podium. Huber sagt: «Mit zunehmender Zeitdauer entwickelte sich im Vorjahr der Corona-Shutdown zum Problem. Ich hatte mich sehr intensiv auf das Cape Epic, das jeweils Anfang April stattfindet, vorbereitet. Dann kam die Absage. Mich reute es, das ganze Wintertraining einfach so verfallen zu lassen.» So habe er versucht, das Niveau zu halten – bis zum Swiss Epic im August 2020. Ganze neun Monate ununterbrochenes Training sei natürlich zu viel gewesen, wovon die beiden zweiten Ränge an der O-Tour und an der Schweizer Meisterschaft zeugten. «Vor allem der Titelkampf war für mich derart enttäuschend, dass ich danach die Saison 2020 mental bereits abhakte und die verbleibenden Rennen ohne grosse Ambitionen fuhr.» In der Vorbereitung auf diese Saison habe er es ruhiger genommen, wovon auch die Resultate im Mittelfeld zeugten. «Der Sieg am Andalucia Bike Race könnte ein Indikator sein, dass mein Plan für dieses Jahr wieder aufgeht», frohlockt der 36-jährige Mettmenstetter.

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